23 Oktober 2022

Die Kreise der Erlösung - Die Sandmagier Band 4 von Pascal Wokan

 

Klappentext:
 
Der Ruf der Wüste hat Azir und Lian zu einem vergessenen Tempel inmitten der Wüste von Elismere geführt. Nun gibt es für sie nur noch das Ziel, die Verheerung aufzuhalten. Dafür müssen sie die Kreise der Erleuchtung meistern und sich den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit stellen, um die Sandmagie richtig zu verstehen. Kalak schart indes Verbündete um sich und nimmt den Kampf gegen einen alten Widersacher auf, dessen Einfluss das ganze Land umspannt. Während er einem Geheimnis auf die Spur kommt, das all seine Bemühungen zunichte zumachen droht, mehren sich die Zeichen, dass die Verheerung längst entfesselt wurde. Ihm bleibt nur eine Wahl: Er muss weitere Sandmagier finden und sie an sich binden, bevor der Sturm über seiner Heimat hereinbricht …
 
Kommentar: 
Ich persönlich finde es eigentlich blöd, den Klappentext zu kopieren und in der Rezension zu benutzen aber  hier habe ich keine andere Lösung gefunden. Für diejenigen Menschen, die der Serie ebenso verfallen sind wie ich, ist jedes Wort zu viel und ich gerate in Gefahr zu spoilern. 
Allen Menschen, die diese epische Saga bisher verpasst haben, empfehle ich, mit Band eins zu starten, denn die Bände bauen kontinuierlich aufeinander auf, ein Quereinstieg ist daher nicht ratsam.  Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Serie nochmals starten, nochmals erleben, wie sich Azir und Lian begegnen. Die Geschichte ist dramatisch, faszinierend, abenteuerlich, spannend, traurig aber auch humorvoll. Wofür Lian mit ihrer respektlosen Art schon sorgt. 
Die Zusammenarbeit mit Azir erfordert von Lian viel Vertrauen. Vertrauen, dass sie einem Mann entgegenbringen soll, der für die Vernichtung ihres Volkes verantwortlich ist. Verständlich also, dass die Göre den alten Mann (in ihren Augen uralt) immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Auch für Azir ist es nicht einfach zu vertrauen, denn er wurde von Menschen, denen er vertraut hat, verraten. Das Buch ist mit 568 Seiten dicker als die vorherigen Bände. Einige Leser mögen bemängeln, dass der Autor viel Zeit bzw. Seiten in die Entwicklung zwischen Lian und Azir gesteckt hat aber diese Zeit ist nötig um zu zeigen, wie diese beiden einsamen und misstrauischen Menschen ein Band knüpfen, von dem vielleicht eine Tages die Rettung der Welt abhängt.
Ein Zitat von Seite 21: 
»Die Götter der Sonne und des Mondes haben ihre Auserwählten: Den Sonnenkrieger, die Ungebundene, den Traumweber, die Baumeisterin, den Puppenspieler, den Dünengleiter, den Mentor….viele weitere werden folgen.«
Mittlerweile wurden einige der Auserwählten offenbart. Zu Beginn nahm man an, dass es lediglich zwei Sandmagier gibt aber nach und nach wird klar, dass dies nicht stimmt. Aber viele Menschen haben Angst vor ihrer Gabe, verstecken sie vor anderen. Wiederum andere wissen um die Macht ihrer Gabe und verheimlichen sie, um aus der Macht einen Vorteil zu ziehen. Oder sie möchten diese Macht nicht und verleugnen die Gabe daher.   
Die Geschichte pendelt zwischen dem Ort Saharin und dem Tempel der Sandmagier hin und her. Während Azir und Lian mehr über ihre Kräfte lernen, versuchen Kalak und Elu in Saharin einen Widerstand gegen König Vardor zu formieren. Dabei erhält Kalak die merkwürdigsten Verbündeten, von denen der Bettlerkönig sicher der Seltsamste ist. 
Die Passagen, in denen es um Lian und Azir geht sind für mich persönlich die Höhepunkte des Buches. Die Dialoge wirken zum Teil schon philosophisch, Lian öffnet sich wie eine Auster aber oft verschließt sie sich auch wieder, weil sie der Situation oder sich selber nicht traut. Auf Seite 335 befindet sich einer der schönsten Dialoge zwischen den beiden Sandmagiern, den ich leider nicht komplett zitieren kann, da er sich über mehrere Seiten hinzieht. Hier ein Auszug:

 »weißt Du warum ich weglaufe? « Sie zögerte, weil sie noch nie mit jemandem darüber gesprochen hatte.  »Wenn Du zu lange am selben Ort bist, wirst Du zu einer Person, die Du dort sein musst um zu überleben, und die Person, die Du in Wirklichkeit bist, verschwindet. « 

»Und welche Person bist Du in Wirklichkeit?«
 
Das herauszufinden ist wohl eines der  Ziele dieser Prüfungen, die die beiden Sandmagier vor fast unüberwindliche Aufgaben stellen und sie bis an den Rand des Todes führen. 
Lian öffnet sich auf eine Art und Weise, die man ihr nicht zugetraut hätte und das bringt Azir dazu, sich ebenfalls zu öffnen. Aber damit die Lage nicht zu ernst wird, gibt es auch Passagen, in den Lian ihr freches Mundwerk kaum zügeln kann und Azir vor immer neue Herausforderungen stellt. 
Ich lese gerade ein weiteres Buch des Autors, in dem ebenfalls ein junges, unabhängiges und respektloses Mädchen eine Hauptrolle spielt. Der Autor scheint einen Faible für solche Figuren zu besitzen. 
Insgesamt möchte ich nicht mehr auf den Inhalt dieses Buches eingehen. Es erwarten den Leser einige Überraschungen  vor allem, was weitere Sandmagier angeht. Mir haben auch die Rückblenden zu der Stadt Ravan gefallen u.a. der Bogen zu Cataia, die für Lian ja eine sehr wichtige Bezugsperson war. 
Vielen Dank an Pascal Wokan, der mir diesen Band geschenkt hat. Wer meine anderen Rezensionen zu seinen Büchern kennt weiß, dass die Rezension meine ehrliche Meinung widerspiegelt und nicht gekauft ist. Die Sandmagier sind einfach das Beste, was ich in der letzten Zeit  an High Fantasy für mich entdeckt habe. 
 
Fazit: 
Ein überzeugender vierter Band, der den Leser aber mit vielen Fragen zurücklässt, die hoffentlich im nächsten Band eine Antwort finden. Sprachlich wieder auf hohem Niveau. Eine perfekte Balance zwischen Humor und Spannung und faszinierenden Dialogen. Vor allem Kalak mit seinem beißenden Spott trägt viel zur Unterhaltung bei.

Volle Punktzahl!

Titel: Die Kreise der Erleuchtung 
Reihe: Die Sandmagier Band 4 
Verlag: Selfpublisher, TB, 568

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