04 Oktober 2020

Magier des dunklen Pfades von Peter Hohmann - mein Tipp

Der Magier Lorgyn de Daskula reist mit seiner Frau Aluna in den abgelegenen Ort Wintertal. Die junge Frau ist sterbenskrank und beide erhoffen sich von den berühmten heilenden Quellen ein wenig Linderung von ihren Schmerzen. Es ist allerdings nicht der einzige Grund, warum der Magier seine Heimat und die Akademie verlassen hat. Er möchte in Wintertal seinen Forschungen nachgehen, um das Leben seiner großen Liebe zu retten. Und dabei betritt er auch die dunklen Pfade der Magie, die von der Kirche und der Magierakademie strikt abgelehnt werden.

In Wintertal trifft er auf den jungen Schreiber Arlo. Dieser ist auf der Suche nach dem Tagebuch des berühmten Gelehrten Hunak Valgas, dessen Schüler er einst war. Arlo ist sich sicher, dass in diesem Tagebuch Geheimnisse offenbart werden, die die Welt in ihren Grundfesten erschüttern könnten. Die Pfade der beiden Männer kreuzen sich und sie werden zu Freunden und Weggefährten. Werden beide finden was sie suchen? Und wird diese Suche das erwünschte Resultat bringen?Kommentar:
Magier des dunklen Pfades ist ein etwas düsteres Buch. Ich habe zuvor »Ishkor« von Peter Hohmann gelesen und bei dieser Geschichte sehr oft schallend gelacht. Dieses Buch hier ist so ganz anders und ich bin erstaunt, dass der Autor bei jedem seiner Bücher den passenden Ton trifft. Das zeigt seine Vielfalt und seinen Ideenreichtum, beides weiß er sprachlich perfekt umzusetzen.

Lorgyn ist kein Protagonist den man mag. Er benimmt sich den Dorfbewohnern gegenüber arrogant und abweisend, damit macht er sich vor allem den Priester Genthate zum Feind. Nicht umsonst hat sich der Magier diesen abseits gelegenen Ort für seine Forschungen ausgesucht. Der harte Winter riegelt das Tal von der Außenwelt ab und verhindert somit, dass eventuelle Verfolger ihm auf die Spur kommen.

Erst nach und nach empfindet der Leser so etwas wie Mitgefühl für den Magier. An der Akademie galt er als der mächtigste Lehrling und Magier, der je dort ausgebildet wurde. Er beherrscht die Zauber wie kein anderer, nichtsdestotrotz ist er nicht in der Lage seiner Frau zu helfen. Es gibt keine Heilzauber gegen die tödlich verlaufende Krankheit. In seiner Verzweiflung gerät er immer mehr auf Abwege und merkt nicht, wie er immer tiefer sinkt. Seine Art sich zu rechtfertigen macht es dem Leser nicht leicht, Verständnis für ihn aufzubringen. Auch wenn er Aluna retten möchte, will sie überhaupt gerettet werden? Nie spricht er mit seiner Frau über seine Forschungen, statt bei ihr zu sein lässt er sie immer öfter allein. Das treibt einen fast größeren Keil in die Beziehung als die Krankheit. Man fragt sich, wie weit ein Mensch gehen darf, um einen anderen zu retten. Und darf man einfach über das Leben eines anderen bestimmen mit der Rechtfertigung, dass man ohne diesen Menschen nicht leben kann? Sicher ist es ein weit hergeholter Vergleich aber auch in unserer Zeit stehen viele Menschen vor der schwierigen Frage, ob man einen Angehörigen gehen lassen sollte oder zu würdelosen, lebensverlängernden Maßnahmen greift, die der Sterbende vielleicht gar nicht möchte. Handelt Lorgyn aus Egoismus oder aus Nächstenliebe?

Die Kirche des »Iros« hat der dunklen Magie den Kampf angesagt. Ihre Anhänger werden gejagt, verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Lorgyn muss sich sehr in Acht nehmen, dass Genthate nicht hinter sein Geheimnis kommt. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass in der »epischen Fantasy« oder auch »high Fantasy« die Kirche eine so negative Rolle spielt. Schon bei »der Tag des Falken« ist das so und auch Alexandre Dumas weist in seinen historischen Romanen auf die Gier und das Machtstreben der Kirche hin. Nichts von Vergebung, Nächstenliebe oder Verständnis, nur Stolz, Fanatismus und Dünkelhaftigkeit Die Gilde der Magier steht der Kirche zwiespältig gegenüber, aber man arrangiert sich. Lorgyn hingegen zeigt seine Abneigung sehr offen. Als Arlo und er sich anfreunden, ist für den Priester klar, dass die beiden Männer etwas Übles aushecken.

Arlo bringt einen etwas positive Aspekt und etwas Heiterkeit in die ansonsten düstere Geschichte. Mir hat der Roman genauso gut gefallen wie »Ishkor«, obwohl beide Bücher sehr unterschiedlich sind. »Magier des dunklen Pfades« ist gut 200 Seiten kürzer und das ist durchaus positiv. Der Roman wirkt wie aus einem Guss ohne Längen. Obwohl die Handlung hauptsächlich in Wintertal spielt, ist sie abwechslungsreich und spannend. Etwas Auflockerung bringt auch ein zweiter Handlungsstrang, der erzählt, wie die Akademie mit dem Verschwinden ihres besten Magiers umgeht.

Sehr gut gefallen hat mir die Einleitung zu den jeweiligen Kapiteln. Der Autor verwendet dafür Zitate berühmter Persönlichkeiten, echt oder fiktiv. Auf Lorgyn passt folgendes Zitat von Kapitel neun:

»Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun« (Johann Wolfgang von Goethe)

Das beschreibt Lorgyns Ehrgeiz und seinen Forschungsdrang, er verliert jeden Bezug zur Wirklichkeit während er sich wie besessen seinen Forschungen widmet.

Ein weitere treffendes Zitat aus der Geschichte: » Willst Du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht«.

Das Cover ist düster gehalten und passt ausgezeichnet zu der Geschichte. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und wieder hat es Peter Hohmann geschafft, mich zu fesseln und zu begeistern. Eine starke Geschichte, die durch den Ort und die Persönlichkeiten bestimmt wird.

Titel: Magier des dunklen Pfades
Autor: Peter Hohmann
Verlag: Selfpublishing
ISBN: 9781717593078

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