03 April 2022

Die Totenfrau von Edinburgh von Oscar de Muriel

 

Madame Katerina kennen wir schon aus den vorherigen Bänden und wir wissen, dass Inspector Ian Frey nicht gerade der beste Freund der Hellseherin ist. Doch als sie des sechsfachen Mordes angeklagt wird und McGray ihn um Hilfe bitte, unternimmt er alles, um der Angeklagten zu helfen. Denn eines kann die britische Mimose überhaupt nicht leiden: Wenn jemand unschuldig des Mordes angeklagt wird. Und trotz seiner Abneigung gegenüber der Frau ist sich Ian Fry sicher, dass sie unschuldig ist - auch wenn alle Beweise gegen Madame Katerina sprechen. Als der Termin für die Hinrichtung feststeht beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. In seiner Verzweiflung kommt Ian Frey sogar der Bitte seines Partners nach, seinen Vater um Hilfe zu bitten.
Kommentar: 
Dies ist der fünfte Band der Serie um Ian Frey und Adolphus McGray und in meinen Augen ist es der bisher beste Band. Hier lernen wir die beiden Ermittler von einer ganz anderen Seite kennen. McGray gibt sich außergewöhnlich emotional, denn er hängt sehr an Madame Katerina, sie ist ein fester Bestandteil seines Leben und seine Freundin. Auch wenn er alle Menschen von sich wegstößt und niemanden richtig an sich heran lässt, gibt es doch einige wenige, die ihm etwas bedeuten. 
Ian Frey mag die Hellseherin nicht. Das hält ihn nicht davon ab nach der Wahrheit zu suchen und alles zu unternehmen, um die Frau zu retten. Er ist schon fast besessen und kniet sich Tag und Nacht in den Fall. Zwischen den Zeilen kann man heraus lesen, dass die beiden sehr unterschiedlichen Männer mittlerweile doch ein tiefes Band verbindet und Ian Frey es nicht ertragen kann, dass sein Partner noch einen Menschen verliert. 
Man sollte meinen, dass ein Buch, dass lediglich aus Ermittlungen und einem Prozess besteht, mit der Zeit langweilig wird. Aber Oscar de Muriel hat hier eine Spannung aufgebaut, die kaum auszuhalten ist. Hinter der Fassade der Familie, die Madame Katerina zu einer Seance eingeladen hat, verstecken sich Eifersucht, Gier und sogar Hass. Je tiefer Ian Frey vordringt, desto mehr dringt ans Tageslicht. Doch wie überall und wie es auch heute noch ist: Geld hat immer recht, während die Armen die Opfer sind und sich nicht wehren können. 
Der Mix aus Kriminalfall und Mysteriösem und sehr gelungen und wirkt glaubhaft. Sogar Ian Frey beginnt, an Geister zu glauben. "Die Kommission zur Aufklärung ungelöster Fälle mit mutmaßlichen Bezug zu sonderbarem und Geisterhaftem" scheint nicht ohne Grund zu existieren. Was für den Engländer als eine Strafe begann, entwickelt sich langsam zu einer Leidenschaft. Interessante und abwechslungsreiche Fälle, die die beiden Ermittler bis an ihre Grenzen bringen und sogar darüber hinaus, wie Frey hier beweist. Während McGray aufgibt und jede Hoffnung verliert, gräbt Fry immer weiter und weiter. 
Normalerweise mag ich es nicht, wenn zu viel vom Privatleben der Charaktere in eine Geschichte fließt. Hier ist es fester Bestandteil der Erzählung. Denn beide Ermittler sind so, wie sie sind, weil Ereignisse aus der Vergangenheit sie geprägt haben. Ian Frey, ein Cambridge Absolvent, wurde nach Schottland strafversetzt. Ein unbequem gewordener Polizist, den man in abgeschoben hat. MacGray hat viele Verluste erlitten, seine Schwester vegetiert in einer psychiatrischen Anstalt und McGray hofft immer noch, dass sie eines Tages gesundet. Man vergisst während des Lesens oft, wie jung McGray eigentlich noch ist. Ein Raubein und eine Mimose, deren Dialoge den Leser aber auch oft zum schmunzeln bringen. 
 
Fazit: 
Oscar de Muriel hat es hier geschafft, einen spannenden Fall zu konstruieren, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Die Figuren entwickeln sich glaubhaft weiter und ich bin gespannt auf den sechsten Band. 
 
Titel: Die Totenfrau von Edinburgh 
Reihe: Frey & McGray Band 5
Autor: Oscar de Muriel
Verlag: Goldmann, TB, 568 Seiten
ISBN.9783442491117

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