Der Erzmagier Reuben Tant hat sich in den abgelegenen Ort Frostkrone zurückgezogen. Er verließ den Königshof und gab seine privilegierte Stellung auf, weil ihm dort Entscheidungen abverlangt wurden, die sein Gewissen nicht mehr tragen konnte. Krieg ist notwendig, doch wenn dabei unschuldige Kinder ums Leben kommen, ist dies in Reubens Augen nicht mehr zu rechtfertigen.
Die politischen Ränke und Intrigen ekelten ihn immer mehr an, nur eine Flucht
bot ihm die Möglichkeit, sich dem Ganzen zu entziehen.
Nun hilft er den Einwohner Frostkrones
als Priester und Heiler, ohne ihnen jemals seine wahre Macht zu
offenbaren. Doch dieses friedliche Leben dauert nicht lange. Das Volk der
Vaarlaker aus dem hohen Norden startet einen Eroberungsfeldzug, sie töten und
versklaven alle Unländer und brandschatzen das ganze Land. Eine blühende
Zivilisation ist zum Untergang verurteilt. Wissen und Weisheit gehen verloren.
Reuben Tant ist nur ein einzelner Mann. Obwohl er alles unternimmt, um die
Bewohner Frostkrones zu beschützen, unterliegt er und stirbt. Nicht ohne vorher
alle Götter zu verfluchen und ihnen Rache zu schwören.
Dort, wo andere Bücher mit dem Tod
enden, beginnt die Geschichte Reuben Tants erst. Er strandet im Limbus,
mit Kräften ausgestattet, die mit seinen Fähigkeiten als Erzmagier nicht zu
vergleichen sind, die es ihm aber ermöglichen, ein Heer von Untoten
aufzustellen und einen Rachefeldzug gegen die Vaarlaker zu starten.
Zitat aus Wikipedia zum Thema
Limbus:
"....Im Mittelalter wurde diese Lehre (allerdings nicht von offizieller
kirchlicher Seite) wieder abgemildert: Die ohne persönliches Verschulden vom
Himmel ausgeschlossenen Seelen kommen demnach zwar weiterhin, der kirchlichen
Lehre entsprechend, in die Hölle, aber an einen besonders milden Ort an deren
Rand, genannt Vorhölle oder Limbus."....
Stephan Russbült macht es dem Leser mit der Auswahl seiner Protagonisten nicht
leicht. Sie entsprechen nie der Norm, sind keine strahlenden Helden, sondern
eher Außenseiter ihrer Gesellschaft. Mogda, ein Oger, der intelligenter ist als
seine Artgenossen und weder von ihnen noch von den Menschen richtig akzeptiert
wird. Baazlabeth, ein Kriegerdämon, ein Wesen, das sich als durch und durch
böse und beängstigend erachtet, es in Wirklichkeit aber nicht ist. Der Kontakt
mit Menschen verdirbt seine blutrünstige Seele und seinen Charakter. Und nun
ein Erzmagier, tot und doch nicht tot, gestandet im Limbus, getrieben von dem
Wunsch nach Rache.
Tot zu sein ist kein Spaß. Der
Körper zerfällt, bekommt Löcher durch die der Wind pfeift und essen und trinken
bereitet kein Vergnügen mehr. Die Magie verändert sich im Limbus ebenso wie der
Körper, wird erschreckend und beängstigend. Reuben wandelt sich zu einem Lich,
einem lebenden Leichnam, mit der Macht. die Toten zurück ins Leben zu rufen.
Diese Toten erscheinen als Ghule,
Banshees, Zombies , Verzehrer und vielen weiteren Gestalten. Eine Armee
des Schreckens, angeführt von jemandem, der die Götter nicht fürchtet, sie
vielmehr sogar verachtet. Diesen Zorn auf die Götter kann jeder Mensch
verstehen, der in unserer heutigen Welt lebt und zusieht, was Kriege und Terror
anrichten können. Wie kann es der Plan der Götter sein, dass unschuldige
Menschen sterben, verstümmelt oder versklavt werden? Warum entschließen sie
sich nicht endlich zum handeln und unterbinden das grausame Abschlachten, das
sinnlose Töten? Reuben entschließt sich, dies zu ändern, die Mittel dazu sind
ihm egal. Es stellt sich die Frage, ob seine Rache ihn nicht auf den gleichen
Weg führt, den seine Feinde beschritten haben. Reuben erkennt selber, dass er
Stück für Stück seine Menschlichkeit verliert und Gefühle wie Wut und Hass ihn
zu überwältigen drohen. Somit kämpft er auch mit sich selbst, versucht, seine
Menschlichkeit zu behalten. Noch kann er sich beherrschen doch die Membran wird
immer dünner.
Als Kontrast zu Reuben haben wir hier
die Kinder Jacob und Ava, die von dem verrückten Callum aus der
Sklaverei befreit werden und deren Wege sich mit denen des Untoten kreuzen.
Die Geschichte vermag zu fesseln und
den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen. Der Autor verfügt über einen
bissigen, bösartigen und skurrilen Humor, den sicher nicht alle zu schätzen
wissen, der mir aber sehr gut gefällt. Er gibt seinen Büchern das gewisse Etwas
und lässt einen die kleinen Schreibfehler vergessen. Das Cover verdeutlicht
sehr genau den ambivalenten Charakter des Protagonisten. Ein zwiegespaltener
Mensch, der Gutes möchte, aber nicht weiß, ob der eingeschlagene Weg der
richtige ist.
Fazit:
Wieder einmal schafft es der Autor, mich zu fesseln. Das Buch ist in sich
abgeschlossen, ich hoffe aber, dass noch einige Abenteuer des untoten Magiers
folgen werden. Potenzial liegt auf jeden Fall vor.
Titel:
Lord Limbus
Autor:
Stephan Russbült
Verlag:
Bastel Lübbe, Softcover, 448 Seiten
ISBN:
978-3404207947
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