Die
Kurzgeschichtesammlung »fast menschlich« besteht aus 25 Geschichten, die sich
mit dem Thema KI befassen. Sie müssen sich mit den Großen dieses Genre messen,
mit Blade Runner, dem Zweihundertjährigen oder auch mit Data, dem wohl
bekanntesten Androiden.
Viele der Geschichten
schaffen diesen Vergleich durchaus, drei Geschichten haben mir besonders gut
gefallen, eine Geschichte mochte ich nicht. Das liegt sicher nicht daran, dass
sie schlecht ist, sonst hätte sie es wahrscheinlich nicht in diese Auswahl
geschafft, es liegt daran, dass mich das Thema verstört hat.
Ich habe nie ganz
verstanden, warum die Menschheit so darum bemüht ist, die KI so aussehen zu
lassen wie einen Menschen. Sich aber dann dagegen wehren, dass sie wie ein
Mensch behandelt werden möchten. Dass sie leugnen, dass ein Androide in der
Lage ist, durch das Verständnis komplexer Zusammenhänge auch Gefühle entwickeln
oder zu verstehen kann. Die KI sind täglich Diskriminierung, Hass und
Vorurteilen ausgesetzt, die in einer Geschichte erwähnten
Gleichstellungsgesetze sind eine Farce. Dabei ist in vielen der 25 Erzählungen
der Risikofaktor stets der Mensch.
Wenn man viel Science
Fiction liest und gerade KI Geschichten bevorzugt, bekommt man das Gefühl, dass
wir uns lediglich eine Art neuer Sklaven erschaffen möchten. Wesen, die ohne
Widerspruch gehorchen, die uns die niederen Arbeiten abnehmen, niemals
widersprechen und die man behandeln kann, wie den letzten Dreck. Doch wenn wir
sie ansehen, sehen wir uns selbst, wir blicken in den Spiegel und erkennen
unsere wahren Ängste.
KI sollen das
perfekte Ebenbild des Menschen sein, doch der
Mensch ist nicht perfekt, wie soll er also etwas perfektes schaffen
können? In diesen Erzählungen beziehen sich einige Autorinnen und Autoren auf
die drei Gesetze der Robotik von Isaac Asimov
(die mittlerweile um
das nullte Gesetz erweitert wurden), einige verzichten bewusst darauf, was den
Geschichten ein breiteres Spektrum bietet.
Ein Zitat von Seite
266: »ihr habt mich nach eurem Abbild erschaffen und nichts wollte ich mehr,
als ein Mensch sein. Gibt es etwas menschlicheres, als das Streben nach Macht?
Wohl kaum.«. Eine Geschichte, in der die drei Gesetze der Robotik keine Rolle
spielen und eine KI, auf Grund ihrer Fähigkeiten, nach der Macht greift.
Eine meine Lieblingsgeschichten
ist »Abendlicht«. Sie beschreibt die Einsamkeit des Alters, den Wert einer
Freundschaft, sie ist leise, ruhig und ergreifend, obwohl es mit eine der
kürzesten Geschichten ist. Erstaunlich, wie ein Autor es schafft, mit dem
Medium Sprache so umzugehen, dass er auf gerade einmal zwölf Seiten in dem
Leser so viele Emotionen wecken kann. Eine Erzählung, die mir regelrecht
Schauer über den Rücken gejagt hat, ist »Großartig«. Wer an geheime
Militärprojekte, verbotene Versuche an Menschen usw. glaubt, wird sich hier
bestätigt finden.
Eine dritte Geschichte,
die ich erwähnen möchte ist »Ich bin doch nur eine Maschine«. Sie zeigt auf,
wie kaltherzig ein Mensch sein kann, so dass er nicht mehr von einer KI zu
unterscheiden ist. Im Gegenteil, während die KI darauf programmiert ist,
Menschen zu lieben, zu achten und zu beschützen, agiert hier der Mensch kalt
und emotionslos, er gibt lediglich seinen negativen Gefühlen Raum wie
Eifersucht, Hass, Machtgier.
Sprachlich sind alle
Geschichten wirklich perfekt und sie ziehen den Leser in ihren Bann, er
ergreift Partei, leidet mit. Das ist gelungene Schreibkunst.
Als Einleitung zu
jeder Geschichte gibt es eine passenden Illustration und am Ende jeweils einen
kurze Information über die AutorInnen. Das unterscheidet das Buch schon
deutlich von irgendwelchen 08/15 Publikationen. Und das Cover ist eine wahre
Augenweide. Detlef Klewer von KritzelKunst ist schon lange ein Begriff und
seine Cover sind immer wieder außergewöhnlich.
Ich habe das Genre
Kurzgeschichten erst vor zwei Jahren widerentdeckt, dies ist nun die dritte
Sammlung, die mich wirklich begeistert hat. Keine Geschichte gleicht der
nächsten, alle sind einzigartig und faszinierend.
Neben Roy und Pris,
Caliban oder R. Daneel Olivaw gehören nun auch Matthew und Harriet zu meinen
Lieblings KI. Ich gehöre wohl auch zu diesen »robo-humanistischen Spinnern«,
wie der Herausgeber, Chris Grimm, es ausdrückt.
Ich bedanke mich für
das Rezensionsexemplar. Für meinen Bericht verwende ich das Cover, welches der
Verlag auf seiner Website veröffentlicht hat. Meine Rezension ist keine
Werbung, sondern meine subjektive Meinung.
Titel: Fast menschlich
Autoren: Diverse
Herausgeber: Chris
Grimm
Verlag: Eridanus Verlag
ISBN: 9783946348238
Hallo liebe Petra,
AntwortenLöschenhm, dass alles was Du so schreibst erinnert mich stark an die TV -Serie ..real Humans-echte Menschen---ist ne schwedische Serie aus dem Jahre 2012 gewesen.
Vielleicht kennst Du sie auch?
Bei menschliche Roboter wird das Leben von harten Regeln bestimmt, wenn es den Menschen betrifft...gibt es plötzlich keine Regeln mehr...
Bleib gesund..LG...Karin..
oh, da schaue ich mal rein. Schön, dass Du wieder dabei bist
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