Die Flotte der Allianz ist unterwegs in
fremde Gefilde um Verbündete im Kampf gegen das Chaos zu finden. Sie segeln bis
an den Rand der bekannten Welt und darüber hinaus. Leider sind sie nicht
alleine, denn eine schwarze Flotte folgt ihnen, es befinden sich Spione des
Chaosbündnisses an Bord und die Anzahl der Intrigen ist kaum überschaubar.Chara und Siralen versuchen alles, um
die Mission zum Erfolg zu führen. Aber Charas konsequentes, teils
rücksichtsloses Handeln und Siralens Rückzug aus der Verantwortung (den Grund
kann ich nicht sagen, das würde zu viel verraten) führen zu Streitigkeiten innerhalb
der Führungsriege. Das geht so weit, dass Chara geächtet wird. Das macht es nicht
leichter, das Kommando über die Flotte auszuüben.
Als sie endlich landen finden sie zwei
Völker auf dem Kontinent die »Scorpios« und die »Blaks«. Pech, das diese beiden
Völker miteinander verfeindet sind und auch gegenüber den Eindringlingen
keinerlei Sympathie hegen. Die Verluste bei einer ersten Begegnung sind hoch
und es ist taktisches und diplomatisches Geschick gefragt. Nicht gerade eine
leichte Mission für die Flottenoberkommandantin.
Aber Chara wäre nicht Chara, könnte sie
die Probleme nicht auf ihre unnachahmliche Art lösen und die Reise weiter
führen.
Es ist keine einfache Aufgabe, eine
kurze Inhaltsangabe zu verfassen. Es passiert auf dieser Mission so vieles, alles
beeinflusst den Verlauf und den Erfolg der Reise, wie soll man da selektieren?
Chara hat viele Probleme zu bewältigen
aber ihr Freund Kerrim und der Lichtjäger Lindawen stehen treu an ihrer Seite. Obwohl
Lindawen weiß, was Chara hinter dem Rücken des Kommandos alles treibt, schweigt
er und versucht, Lösungen zu finden, die Chara nicht belasten. Ein wortkarger
und sicherlich nicht einfacher Elf, der schwer zu durchschauen ist. Nur seine
Treue zu Chara ist stark und sicher. Kerrim ist ihr Bruder im Herzen. Zusammen
haben sie viele Abenteuer erlebt und diese haben das Band zwischen ihnen
gefestigt. Er hält ihr in jeder Hinsicht den Rücken frei und unterstützt sie in
allem. Daran kann auch seine Liebesbeziehung zu einer anderen Frau nichts
ändern.
Mir hat dieser Band wieder sehr gut
gefallen aber stellenweise war ich von der Entwicklung der Personen wirklich
genervt. Siralen war für mich zu Beginn eine starke Frau und ihre Liebe zu
Tauron hat sie menschlicher gemacht. Was dann allerdings im Laufe der
Geschichte aus ihr wird, empfand ich als schockierend. Wohlgemerkt, nicht schlecht,
es hat mich erschüttert und sie hat mein tiefstes Mitgefühl aber letztendlich
war sie für mich die negativste Person in diesem Band. Mir ging es da wie Chara, ich hätte Siralen gerne
ab und zu eine verpasst, sie wachgerüttelt oder ihren Kopf in eiskaltes Wasser
getaucht. Dass fiktive Figuren den Leser emotional so ansprechen spricht für
das magische Schreibtalent des Autorenduos.
Das Buch trägt den Titel Irwin McOsborn.
Und ich habe mich lange gefragt, warum diese Nervensäge die Ehre bekommt,
Titelgeber zu sein. Alle bisherigen Bände wurden nach starken, beeindruckenden
Charakteren benannt. Der Barde Irwin McOsborn geht einem von Beginn an auf die
Nerven. Sowohl Chara, Siralen als auch dem Leser. Niemand weiß, warum er sich
überhaupt ständig den Landungstrupps anschließt. Er pisst sich vor Angst fast
jedes Mal in die Hose (nicht nur fast), ist ein weinerliches und lästiges Anhängsel,
das nur im Weg steht. Seine Selbstverliebtheit kennt keine Grenzen, sein gutes
Aussehen macht ihn bei den Frauen beliebt und innerhalb der Flotte hat er
tausende davon zur Auswahl, die er alle gerne beglücken würde.
Erst nach und nach kristallisiert sich
so etwas wie Ernsthaftigkeit und Verantwortung heraus, was keiner wirklich erkennt.
Denn er zeigt dies durch seine Musik, die kaum jemand wahrnimmt oder als
mächtiges Werkzeug realisiert. Seine Musik ist Magie, nur zeigt er dies viel zu
selten. Mit ihr kann
er Leben retten,
Verständigung herbei führen, die Herzen öffnen. Allerdings nur, wenn er seine
Arroganz und seine Ichbezogenheit mal für einen Moment vergisst.
Chara vollzieht in diesem Band eine
weitere Entwicklung. Je weiter sie sich von Al‘Jebal entfernt, desto freier
fühlt sie sich.
Zitat von Seite 352:
»Denn die Freiheit beflügelt meinen
Verstand und meinen Willen, diese Welt zu verändern. «
Auf El‘ Chan, wie diese neue Welt
genannt wird, kommt sie langsam auf die Spur ihres Meisters bzw. seines Volkes
und was sie hier sieht und erfährt, erschüttert sie zutiefst. Sie ist nicht
mehr die naive, hingebungsvolle und vertrauensvolle Assassinin ihres Meisters.
Gerade an ihren Tagebucheintragungen erkennt man, dass sie mittlerweile alles
hinterfragt und ihre eigenen Wege geht, egal wohin diese sie führen. Überhaupt sind
die Tagebucheintragungen wieder mit die spannendsten Abschnitte des Buches,
denn sie gewähren tiefe Einblicke in die Persönlichkeit der »Flok« und wir
Leser haben dadurch einen Vorsprung vor ihren Kameraden und Kameradinnen.
Ich würde gerne sehr viel mehr zu diesem
Buch schreiben aber alles wäre gespoilert. Was die Allianzflotte auf diesem
Kontinent erlebt bewirkt tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Flotte. Es
stellt sich die Frage, ob man die Dragatisten, sofern man sie finden,
eliminiert oder in die Flotte integriert. Hier prallen zwei Welten aufeinander
und ein Bruch zwischen einzelnen Mitgliedern des Oberkommandos scheint
unausweichlich. Es ist spannend zu lesen, wer sich auf welche Seite stellt und
ich empfand einige Entscheidungen als echte Überraschung.
Alles in allem hat mich auch Band sechs
durchaus überzeugen können und ich bin gespannt, wie die Reise weitergeht.
Diese Serie verleitet mich auch immer
wieder dazu, dass Glossar zu lesen. Die Informationen zu den Charakteren sind
sehr ausführlich und hilfreich und auch die Details zu den einzelnen Ländern,
zu Begriffen und der Sprache sind ein Sahnehäubchen. Das Autorenduo hat sich
hier wahrlich Mühe gegeben. Und ein Besuch auf die Website von
»chronikenvonchaosundordnung« lohnt sich auf jeden Fall, denn dort finden sich
wunderschöne, ausdrucksstarke Skizzen zu den Figuren, die zeigen, wie sehr das Autorenduo mit den Figuren verbunden ist. Ich stelle eine Skizze zu Chara ein und verlinke einen Beitrag von mir der ihr gewidmet ist, daran könnt ihr sehen, wie sehr mich diese Serie fasziniert und fesselt.
Fazit:
Ein Band mit überraschenden
Entwicklungen, großen Verlusten und Figuren, die man liebt und hasst.
Titel: Irwin McOsborn
Autoren: J.H. Praßl
Verlag: Acabus Verlag, Softcover, 663
Seiten
ISBN: 9783948695705
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