Schnell wird dem Duo klar, dass das Schwert nur mit Hilfe von Magie entwendet werden konnte. Sherlock Holmes, der vom Magie nicht besonders viel hält, verlässt sich lieber auf seinen Verstand und sein Können. Schnell hat er Moriaty als Schuldigen ausgemacht. Doch niemand glaubt ihm. In diesem London handelt es sich bei Moriaty um den Premierminister und nicht einmal Mycroft Holmes glaubt seinem unübertrefflichen Bruder. So kämpft Holmes nicht nur gegen seine Feind sondern auch um seine Glaubwürdigkeit.
Kommentar:
Nachdem uns in den letzten Jahren schon einiges an Sherlock Holmes
Büchern und Serien zugemutet wurde, die den Pfad des Originals
weitgehend verlassen haben, stellt sich die Frage: Braucht es noch einen
weiteren Sherlock Holmes Roman, der das Original lediglich nur noch als
Alibi benutzt, um mit dem Namen des berühmten Ermittlers die
Leserschaft auf seine Seite zu ziehen? Bei diesem vorliegenden Roman
kann ich die Frage eindeutig mit ja beantworten. Zwar handelt es sich
sicher um eine Hommage an ACD aber Christian Endres hat völlig neue Wege
beschritten und gewagte Ideen entwickelt.
Dieses viktorianische London wird durch ein Portal mit dem Reich Oberons und Titanias verbunden.
Es herrscht ein reger Verkehr zwischen den Welten. Dort ein Land voller
Magie, in der die Geschöpfe friedlich zusammen leben und die Natur
achten und lieben. Hier ein Land am Rande eines neuen und modernen
Zeitalters. Drachen contra Luftschiffe, Droschken contra U-Bahn,
Dampfer gegen magische Teleportationskreise. Der Unterschied könnte
nicht größer sein. Wie immer, wenn Kulturen aufeinander prallen, kommt
es zu Unruhen, Fremdenhatz und Anschlägen. Nur wenn die fremden Wesen
sich im Alltag als nützlich erweisen, werden sie akzeptiert. Die Zwerge
werden auf Grund ihre Tunnelbau Erfahrung als Arbeiter für den Bau der
U-Bahn eingesetzt. Die Trolle sind begehrte Leibwächter, da sie alleine
durch ihre beeindruckende Gestalt schon manch scheues Gesindel
abschrecken.
Der Autor erzählt die Geschichte eloquent mit viel Humor. Wortwitz und
einem Augenzwinkern. Ernsthafte Holmes Fans werden sich sicherlich die
Haare raufen aber ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Christian
Endres lässt viele berühmte Persönlichkeiten in seinem Roman
erscheinen. Houdini findet ebenso Erwähnung wie Jules Verne, Oscar
Wilde, Kipling oder T.H. White. Und was sagt einem aufmerksamen Leser
die Figur eines Suggestionskünstlers Patrick Jane oder ein Hinweis auf
das abgedrehte Turai? Auch den Fluch: Hunderttausend heulende und
jaulende Höllenhunde verbindet man mit einer beliebten Figur eines
anderen Genre. Dick Turpin ist ebenfalls eine legendäre Gestalt die
ihren Weg schon in diverse Romane und eine TV Serie gefunden hat. Somit
ist Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen eine wahre Fundgrube an
versteckten Hinweisen und ein bunter Mix diverser Genre.
In diesem skurrilen Szenario geht die Figur des Sherlock Holmes leider etwas verloren.
Zu viele Nebenpfade lenken von der Hauptfigur ab und der meisterhafte
Detektiv kann hier nicht so glänzen wie sonst. Aber wen stört es, wenn
man so gut unterhalten wird. Das Cover ist prägnant, in eindringlichen
Farbtönen und passt zu der Story, was leider bei vielem Fantasyromanen
heutzutage nicht der Fall ist.
Fazit:
Dieses Buch besitzt das Potenzial, zu einem Kultbuch zu werden, so wie
die Legenden von Turai oder Fool on the Hill. Humorvoll, unterhaltsam,
skurril, frech und modern.
Autor: Christian Endres
Verlag: Atlantis Verlag, TB, 316 Seiten
ISBN: 978-3864022203
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