Mit dem Voranschreiten
der Geschichte ändern sich die Konstellationen.Während Stenvulf und Irdarian
sich immer weiter voneinander entfernen, vertieft sich die Beziehung zwischen Jenana und Irdarian. Die junge Frau
hat ihre Schüchternheit überwunden und steht ihrem Mann mit Rat und Tat zur
Seite und weist ihn auf die Missstände in seinem eigenen Land hin. Stenvulf ist
von der Mark enttäuscht und strebt eine Unabhängigkeit des Cheruskerlandes an.
Nicht jeder in seiner Heimat unterstützt diese Idee, da einige vom Handel mit
der Mark leben. Stenvulf erkennt aber, dass sie durch die
Nahrungsmittellieferungen viel zu abhängig geworden sind. Er möchte ein freies
und starkes Cheruskerland, das sich selbst ernähren kann.
So streben
die ehemaligen Freunde beide gravierende Umwälzungen an, die sie vor ihrem Volk
vertreten müssen.
Kommentar:
Es handelt
sich um den mittlerweile dritten Band der epischen Saga. Während zu Beginn die
Freundschaft zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Männern hervorgehoben
wird, ist langsam ersichtlich, dass sie sich sehr unterschiedlich entwickeln.
Obwohl Irdarian offen für Veränderungen ist, erkennt er nicht, wie sehr die
Lage der Cherusker seinen Freund belastet. Als privilegierter Sohn
aufgewachsen, dem seit seiner Kindheit alles zur Verfügung stand, glaubt er
nicht, dass in der Mark Armut oder Not herrscht. Und als Erzfürst ist er sich
sicher, alles menschenmögliche für die Cherusker unternommen zu haben,
beginnend bei den Nahrungsmittellieferungen. Erst nach und nach erkennt Irdarian,
dass auch in der Mark nicht alles so ist, wie es scheint. Jenana hat ihn schon
öfters darauf hingewiesen, dass es durchaus Menschen gibt die Not leiden und
sie ist es auch, die Irdarian dazu bringt, diese Not zu sehen und zu erkennen.
Leider lebt Stenvulf viel zu weit entfernt, um den Wandel des jungen Erzfürsten
zu erkennen. So entfremdet er sich immer mehr von seinem ehemaligen Freund und
steigert sich in die Ungerechtigkeiten hinein.
Dieses Mal
gibt es mehrere Erzählstränge, die alle sehr spannend sind. Stenvulf schickt
Beryll aus, sich Verbündete zu sichern und die Flotte an sich zu bringen. Dazu
passt ein schönes Zitat von Seite 92: » Wenn neue Feinde auftauchen braucht es
neue Freunde.« Doch Beryll ist nach der Entführung nicht mehr sie selbst, sie
kann sich selbst nicht mehr trauen. Sie ist meine Lieblingsfigur und es
zerreißt mir fast das Herz, ihre Not mitzuerleben. Mir graust es bei der
Vorstellung, so etwas zu erleben, wie diese junge Frau. Überhaupt sind es die
beiden Frauenfiguren Jenana und Beryll, die mir in diesem Band am besten
gefallen. Unterschiedlicher können zwei Frauen kaum sein aber beide wollen nur
das Beste für ihre Heimat. Irdarian ist zu nahe am Geschehen, er ist blind
gegenüber der Nöte der Mark. Dazu kommt, dass ihm seine Berater oft nicht die
ganze Wahrheit sagen und ihn zu sehr abschirmen. Sicherlich auch, um die
eigenen Profite zu erhöhen. Jenana kommt von außerhalb, sie sieht die Ungerechtigkeit, die in der
Mark herrscht und insistiert immer wieder, so dass Irdarian, auch gegen die
Empfehlung seiner Berater, genauer hinschaut und handelt.
Allerdings
möchte der junge Mann zu vieles auf einmal, er ist noch zu jung, um die
politischen Ränkespiele alle zu kennen aber lernt schnell dazu. Um für die
Armen zu sorgen, muss er Kompromisse eingehen, die seinen Gegner stärken. So
langsam erkennt er, dass ein Erzfürst nicht die alleinige Macht hat und
Intrigen und Ränkespiele dazu gehören.
Ich mag die
Entwicklung, die diese Geschichte nimmt. Der Autor lässt sich Zeit und gibt
seinen Figuren genug Raum, so dass man die Gefühle und Gedanken der Protagonisten
nachvollziehen kann. Die Entfremdung der beiden Freunde ist glaubhaft geschildert,
als Leser steht man dabei eher auf der Seite der Cherusker. Aber wenn man
ehrlich ist, wer würde nicht ein Leben in Wohlstand bevorzugen, auch wenn es
auf Kosten anderen geht, die weit entfernt sind und die man nicht kennt?
Schauen wir uns im realen Leben um, ist es doch genauso. Klamotten werden
billig in Asien genäht, für einen Hungerlohn und exotisches Obst ist für uns
normal, während die Menschen in den Exportländern kaum etwas zu essen haben.
Ich finde es
erstaunlich, dass in Fantasy Romane immer wieder aktuelle oder sozialkritische Themen
zu Sprache kommen. Wer meint, dieses Genre ist seicht, der irrt gewaltig.
Sprachlich
gibt es überhaupt nichts zu meckern, der Autor hat mittlerweile ein hohes
Niveau erreicht, die kleinen Schweizer Ausdrücke geben dem Ganzen einen
besondere und charmante Note. Die
Beschreibung Jasumeras ist beeindruckend, die Stadt wirkt traumhaft schön auf
den Leser. Wenn ein Autor es schafft, solche Bilder vor dem Auge des Lesers
entstehen zu lassen, macht er alles richtig.
Ein schönes
Zitat, das dazu passt: »Mit einer Lüge lässt man andere glauben, dass man sich
auf dem richtigen Weg befindet. Mit einer Lüge beschreitet man ihn allerdings
nicht.«
Das Cover passt
sich den beiden vorherigen Bänden an. Es ist schlicht und eher unauffällig, mir
gefällt es besser als diese plakativen Motive, die gerade bei den Großverlagen
zu finden sind.
Das Buch hat
384 Seiten, da es aber relativ klein gedruckt ist, liest mehr sehr lange an
einen Band. Zusätzlich gibt es noch ein ausführliches Glossar und ein
Personenregister und vorne befindet sich eine Karte des Landes. Wer Spaß an
dieser Serie hat, der findet noch einige Romane abseits dieses Handlungsstrangs
und die Website zur Chronik von Stahl und Feder ist ebenfalls sehr informativ.
Ich bedanke
mich bei Peter Seegmüller für das Rezensionsexemplar. Diese Rezension ist aber
keine Werbung sondern meine subjektive Meinung. Ich möchte hier nochmals darauf hinweisen, dass es nicht selbstverständlich ist, Bücher aus der Schweiz oder aus Österreich zu bekommen, da dass Porto doch sehr hoch ist. Daher möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bei allen Autor*Innen bedanken, die mir trotzdem treu ihre Folgebände zusenden. Das erachte ich nicht als selbsverständlich.
Reihe: Die
Chronik von Stahl und Feder Band 3
Autor: Peter
Seegmüller
Verlag:
Selfpublisher, TB, 384
ISBN:
9783907141342
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