30 Januar 2021

Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné - eine Gastrezension von TII & Ana's kleiner Bücherwelt

Was mir die "Nicht LBM 2020" gebracht hat, sind sehr nette Kontakte, die das ganze Jahr hindurch gehalten und sich gefestigt haben. Anja, vom Blog Tii & Ana's kleine Bücherwelt, gehört zu der Gruppe, die sich zufällig in Leipzig gefunden und die erstaunlich viel Spaß hatte. Ein Beleg dafür, dass Bücher verbinden und bibliophile Menschen immer Gesprächsstoff haben. 
Ich bedanke mich bei Anja ganz herzlich dafür, dass sie sich bereit erklärt hat, mir für meinen Blog eine Gastrezension zur Verfügung zu stellen. Ich finde, dass die Gastbeiträge einen Blog sehr bereichern und es bringt Abwechslung. Leider ist ja schon bekannt, dass die LBM 2021 nicht stattfinden wird. Zehren wir also von den schönen Erinnerungen 2020 und ich hoffe, die netten Kontakte, die dort entsanden sind, überstehen auch das Jahr 2021.
Der Blog wird von zwei sehr netten Frauen geführt, die durch ihre unterschiedlichen Geschmäcker eine sehr breite Palette an Genres abdecken. Ein Blick lohnt sich.

Es gibt Bücher, die sieht man und man ist sich nicht sicher, was davon zu halten ist. So war es auch hier. Und dann? Dann konnte ich doch nicht widerstehen. „Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné ist ein absoluter Glücksgriff und absolutes Highlight in meinem Lesejahr 2020.
Ein Buch, das mich tief bewegt und erschüttert hat.
Ein Buch, bei dem DER UNFALL der Katalysator für viele Dinge war, aber keine Entschuldigung darstellt für mich…
Eine Geschichte, eine Familie in einem tristen Vorort oder Dorf in Frankreich…


Wir begleiten die namenlose Tochter durch die Geschichte und erleben hautnah die  Schrecken, die in dem Buch geschehen.
Nach außen wirkt die Familie wahrscheinlich völlig normal, aber innen drin rottet sie vor sich hin. Die Wut, die Verzweiflung und auch der Hass sitzen tief und es scheint, als ob  diese Komponenten aus der Wunde hinauseitern wollten.
Das Mädchen muss schon in jungen Jahren erfahren, was Gewalt bedeutet und viel zu früh erwachsen werden, um ihren Bruder zu schützen. Über weite Strecken habe ich mich gefragt, ob er noch schützenswert ist…
Der Vater ist ein gewalttätiger Mensch, der die komplette Familie tyrannisiert.
Die Mutter wird als Amöbe bezeichnet und ist eine scheinbar rückgratlose und eingeschüchterte Frau, die sich alles gefallen lässt. Kurz gesagt: eine völlig kaputte Familie in einem Vorort an dem der schöne Schein wichtig ist aber oft trügt.
Alles an diesem Buch ist beklemmend. Die Stimmung in der Familie, die triste graue Siedlung, der Ton den die Autorin anschlägt…
Das Buch ist absolut großartig geschrieben und gerade in der Schönheit der geschriebenen Worte liegt hier der extreme Kontrast zur Grausamkeit der Story. Es ist unfassbar wie Adeline Dieudonné diese beiden Dinge  harmonisch miteinander in Einklang bringt und mich als Leser das ein oder andere Mal innehalten lassen hat.  Es ist ein Buch, das noch nachwirkt nachdem man es beendet hat. Es ist ein Buch, das nicht leicht zu verdauen ist und doch ist es ein Buch, das nicht nur trist und grau und trostlos ist. Es gibt auch Farbklekse, wundervolle Momente, Hoffnung… Und damit ist das Cover in grau und pink für mich eine perfekte Wahl, denn es spiegelt genau das wieder!
Ein Buch, das an die Substanz geht, mich aber voll überzeugen konnte und  neben  All die Finsternis inmitten der Sterne von Bryn Greenwood das zweite große Lesehighlight des Jahres für mich ist!
Volle Punktzahl und mehr für „Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné. Eine unglaubliche Geschichte die ich absolut empfehle.





1 Kommentar:

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