Den Historikern des St Mary's Instituts fällt
ein Manuskript von Shakespeare in die Hände, in der der Verlauf der Geschichte
eine andere Wendung nimmt. Nicht Königin Maria Stuart wird geköpft, sondern
Elizabeth I. Während die erste Hälfte des Skripts von dem großen Meister selbst
stammt, ist die zweite Hälfte des Schriftstücks eine Fälschung. Doch wer hätte
Interesse daran, den Verlauf der Geschichte zu ändern.
Madeleine »Max« Maxwell stellt ein Team
zusammen, das den Vorfall untersuchen soll. Denn es scheint, als beabsichtige
jemand die Zeit zu manipulieren. Dumm nur, dass im Schottland des 16.
Jahrhunderts Frauen nichts zu sagen haben. So muss Max das Zepter aus der Hand
geben und mit ansehen, wie Chief Farrell mit der Königin flirtet. Doch Max wäre
nicht Max, wenn sie nicht einen Weg finden würde, in das Geschehen einzugreifen
und die Zeit zurecht zu rücken.
Kommentar:
Das Buch setzt sich aus mehreren
Geschichten zusammen, die fließend ineinander übergehen. Zu Beginn besucht Max
mit ihrer Freundin Kal zusammen das London des Jahres 1888. Kal wird das
Institut verlassen und jedem Mitglied steht ein letzter Sprung zu einem Ziel
seiner Wahl zu. Kals Traum war es schon immer, das viktorianische London zu
besuchen und Jack The Ripper zu treffen. Für mich als Leserin ist es unbegreiflich,
wie man den Wunsch haben kann, einen brutalen Massenmörder zu treffen, der es
auf junge Frauen abgesehen hat. Beide Frauen sind der Meinung, dass sie mit
ihrer Ausbildung, ihrem Wissen und ihren modernen Waffen jeder Gefahr gewachsen
sind. Welch kolossaler Irrtum.
Nach den anstrengenden Einsätzen soll
Max sich, auf Anweisung von Dr. Bairstow, dem Leiter des Instituts, ein paar
Tage Ruhe gönnen. Zusammen mit Leon bekommen sie einen Platz in dem sehr teuren
und nobel ausgestattetem »Roten Haus«, ein Haus für die Reichen, Mächtigen und
Schönen. Doch wo Maxwell ist, gibt es weder Ruhe noch Erholung.
Neben diesen drei Handlungssträngen gibt
es noch eine Reise in die Zukunft, etwas, was normalerweise vermieden wird.
Während man der Reise in die Vergangenheit historisch relevante und bekannte
Ziele ansteuern kann, ist ein Sprung in die Zukunft immer ein Wagnis, denn man
weiß nicht, wie sich die Dinge entwickelt haben und wo man im Endeffekt landen
wird.
Um das Ganze etwas aufzuheitern, werden
die Anwärter auf eine Dodo Jagd geschickt, in der wir endlich erfahren, warum
diese Vögle ausgestorben sind.
Und Peterson und Maxwell stranden in
Ninive 650 vor Christus. Ohne Hilfsmittel, Geld und ohne Kenntnis der Sprache
müssen sie versuchen zu überleben, bis Rettung eintrifft.
Wie alle diese faszinierenden Ereignisse
zu einer Geschichte geknüpft werden, müsst ihr selbst erlesen.
Mir hat Band zwei noch etwas besser
gefallen als der erste Band. Maxwell hat ihre Selbstzweifel überwunden und
wirkt nicht mehr so anstrengend auf den
Leser. Sie hat im Institut eine
Heimat und eine Familie gefunden und geht in ihrem Beruf auf. Geblieben sind
ihre freches und vorlautes Mundwerk und ihre Unfähigkeit, Anweisung zu
akzeptieren. Sie handelt stets aus dem Bauch oder aus dem Herz heraus und lässt
ihren Gefühlen freien Lauf. Das bekommt vor allem Chief Farrell zu spüren, als
er sich mit Maxwell anlegt. Aber auch, wenn es zum Krach kommt, auf den
Missionen sind sie ein Team und können sich blind aufeinander verlassen. Und
wenn es noch so chaotisch zur Sache geht.
Die wiederkehrenden Nebenfiguren wie
Mrs. Patridge, Peterson oder Major Guthrie beleben die Geschichte ungemein und
der stetige Wettkampf zwischen den einzelnen Abteilungen sorgt für eine Menge
Humor.
Die Geschichte ist sehr gut recherchiert,
was man gerade bei der Ermordung Thomas Beckets kontrollieren kann, die
tatsächlich so stattgefunden hat. Man liest also nicht nur einen amüsanten,
spannenden und manchmal auch traurigen Zeitreiseroman sondern erfährt auch viel
über historische Ereignisse. Aber ob das mit den Dodos so stimmt?
Es ist durchaus möglich, diesen Band eigenständig
zu lesen, allerdings bemerkt man dann nicht die Entwicklung der einzelnen Charaktere,
die gerade bei Max gewaltig ist, sowie ihre tiefe Beziehung zueinander.
Max ist das wandelnde Chaos, sie ist
undiszipliniert, emotional und aufbrausend ich denke jedoch, wer im St. Mary's Institut arbeitet, kann und darf nicht normal
sein. Und dass sie für ihre Freunde und Kollegen einsteht, zeigt sie in diesem
Buch auf erschreckende Art und Weise, nichtsdestotrotz sind ihre Handlungen
konsequent.
Für mich ist es ein amüsanter und
unterhaltsamer Zeitreiseroman, der zwar nicht über die Tiefe eines Romans von
Tim Powers verfügt aber unsagbar viel Spaß macht.
Das Cover passt sich dem ersten Band an,
sie sind nett, sagen aber über den Inhalt des Romans nichts wesentliches aus. Aber die fünf Fragen an die Autorin, die innen
im Buchdeckel eingeprägt sind, sollte man unbedingt lesen.
Wie schon bei Band eins, finde ich den
deutschen Titel nicht so gelungen. »a
symphony of echoes« passt da wesentlich besser. Ich frage mich dann schon, wo
da der kausale Zusammenhang besteht und ob die Titelvergeber das Buch auch
gelesen haben..
Ich bedanke mich bei Randomhouse für das
Rezensionsexemplar, meine Meinung ist subjektiv und keine Werbung.
Titel: Doktor Maxwells chaotischer
Zeitkompass
Autor: Jodi Taylor
Verlag: Blanvalet, TB , 464 Seiten
ISBN:9783734162107
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