James ist total
abgenervt. Erst hat er sich dazu überreden lassen, eine Horde pubertierender
Teenager auf eine Exkursion zu begleiten. Jetzt hockt er im Park und passt auf
Pix auf, die einen Schwächeanfall vorgetäuscht hat, um dem Kulturevent zu
entkommen. Als auch noch Carmino bei ihm abgeladen wird, ist für den jungen
Mann das Maß voll. Er entschließt sich, den Park und den darin befindlichen
Irrgarten zu erkunden. Sehr zu seinem Leidwesen, kann er die zwei Plagegeister
nicht abschütteln, die sich ihm anschließen.
Wie der Name »Irrgarten«
schon impliziert, verirren sich die drei unfreiwilligen Gefährten in diesem
Labyrinth und als sie endlich hinausfinden, befinden sie in einer anderen Welt.
Zum Glück treffen sie
dort auf den einzigen Menschen, der in der Lage ist, ihrer Geschichte Glauben
zu schenken. Dorian Inglewing, der mit seinem Wagen durch die Lande zieht und
Reparaturen aller Art ausführt. Und nebenher noch ein bisschen erfindet. Für
den Einheimischen sind »Britania« und »London« Begriffe aus Sagen und Legenden,
er empfiehlt den Dreien, auf keinen Fall zu erwähnen, wo sie angeblich
herkommen.
Inglewing bietet den
Verirrten an, sie in die nächste Stadt mitzunehmen. Unterwegs treffen sie noch
auf Kate, die sich ebenfalls aus London in diese Welt verlaufen hat.
Gemeinsam versuchen
sie, einen Weg zurück in ihre Welt zu finden. Allerdings führt der Weg hinein
nicht auch automatisch wieder hinaus und so reisen sie in einer für sie fremden
Welt, immer mit der Furcht vor Entdeckung.
Kommentar:
Wenn man die
Inhaltsangabe liest erwartet man die obligatorische Torwelten Geschichte wie z.
B. in Narnia. Menschen verirren sich in eine fremde Welt und mutieren dort zu
tapferen Helden und edlen Rettern. Hier ist alles anders und das ist wirklich
erfreulich.
Die vier Personen
könnten unterschiedlicher nicht sein. Pix ist eine Gothic Göre, die von ihrem
eigenen Zorn und Hass auf die Welt fast zerfressen wird. Sie ist übergewichtig
und kompensiert ihr Defizit an Liebe durch essen. Mit ihr ist kein Gespräch
möglich, ohne dass sie ausrastet oder wegläuft. Sie hat es am schwersten, sich
zurecht zu finden. Sie lehnt alles und jeden ab und ist zu keinem Dialog
bereit. Als sie sich einer Schaustellertruppe anschließen, wird die Situation
für das junge Mädchen noch schlimmer. In der Truppe haben Frauen nichts zu
sagen, sie schuften den ganzen Tag und im heiratsfähigen Alter werden die
Mädchen »verkauft«. Kontakt zwischen Männern und Frauen ist auf ein Minimum
begrenzt, so dass Pix von James und Carmino isoliert wird und nun völlig
alleine ist.
Carmino ist das
komplette Gegenteil von Pix. Er ist Parcourläufer, hibbelig, immer auf dem
Sprung. Er kann keine Minute still stehen und redet unentwegt, was allen
anderen gehörig auf die Nerven geht. Mit seinem Talent fügt er sich schnell bei
den Schaustellern ein und nimmt am Training der Akrobaten teil. Durch seine
unbekümmerte Art findet er schnell Freunde.
Kate bleibt ein
Geheimnis. Sie schließt sich James und den beiden Jugendlichen zwar an, geht
aber oft ihren eigenen Weg und trennt sich dann von ihnen statt sich den
Schaustellern anzuschließen.
James sieht vor allem
die Probleme, die auf ihn zukommen, wenn er wieder zurück in London ist.
Verpasste Schichten im Krankenhaus, Fehlzeiten im Studium und eine besorgte
Mutter. Viele seiner Gedanken kreisen um seine Freundin, die ihn vor kurzem
verlassen hat. Durch seine ruhige, ausgeglichene Art, die eigentlich nur seine
Unsicherheit kaschiert, überzeugt er Dorian vom Wahrheitsgehalt ihrer
Geschichte. Er wird der »Hakim« der Truppe und dass er noch ein paar Schmerztabletten
bei sich hat, festigt seinen Ruf als Heiler schnell. Er und Carmino verdienen
so ihr erstes Geld, ein Schritt in die Freiheit.
In Salkurning, wie
diese Welt heißt, gibt es keine Elektrizität, keine Autos oder öffentlichen
Verkehrsmittel, sie macht einen eher mittelalterlichen Eindruck. Die Menschen
sind einfach gestrickt, viele glauben an Dämonen und an apokalyptische
Vorhersagen.
Das Buch ist wie ein
langsamer, ruhiger Fluss. Es ereignet sich nicht sonderlich viel, trotzdem kann
man es kaum aus der Hand legen. Jeder arrangiert sich mit der Situation auf
seine Weise und im Laufe der Zeit bekommen wir sogar Mitleid mit der
unausstehlichen und stets nörgeligen Pix, deren Wünsche sich im Laufe der Reise
auf eine Zigarette reduzieren.
Kate schließt sich
Inglewing an. Sie hofft, von diesem schüchternen jungen Mann mehr über die
fremde Welt zu erfahren. Mit ihrer modernen, selbstbewussten Art verunsichert
sie den Erfinder. In Salkurning gelten Frauen mit kurzen Haaren als
Ehebrecherinnen und Kate weigert sich, ein Kopftuch zu tragen. Dass sie damit
auch Dorian in Verruf bringt. Ist ihr nicht bewusst. Kate mochte ich zum Ende hin am liebsten. Sie
nimmt die Situation wie sie ist und genießt ihre Reise im Wagen des Erfinders.
Sie schaltet ab, fährt herunter, wirkt absolut entspannt, sorglos und
arrangiert sich mit ihrer Lage. Ihre Gespräche mit Inglewing sind das Salz in
der Suppe dieser Geschichte. Sobald er auf die Wissenschaft und seine Erfindungen
zu sprechen kommt, kennt Dorian kein Halten mehr. Und als er von Flugapparaten
hört, die es in »Britainia« geben soll, fangen seine Augen an zu glänzen. Er
hat sich das Kind im Manne bewahrt, ein Träumer und Phantast, der aber langsam
lernen muss, sich mit den Anforderungen des Lebens zu arrangieren.
Fazit:
Eine spannende
Geschichte, abseits des Mainstream, die mehr auf die Menschen, ihre Sorgen,
Ängste, Träume und Wünsche eingeht, als üblich. Die Protagonisten wachsen einem
ans Herz und man möchte wissen, wie es weiter geht. Der Schreibstil ist
perfekt, auch wenn ich einige Worte nachschlagen musste. Ostinato z.B.
Aber lesen soll ja
bilden. Das Cover hat einen schönen, warmen Farbton, sagt aber über die
Geschichte nichts aus.
Leider finde ich keine Website der Autorin, daher verlinke ich mit Amazon.
Titel: Salkurning
Reihe: Forlorner Teil 1
Autor: Loons
Gerringer
Verlag:
Selfpublishing, TB, 445 Seiten
ISBN: 9781983280016
Hallo Petra!
AntwortenLöschenOhhhh wie schön! Ich freu mich wirklich übermäßig, dass dir der Anfang der Geschichte schon so gut gefallen hat! Da kommt noch so viel auf dich zu ... ich wünsch dir ganz viel Spaß beim weiterlesen!!! :D
Liebste Grüße und noch einen schönen Sonntag!
Aleshanee
Hallo. Erst dache ich, die Rezension würde schlechter. Aber die Geschichte eirkt lange nach und entfaltet ihre Kraft erst nach und nach
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