Die Welt Brindirion wird von den
Nordmännern überrannt, die sich mit den wilden Kroms verbündet haben und eine
Grafschaft nach der anderen erobern. Die letzte Bastion, die Grafschaft Benedo,
fällt und die komplette Grafenfamilie wird ermordet. Nur die Tochter kann
fliehen, sie verliert jedoch ihr Gedächtnis und kann sich weder an ihr Leben
noch an die grausigen Ereignisse des Überfalls erinnern. Der Waldläufer Falo
findet die junge Frau und möchte sie nach Dun Fion begleiten, nicht ahnend, wie
viele Feinde hinter der Grafentochter her sind.
Roman, ein junger Bauerssohn ist
ebenfalls auf dem Weg in die Stadt. Als das Heer der Nordmänner immer weiter
ins Landesinnere von Brindiron vorrückt, schicken seine Eltern ihn fort, damit
er seinen eigenen Weg findet. Vor dem Abschied eröffnen sie dem jungen Mann,
dass sie nicht seine leiblichen Eltern sind. Naiv, unbekümmert aber auch ein
wenig ängstlich begibt sich Roman auf den weiten Weg, der ihm viele neue
Erkenntnisse über sich selbst bringen wird. Er schließt sich dem
Flüchtlingsstrom an, der sich auf die Stadt zubewegt, einer unter Tausenden,
die nicht wissen, was auf sie zukommt und wie sie überleben sollen.
Und noch ein Mensch ist in den weiten
Landen unterwegs. Bantor, ein Spion aus dem Norden, schließt sich den Grenzern
an, um kriegstaktische Informationen an die Nordmänner weiterzuleiten.
Kommentar:
Bevor ich auf die eigentliche Geschichte
eingehe, möchte ich einen kleinen Kritikpunkt loswerden, der nichts mit dem
Inhalt des Buches zu tun hat, sondern lediglich mit der Form. Ich bin schon ein
älteres Semester und für mich ist es keine Option, während des Lesens den PC
anzuschalten, um mir Informationen zu der Geschichte von der Website des Autors
zu holen. Eine Karte und ein Personenregister gehören für mich in ein Buch
zumal die Karte wirklich hervorragend ist und die ganze Geschichte perfekt
abrundet. Wie gesagt, das mag an meinem Alter liegen, junge Menschen gehen mit
den neuen Medien wesentlich lockerer um, für sie gehören sie zum Alltag, ich
möchte so etwas im Buch.
Nun aber zu der Handlung, die mich
überzeugen konnte und gefangen nahm. Ich suche mir oft bei solchen epochalen
Geschichten einen Lieblingscharakter heraus. Hier scheint es auf den ersten
Blick Roman zu werden aber am Ende hat mich Bantor voll und ganz überzeugt.
Eine sehr ambivalente Figur, ein Einzelgänger, nur darauf gedrillt, in
Feindesland zu überleben. Die Ausbildung, die schon jungen Jahren beginn, ist
streng und grausam, nicht jeder übersteht sie. Er lernt alles über die Sitten
und Gebräuche Brindirions, über das politische Leben und die sozialen
Verflechtungen. Es fällt ihm leicht, sich bei den Grenzern einzuschleusen doch
womit er nicht gerechnet hat, ist die Kameradschaft dieser harten Truppe, wo
das Leben eines jeden von dem anderen abhängt. Der Zwiespalt Bantors hat mich
sehr stark berührt und mitgenommen. Und
obwohl auch Roman viel erlebt und eine Wandlung durchmacht, war es Bantor, der
mich am ehesten überzeugt hat.
Natürlich fehlt es in dieser Geschichte
auch nicht an Humor. Dieser erscheint in der Person des Charles zu
Oven-Velorin, eines verarmten Landadeligen, Lebemannes und Charmeurs, der als Köder für eine Erpresserbande dienen
soll. Roman, der mittlerweile bei der
Stadtwache Dun Fions dient, wird dem selbstverliebten Adeligen als Diener
zugeteilt, gleichzeitig soll er ein Auge auf ihn und das Budget haben. Keine
leichte Aufgabe für das Landei, das keine Ahnung von den Launen der Reichen und
Adeligen und dem politischen Parkett hat.
Auch die Zwerge, die Falo und Shintra,
wie sich die Tochter des Grafen nennt, vor einem Überfall retten, trage viel
zum Humor dieser Geschichte bei. Sie sind direkt und tragen ihr Herz auf der
Zunge, sicherlich nicht immer diplomatisch aber für Diplomatie haben sie auch
keinen Sinn.
Der Autor wechselt die Szenarien immer
wieder und erhöht damit die Spannung ungemein.
Zu den Hauptcharakteren gesellen sich
noch einige Nebencharaktere, die mir ebenfalls sehr gut gefallen haben. Zum
einen sind da Parlos und Hergrot von der Stadtwache, Hirn und Muskeln bilden
ein unschlagbares Team, die Roman bei seinem Einsatz unterstützen. Elvana, eine
Bardin aus dem Volk der Elbarien, ihre Bedeutung für die Geschichte wird in
Band eins noch nicht ganz ersichtlich. Aber ihre Schönheit und ihr
selbstbewusstes Auftreten bringt die männlichen Vertreter aller Rassen zum
sabbern und entzündet in den Herzen aller weiblichen Geschöpfe Neid und
Eifersucht.
Und dann sind da natürlich noch die
Zwerge, die von Galaptinin angeführt werden, eines Zwerges, der sein Herz stets
auf der Zunge trägt, die er gerne mit einem Schluck zwergischen Bieres
befeuchtet.
Jan –Patrick Wiezorek verfügt über eine sehr
bildhafte Sprache. Ein Zitat von Seite 666: »..denn der Kiefer hing dem armen
Kerl ausgerenkt und und schlaff seitlich herab und die Zähne fielen heraus wie
die Würfel eines Falschspielers aus dem Knobelbecher.«
Ein weiteres Zitat von Seite 587, ein
Rückblick Bantors auf seine Ausbildung zum Spion, die verdeutlicht, dass Krieg
und Kampf nie so heroisch sind wie in den Heldenliedern.
»Blut, Kotze, Scheiße. Das ist der
Kampf, Junge. Keine trotzigen Fahnen im Winde, keine schmetternden Hörner und
edle Taten, Junge. Blut, Kotze und Scheiße
und die Gewissheit, dass die falschen sterben." Das Schicksal der
Flüchtlinge beschreibt er in sehr eindringlichen Worten, die Armut, das Elend
und die Ausbeutung deren, die alles verloren haben, die Unfähigkeit der
Stadtwache, Hilfe zu leisten und die Dekadenz und Ignoranz des Adels, der diese
Not ignoriert.
Ich finde, das kann man kaum besser
beschreiben. Immer, wenn ein Szenario zu bedrückend wird, folgen auch wieder
heitere Momente und diese Abwechslung macht diese Erzählung so besonders.
Erst zum Ende hin erfährt der Leser die
Bedeutung des Wortes »Inrimi«, lasst euch überraschen.
Das Cover des Buches springt zwar ins
Auge aber ich konnte keinen Bezug zu der Geschichte herstellen, nur auf Grund
des Covers würde ich dem Buch keinen zweiten Blick schenken, zum Glück konnte
mich der Autor überzeugen das Buch zu lesen, mir wäre sonst eine spannende, gut
strukturierte und überzeugende Geschichte entgangen.
Aber, wie zu Beginn gesagt, fehlen mir
hier Karten und Glossar, um das Bild vollständig abzurunden.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Jan-Patrick
Wiezorek für das Rezensionsexemplar, meine Meinung ist rein subjektiv und wurde
nicht gekauft.
Titel: Inrimi
Reihe: eine Trilogie, bisher ohne
Übertitel
Autor: Jan-Patrick Wiezorek
Verlag: Selfpublishing, Softcover, 700
Seiten
ISBN: 9783740706319
Tief in der Erde ist ein Licht,
AntwortenLöschendoch was dort ist,
das weiß man nicht...
Danke für die Rezension und viele Grüße aus Brindirion.