London im Jahr 1908,
das Jahr der olympischen Spiele. Trotz des drohenden Krieges reisen Sportler
aus aller Welt an, um an diesem sportlichen Ereignis teilzunehmen. Die Polizei
hat alle Hände voll zu tun, so dass Inspektor Lestrade auch nicht viel Zeit für
den Marquis von Bolsover erübrigen kann, der behauptet, dass sein Sohn einem
Anschlag zum Opfer viel und keinen Selbstmord begangen hat.
Nicht deutet auf einen
Mord hin und der Inspektor verfolgt die Sache nicht weiter. Als ein
Serienkiller es auf die Athleten abgesehen und einer nach dem anderen Opfer
eines Anschlags wird, erkennt Lestrade einen Zusammenhang zwischen dem Tod des
jungen Bolsovers und den Sportlern. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass
immer mehr Teilnehmer der Olympiade ein Opfer des Killers werden und schon bald
ist die Karriere des Inspektors ebenso in Gefahr wie das Leben der Sportler.
Kommentar:
Ich liebe
viktorianische oder spätviktorianische Krimis, hier auch anglophile Krimis
genannt. Krimis, die in London spielen und einen Bezug zu Sherlock Holmes
haben, stehen in der Liste ganz weit oben. Trotzdem war dieser Roman für mich
ein absoluter Reinfall und eine Enttäuschung. Sicherlich war 1908 eine andere
Zeit aber das Buch strotzt nur so vor rassenfeindlichen und frauenfeindlichen
Bemerkungen, wie ich sie bisher kaum in einem Krimi gelesen habe. Zwar ist Inspektor
Lestrade hier der Ermittler aber einen anderen Bezug zu Sherlock Holmes gibt es
nicht. Der berühmte Detektiv und auch Watson werden lediglich am Rande erwähnt
und sind keine Charaktere dieses Buches.
Im Klappentext heißt
es. Perfide Verbrechen auf stilistisch hohem Niveau. Meiner Ansicht nach ist
das maßlos übertrieben. Es werden neun Menschen ermordet und die Polizei kommt
bei ihren Ermittlungen keinen Schritt weiter. Die Ermittlungsarbeit ist weder
spannend noch innovativ, man hat eher das Gefühl, die Polizei schreitet von
einem Opfer zum nächsten, ohne dass sie dem Täter näher kommen. Erst zum Ende
hin sieht man förmlich die Glühbirne über dem Kopf Lestrades aufleuchten, als
er plötzlich die Eingebung hat, wer der Täter sein könnte. Ein logischer und
schlüssiger Ermittlungserfolg, den der Leser nachvollziehen kann, findet sich
hier nicht.
Das mag eine negative
und sehr subjektive Meinung zu dem Buch sein. Aber ich habe schon eine
unendliche Anzahl von Krimis gelesen, die in dieser Zeit spielen, angefangen
bei Anne Perry über Caleb Carr bis hin zu allem, was nur annähernd mit Sherlock
Holmes zu tu hat. Von keinem dieser Krimis war ich sprachlich und inhaltlich so
enttäuscht, wie von diesem Roman. Mag sein, dass es mir an Niveau fehlt, der Handlung
zu folgen und sicher gab es damals Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Hass
gegen Homosexuelle aber man hat das Gefühl, das der Autor diese Gefühle den
Menschen auch entgegenbringt. Dadurch mögen sie glaubhaft geschildert sein,
wirken aber in Formulierung und Häufigkeit sehr abstoßend. Andere Autoren
schaffen es ebenfalls, die damalige Zeit genau und korrekt zu schildern aber
sie machen das auf eine subtilere Art und Weise, ohne Holzhammermethode,
nichtsdestotrotz überzeugender. Ich kann mir dieses Buch durchaus als Film
vorstellen. Die Charaktere sind sehr überzeichnet: Der überhebliche brüllende
Lord, der militärische Ton in manchen Kreisen, die Überheblichkeit des Adels,
der Kampf der Frauen für Gleichberechtigung und die Angst der Männer davor, die
mit brutaler Gewalt gegen Demonstrantinnen vorgehen….filmisch ist das gut umsetzbar.
Mir fehlen hier das
Herz und die Seele. Keiner der Charaktere kann meine Sympathie gewinnen, nicht
einmal Lestrade. Und, wie gesagt, man stolpert durch den Fall von einer Leiche
zu nächsten, ohne das etwas passiert. Über neun Leichen bei 280 Seiten, da
bleibt nicht viel Raum, um über intelligente Ermittlungsarbeit zu schreiben und
Spannung aufzubauen.
Ich bleibe bei Anthony
Horrowitz, David Grey oder Franziska Franke.
Es mag sein, dass
viele Pointen in der Übersetzung verloren gingen, wie ein anderer Rezensent
schreibt und ich tue dem Autor unrecht. Bildet euch selber ein Urteil.
Titel: Lestrade und
die Spiele des Todes
Reihe: Inspektor
Lestrade
Autor: M.J. Trow
Verlag: rororo, TB, 280
Seiten
ISBN: 9783499430347
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