24 April 2022

Tod eines Pinkerton (Nighthunter Band 9) von Anton Serkalow

 

Der adelige Vampir Louis Royaume und der Pinkerton Agent Horace Whittmore erreichen nach langen Mühen endlich Chicago. Hier befindet sich der »Mondstein«, ein Artefakt das der Ermittler dem Vampir entwendet und in die Agentur zur Untersuchung geschickt hat.  Der Detektiv weiß, was der Vampir in Chicago anrichten kann, sollte er den Stein nicht zurück erhalten. Das Grauen von Jericho steckt noch zu sehr in den Knochen des Ermittlers um den Vampir zu hintergehen.
 
Leider ist in der Stadt nicht alles so, wie erwartet. Die Welt hat sich weiter gedreht, während Horace sich im Hinterland aufgehalten hat. Die Ziele der Agentur sind nunmehr andere, wie der Detektiv am eigenen Leib erfahren muss. Die Arbeiter, von den Gewerkschaften aufgewiegelt, streiken und merkwürdige Gestalten streichen durch die Straßen und verbreiten Angst und Schrecken.
 
Kommentar: 
Zu meinem Schrecken habe ich feststellen müssen, dass mittlerweile drei neue Bände der Serie Nighthunter von Anton Serkalow erschienen sind und ich den Anschluss verpasst habe. Das hole ich nun nach. 
Das Buch enthält nur 168 Seiten aber diese sind wieder vollgepackt mit Spannung, Horror und unterschwelligem Humor. Die Geschichte ist dieses Mal zweigeteilt. Da sich Louis und Horace in Chicago trennen, erleben wir die Stadt aus derer beider Blickwinkel. Horace begibt sich in die Agentur auf der Suche nach Isaac Tollen, dem er das Schmuckstück zur Untersuchung geschickt hatte. Er hofft, den Mondstein unauffällig entwenden zu können. Leider haben ihn die Berichte über seine Abenteuer, die er im Wilden Westen erlebt hat, in Form von Groschenromanen überholt und er wird zu seinem Vorgesetzten zitiert, um Rede und Antwort zu stehen.  Dabei erfährt, er, dass sich Tollen nicht in der Agentur aufhält und somit auch nicht der Mondstein. 
Zusammen mit einem sehr verärgerten Vampir begibt sich Horace auf die Suche nach dem Wissenschaftler durch ein aufgeputschtes Chicago. Arbeiter streiken und liefern sich eine Schlacht mit der Polizei. Die Schuld für seltsame Todesfälle wird den »Rothäuten« in die Schuhe geschoben und die Situation droht zu eskalieren. 
Ein weiterer Erzählstrang handelt von Lee Twostone, der sein Geld mit illegalen Wettkämpfen verdient, um die Alten und Armen seines Volkes zu unterstützen und Geld für eine Schule zu sammeln. Er ist einer der ersten, der eine Begegnung mit den Zombies hat, muss er doch in einem Kampf gegen sie antreten.
 
Von der ersten bis zu letzten Seite hat mich dieser Teil der Nighthunter Reihe wieder in Atem gehalten. Durch die Kürze der Geschichte ist der Spannungsbogen durchgehend sehr hoch. Ich mag keine Zombies, lese keine Horrorromane und habe noch nie eine Folge »the walking dead« geschaut. Ich kann die Faszination der Menschen für diese lebenden Toten nicht nachvollziehen, für mich ist es eine grauenhafte Vorstellung. Dass ich diese Geschichte dennoch gelesen und bis zum Ende durchgehalten habe, spricht für die Erzählkunst des Autors und seine Überzeugungskraft. Und natürlich war ich fest davon überzeugt, dass Louis Royaume auch hier die Oberhand behält. 
Auf die Anspielungen des Autors auf die Popkultur brauche ich nicht mehr einzugehen. Mittlerweile erklärt er seine Hinweise in den Fußnoten, was dem Ganzen für mich ein bisschen den Reiz nimmt. Allerdings hilft es natürlich Lesern, die sich im Wilden Westen nicht so auskennen und denen manche Begriffe fremd sind. Und auf Seite 28 die Szene erklärt sich von selbst. Herrlich, ich habe statt Marjorie tatsächlich fast »Moneypenny« gelesen. 
Besonders gut gefallen haben mir die Einzelheiten aus der Vergangenheit Whittmores, in jedem Band streut der Autor immer wieder interessante und informative Hinweise zu seinen Figuren ein, die von Band zu Band lebendiger vor unseren Augen werden.   
Das Cover ist wieder ein echter »Eyecatcher« und ich bin immer noch dankbar, dass ich mittlerweile ein Bild eines Covers mein eigen nennen darf. Guisy Ame hat mit diesem Cover genau auf den Punkt gebracht, was den Leser erwartet. 
Zu Beginn der Serie hatte ich meine Zweifel, ob mir dieser Mix aus Western und Horror zusagen würde. Ich lese gerne Western wie Longmire oder die Serie von Hillermann und war skeptisch, ob dieser Mix hier funktionieren kann. Mittlerweile würde ich mich als Fan bezeichnen. Man merkt, dass der Autor sehr gut und genau recherchiert. Man erhält als Leser nicht nur Schockelemente sondern auch Details der damaligen Zeit, die oft gerne vergessen und unerwähnt bleiben. 
Für mich eine der besten Serien der letzten Jahre. Und jetzt lese ich Band zehn.
 
Titel: Tod eines Pinkerton 
Reihe: Nighthunter Band 9 
Verlag: Selfpublishing, TB, 168 Seiten 
ISBN: 9798585748691

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