Drem
Der junge Mann lebte
bisher alleine mit seinem Vater im in der Ödnis, weitab der Zivilisation. Erst
vor kurzem hat ihm sein Vater etwas über seine Herkunft erzählt. Drem ist ein
ruhiger, besonnener Mann, den das einsame Leben stark geprägt hat. Zu seinem
Leidwesen wird er in den Krieg zwischen den Kadoshim und den Ben-Elim mit
hineingezogen, denn die Kadoshim haben damit begonnen, im Norden ein Heer
auszuheben. Ein Heer, das nicht aus Menschen besteht. Drem schickt eine Nachricht
nach Dun Seren, dem Wohnsitz der Giganten, um den »Orden des strahlenden Sterns«
über die bevorstehende Gefahr zu warnen und setzt damit die Ereignisse in Gang.
Riv
Rivs Traum ist es,
endlich ihre Prüfung zu bestehen und damit zu den Weißschwingen zu gehören.
Eine Elitetruppe, die den Ben-Elim in absoluter Treue und Gehorsam dient. Als
sich aber ihr wahres Wesen offenbart und sie erfährt, wer ihr Vater ist, bricht
für sie eine Welt zusammen. Kol, der neue Anführer der Ben-Elim, nimmt die
junge Frau mit nach Dun Seren, wo all ihre Glaubensgrundsätze in Frage gestellt
werden. Die Ben-Elim scheinen nicht die allmächtigen Wesen zu sein, wie es ihr
bisher erzählt wurde. Die einfache, klare Struktur des »Ordens des Strahlenden
Sterns« spricht sie an und sie fühlt sich in Dun Seren sehr wohl.
Bleda
Der junge Krieger
wurde als kleines Kind von den Ben-Elim als Geisel genommen und in der
Tradition der Weißschwingen und der Ben-Elim erzogen. Niemals jedoch vergisst
er seine wahre Herkunft und sein wahres Selbst. Nach außen hin trägt er eine Maske
der Gleichmut, doch innerlich brodelt es ihm. Als Uldin, der Anführer der
Cheren und Erdene, seine Mutter beschließen, dass er mit Jin verbunden werden
soll, sieht er es als seine Pflicht an, zu gehorchen, um Frieden zwischen den
Pferdeclans zu bringen. Auch wenn sein Herz schon lange jemand anderem gehört.
Fritha
Fritha wurde
ebenfalls in Drassil ausgebildet. Als sie von einem Ben-Elim ein Kind erwartet,
soll sie dieses Kind töten. Fritha weigert sich und flieht aus Drassil, doch
die Ben-Elim kennen keine Gnade und dulden keine Mißgeburten. Sie verfolgen
Fritah und töten alles was ihr lieb und teuer ist.
Der Hass der jungen
Frau ist unermesslich und so wendet sie sich an die Feinde der Ben-Elim. Als
Hohepriesterin der Kadoshim verfügt sie über Erdmagie und ist in der Lage,
Wildlinge zu erschaffen. Mörderische Kreaturen, denen ein Mensch kaum gewachsen
ist.
Der stetige Wechsel zwischen
diesen vier Charakteren sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Der Leser
erfährt, warum einige Protagonisten so handeln, gerade bei Fritha bringen wir
dadurch ein bisschen Verständnis auf, auch wenn ihre Taten nicht zu
rechtfertigen sind. Mich hat es gewundert, dass Cullen keine eigenen Kapitel
bekommen hat, denn als direkter Nachfahre von Corben spielt er eine wichtige Rolle.
Das Bindeglied
zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart stellen die Giganten dar, ein
immerwährendes Ärgernis in den Augen der Ben-Elim, denn die Giganten kennen den
wahren Ablauf des damaligen Krieges, bei denen die Ben-Elim nicht so gut wegkommen,
wie in ihren eigenen Erzählungen.
Drem, Cullen und Keld
gelingt es, Dun Seren zu erreichen und den »Orden des Strahlenden Sterns« vor
der Mobilmachung der Kadoshim zu warnen. Nur ein vereintes Heer aus
Weißschwingen, Ben-Elim. Giganten, Menschen und den Pferdeclans könnte die
Feinde bezwingen. Doch die ehemaligen Verbündeten sind untereinander
zerstritten, es fehlt das Vertrauen und jeder möchte eigene Wege gehen. So
ebnen sie dem Feind den Weg, bis es zu spät ist.
Sprachlich ist das
Buch wieder auf hohem Niveau und ich habe mir wieder viele schöne Sätze
notiert.
Zitat von Seite 41,
ein Gedanke von Riv: »Folgen und Gehorchen ist viel einfacher als zu
entscheiden, was richtig ist«.
Oder auf Seite 129: »
Es liegt eine Welt zwischen Worten und Wirklichkeit«, murmelte Vald.
Die Personen sind
nicht eindimensional sondern sie denken über ihr Handeln nach, hinterfragen
sich und treffen unbequeme und auch unpopuläre Entscheidungen. Teils aus Liebe,
teils aus Hass oder Machtgier. Einige Figuren, wie Fritha oder auch Kol, sind
sehr ambivalent. Auch wenn hinter Kols Handlungen stets der eigene Vorteil
steht.
Dieser zweite Zyklus
ist keinesfalls ein Abklatsch der ersten vier Bände, die in dieser Welt
spielen. Es ist eine eigenständige Geschichte, die über hundert Jahre nach den
Ereignissen des Krieges spielt. Die Welt hat sich verändert, doch die Herzen
der Menschen sind stets gleich. Wie schon bei »die Getreuen und die Gefallenen«
finde ich das junge Alter der Protagonisten teilweise erschreckend. Riv ist
gerade 17 Jahre alt, Bleda, Drem, Fritha
und Cullen nicht wesentlich älter. Doch in ihrem jungen Leben haben sie
schon sehr viel Leid erfahren, was sie stark geprägt hat.
Cullen bringt etwas
Humor in die Erzählung, durch seine stürmische, teils leichtsinnige und freche
Art, fordert er das Schicksal geradezu heraus. Und mit seinem Charme wickelt er
immer wieder alle um den kleinen Finger. Er und Drem werden gute Freunde, auch
wenn er Drem immer »Jungchen« nennt, ebenso wie Balur Einauge. Während Drem das
von einem Jahrhunderte alten Giganten durchaus akzeptieren kann, kommt es
zwischen ihm und Cullen dadurch oft zu kleinen Wettkämpfen,
Wenn ich eine
Lieblingsfigur wählen müsste, wäre es wohl Hammer, die alte Bärin von Sig oder
auch Keld, der Waldläufer.
Obwohl dies mittlerweile
der sechste Band von John Gwynne ist, kommt keinen Moment Langeweile auf, an
einer Stelle hatte ich sogar Tränen in den Augen, so sehr schafft es die
Geschichte, mich einzufangen. Wolfgang Thon bleibt seinem Niveau ebenfalls treu
und präsentiert eine gelungene Übersetzung.
Das Buch verfügt
wieder über Kartenmaterial und ein Glossar, was ich persönlich immer sehr
hilfreich finde.
Vielen Dank für das
Rezensionsexemplar. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Titel: Die Zeit des
Feuers
Reihe: Blut undKnochen
Autor: John Gwynne
Verlag: Blanvalet,
Softcover, 569 Seiten
ISBN: 9783734161957
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!