29 Januar 2023

Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba von Markus Cremer

Nachdem der perfide Plan des Marquis de Mortematre misslungen ist, tritt nun Mama Legba persönlich in Erscheinung. Sie verteilt auf dem gesamten europäischen Kontinent geheimnisvolle Puppen und jeder, der diese Puppen berührt, gerät sofort unter den Bann der Hexe. 
Eigentlich wollten Archibald Leach und Sarah Goldberg ihre Flitterwochen in Paris verbringen. Doch wenn das Empire, ja sogar die ganze Welt, in Gefahr ist, wer sollte dann eingreifen, wenn nicht diese beiden mutigen Abenteurer? Ihre Gegnerin scheint diese Mal unbesiegbar, selbst Königin Viktoria wird durch eine der Puppen kontrolliert. So hat Mama Legba ihre Spione überall, hört und sieht alles. Egal, was Sarah Goldberg und ihr Gefährte auch unternehmen, die Hexe ist ihnen immer einen Schritt voraus. 
Natürlich bekommen die Eheleute wieder Hilfe von Sir Ian Turner und Llyod Collins. Sogar der verrückte Onkel Heisenberg ist mit von der Partie. Und nach dem Motto »der Feind meines Feindes ist mein Freund«, sind ebenfalls wieder die kühle deutsche Carmilla und die faszinierende Französin Daphne mit dabei. Für Konfliktpotential ist also gesorgt. 
Dieses Abenteuer erinnert ein bisschen an in 80 Tagen um die Welt. Das Ehepaar startet in London, flüchtet nach Paris und reist mit einem Zirkus nach Moskau. Überall warten die Verbündeten der Mama Legba schon auf sie, immer wieder entkommen sie nur knapp und verlieren mehr und mehr Verbündete und Freunde. Von Moskau aus geht es weiter nach Tibet, wo sie Sir Ian Turner und Llyod Collins auf einem Gefangenenlager befreien. Von Tibet reisen sie weiter in den Kongo, nur um dort festzustellen, dass sie einer falschen Spur gefolgt sind. Allerdings fällt ihnen dort eine Todesliste in die Hände auf der die Namen derer vermerkt sind, die Mama Legba vernichten möchte. Alle Namen sind durchgestrichen bis auf einen. Diese Person lebt in der Eifel, also begeben sich die Gefährten auf Umwegen nach Preußen und versteckt in einer Freakshow, reisen sie in die Eifel. Sarah Goldberg erfährt auf diesen Reisen einige Geheimnisse über ihren Ehemann, zum Beispiel, dass dieser schon einmal verlobt war. Oft fragt sie sich, was ihr Ehemann noch vor ihr verbergen mag, was er in den Jahren, als er verschwunden war, alles getrieben haben mag. 
Jedem Kapitel ist eine kurze Notiz vorangestellt. Zitate aus diversen Werken. Die Phantasie des Autors ist hier unerschöpflich, gerade bei diesen kleinen Bonmonts habe ich oft schallend gelacht. Die Werke tragen folgende Namen und die Titel sprechen für sich. Ich liste sie auf, weil sie ein Hinweis darauf sind, wie originell, einfallsreich und witzig dieser Roman ist. 
 
Mit Schirm, Charme und Prothese 
Sarah Goldbergs monatliche Kolumne 
Seiten aus Sarah Goldbergs Tagebuch, an diversen Stellen über Jahre entdeckt. 
Auszüge aus: Höhen und Tiefen meiner Ehe mit Archibald Leach (Autobiografie) 
Meine Reisen um die Welt (autobiografische Erinnerungen Sarah Goldbergs) 
Waffenkunde und leichte Modifikation für Einsteiger (stellenweise von der britischen Armee übernommen) 
Ratgeber für exzentrische Paare (Flitterwochen in der Hölle) von Sarah Goldberg 
Essay: jenseits vom Jenseits 
Sarah Goldbergs Okkultismus Ratgeber (lachen Sie nicht über Geister) (posthum veröffentlicht) 
Sarah Goldbergs geheimes Tagebuch Nummer 24 
Memoiren einer Abenteurerin 
Katastrophen Killer und Kanonen 
Kriegstagebuch von Carmilla 
Berichte von Prudence Ogilvy , Wahrsagerin 
Persönliche Aktennotizen von Mister Wyrmdart – 1946 von seinem Enkel veröffentlicht mit dem Titel "Im Bett der Königin" 
Auszüge aus einer Kladde von Mama Legba
 
Durch Auszüge aus der Kladde von Mama Legba erfahren wir nach und nach den Grund des Hasses dieser Frau auf das britische Empire und vor allem auf Archibald Leach. Obwohl ihre Taten grauenhaft und unmenschlich sind, versteht man letztendlich ihre Handlungen, auch wenn man sie nicht gutheißen kann. 
Bei den Danksagungen fehlt meines Erachtens ein Dank an Victor Sen Yung, der leider viel zu früh verstorben ist und Markus Cremer anscheinend in seiner Kindheit so beeindruckt hat, dass er einen Platz in diesem Roman bekommen hat. 
 
Fazit: 
Ich hatte wieder sehr viel Spaß an diesem Roman und wenn man Markus Cremer einmal live erlebt hat weiß, dass man auch bei seinen Lesungen sehr viel Spaß hat. Ein rasantes Abenteuer, dass einen über 785 Seiten in Atem hält. Amalia Peabody hat Konkurrenz bekommen. 
 
Titel: Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba 
Reihe: Archibald Leach 
Verlag: Art Skript Phantastik, Softcover, 785 Seiten 
ISBN: 9783945045107

Zum Abschluss ein kleines Zitat aus Sarahs Kolumne »Loving Ladies in London«, erschienen beim Herald Magazine:

»....sein Hang zu kleinen Geheimnissen ist enorm, doch ich bemühe mich, ihm  ein mitfühlendes Eheweib zu sein. Dies beinhaltet, nach meiner Meinung, auch einen ordentlichen Tritt, wenn er völlig falschliegt oder Unsinn vorhat. Ein Verhalten, welches ich jeder Frau wärmsten ans Herz lege.«

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