Lodrik ist der Thronfolger des
Königreiches Tarpol. Für seinen strengen, militärisch geprägten Vater ist der
Sohn eine einzige Enttäuschung. Dick, weinerlich, auf dem politischen Parkett und
im Übungshof der Kaserne die personifizierte Peinlichkeit.
Niemand traut sich, dem Regenten seine
ehrliche Meinung über Lodrik zu sagen. Oberst Mansk äußert halb im Scherz: «Jeder
wächst mit seinen Aufgaben.»
Und dieser Spruch veranlasst den Kabcar,
einen letzten Versuch zu unternehmen um aus seinem Sohn einen würdigen Nachfolger
zu machen. Um den unbeliebten Thronfolger loszuwerden überträgt Kabcar Grengor
seinem Sohn eine neue Aufgabe und schickt ihn in den kalten Norden. Dort soll
er als neuer Gouverneur die Provinz Granburg übernehmen und für Ruhe und
Ordnung sorgen. Begleitet von seinem treuen Diener Stoiko und dem Leibwächter
Waljakov beginnt die lange und gefahrvolle Reise in die weit abgelegene
Provinz. Dort haben sich die Adeligen und Großbauern schon lange das Zepter übernommen, pressen
die Bauern aus, erhöhen willkürlich die Steuer und Leben in Saus und Braus. Ein
neuer Gouverneur gefährdet das Leben dieser Oberschicht und bevor Lodrik
überhaupt in Granburg eintrifft, beginnen schon die Intrigen gegen ihn.
Für den jungen Mann entscheidet sich
hier alles. Wird er es schaffen, sich zu ändern und die Erwartungen an einen
Thronfolger erfüllen oder wird er jämmerlich versagen?
Kommentar:
Ich wollte in den Urlaub nur ein Buch
mitnehmen und ich musste wissen, dass es mich weder enttäuschen noch langweilen
wird. Ich habe die Ulldart Saga von Markus Heitz schon vor über 20 Jahren
gelesen. Auf einer Lesung erzählte der Autor, dass diese Saga damals kein
Erfolg war. Es war wohl noch nicht die Zeit für gute Fantasy aus Deutschland.
Lodrik ist ein Junge, der in allem
versagt und spöttisch von allen »Keksprinz« gerufen wird. Essen ist seine
einzige Leidenschaft, was man ihm auch ansieht. Als eine Prophezeiung besagt,
dass mit dem Tode des Prinzen von Tarpol die dunkle Zeit auf den Kontinent
Ulldart zurückkehren wird, gilt es, das Leben des Prinzen unter allen Umständen
zu schützen. Also wird er unter einem falschen Namen, in Begleitung zweier
fähiger Männer, an das Ende der Welt geschickt. Dort soll er anonym als
Gouverneur die Zügel in die Hand nehmen und beweisen, dass er mehr kann als nur
Essen in sich hineinstopfen.
Ein Zitat, das verdeutlicht, wie sehr
Lodrik seinen Vater zur Verzweiflung treibt:» Höre Er auf zu jammern, oder ich
schlage ihm hier und jetzt eins mit dem Grogbecher aufs Dach, dass die
Schindeln wackeln, Herr Sohn.«
Auf den ersten Seiten hat der Leser kein
Mitleid mit Lodrik. Ein fünfzehnjähriger Junge, der sich noch nicht einmal
alleine ankleiden kann und der von vorne bis hinten bedient wird? Da schüttelt
man schon den Kopf. In einer mittelalterlichen Welt ist man in dem Alter
bereits ein Mann und zieht mit in den Krieg. Die lächerlich anmutende Figur des
Thronfolgers und sein jämmerliches Gebaren lassen eher an ein verstocktes
Kleinkind denken als an einen Prinzen.
Doch schon auf der Fahrt nach Granburg
erkennt man langsam, dass in dem Jungen ein guter Kern steckt. Er sieht auf
der langen Reise in den Norden durchaus die Ungerechtigkeit, die im Land
herrscht. Als vor seinen Augen eine junge Frau von den Hunden eines Adeligen zu
Tode gehetzt wird, nimmt sich Lodrik vor, die Dinge zu ändern. Sicherlich ist
es naiv zu glauben, dass er dies ohne Widerstand schaffen wird aber in Stoiko und
Waljakov hat er zwei brillante Ratgeber, die ihn in allen Belangen
unterstützen. Und erstaunlicherweise hört der Thronfolger vor allem auf Waljakov.
Unter dessen strenger Anleitung trainiert Lodrik täglich und übt sich im
Schwertkampf, ein langer und mühsamer Weg.
Nach und nach erleichtert Lodrik das
Leben der Bevölkerung durch neue Anordnungen und Steuererlasse, macht sich aber
auch viele Feinde. In seiner Verzweiflung bittet er den schwarzen Gott Tuzlan
um Beistand, da Ulldrael, der Gott des Landes Ulldart, ihm keine Hilfe gewährt.
Den Beistand bittet er nicht für sich sondern für die hilflosen Menschen. Aber
aus Gutem erwächst oftmals das Böse und nichtsahnend hat Lodrik Ereignisse in
Gang gesetzt, die der Prophezeiung eine neue völlig neue Bedeutung geben.
Ich habe Band eins und zwei als Sammelband
gelesen, das Buch hat über 800 Seiten und ich habe mich keinen Moment
gelangweilt. Die Entwicklung des Prinzen schreitet langsam voran und wird
dadurch sehr glaubwürdig. Markus Heitz hastet nicht durch die Geschichte
sondern lässt den Personen Raum sich zu entfalten. Gerade die Beziehung
zwischen Waljakov und Lodrik wächst langsam und das Vertrauen, dass sich
zwischen Stoiko, Waljakov und Lodrik entwickelt, ruht auf festen Füßen. Als
sich die Adeligen und Großbauern der Provinz gegen den neuen Gouverneur
verbünden, fehlt ein Mann. Diesen, Brojak Miklanowo und seine forsche Tochter Norina,
kann Lodrik auf seinen Seite ziehen und beide helfen ihm bei seinen Reformplänen
und geben ihm Ratschläge, wie man der Bevölkerung helfen kann.
Es ist wunderbar zu lesen, wie sich der
junge Mann an den kleinen Erfolgen freuen kann, wie er bei der Bevölkerung immer
beliebter wird und wie ihn mit Norina bald eine tiefe Freundschaft verbindet. Er
mag die junge Frau, die ihr Herz auf der Zunge trägt und ihm immer wieder neue
Reformpläne unterbreitet.
Doch über all dem hängen die dunklen
Wolken, denn ist Tuzlan einmal angerufen, gibt es kein Zurück.
Als Kabcar Grengor unerwartet stirbt,
muss der Prinz Granburg und Norina verlassen und beweisen, dass er würdig ist,
das Land zu regieren. Hat er genug gelernt um auf dem großen Parkett zu
bestehen?
Das Geschichte spielt aber nicht nur in
Granburg. Parallel zu den Ereignissen in Granburg und Tarpol schildert der
Autor auch noch die Entwicklung in einigen andere Provinzen. Figuren werden
positioniert, die langsam in die Geschicke der Welt eingreifen. Das sorgt für
Abwechslung und Spannung und man ist neugierig, wer sich letztendlich für
welche Seite entscheidet. Mit dem Piraten Torben Rudgass kommt auch etwas Humor
in die spannende Handlung, die mich absolut zu überzeugen wusste. Und auch Predor, König von Ilfaris und sein Hofnarr
Fiorell sorgen für heitere Momente. Seinen Spitznamen »der Pralinige« hat König
Predor nicht umsonst erhalten. Mit seinen Pralinenkreationen überzeigt er die
stärksten Widersacher. Momentan bin ich bei Band drei der Saga und es geht
spannend weiter.
Mittlerweile ist Markus Heitz eine feste
Größe in der deutschen Phantastik Szene, mit Ulldart hat er einen wunderbaren
Start hingelegt und mit den Zwergen hat er dann seinen wohlverdienten Platz im
Olymp erhalten.
Titel: Schatten über Ulldart/Der Orden
der Schwerter
Reihe: Ulldart, Sammelband enthält Band
eins und zwei
Autor: Markus Heitz
Verlag: Piper, TB, ca. 850 Seiten
ISBN: 978-3492285285
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