07 April 2020

Das Erbe von Berun - die Blausteinkriege Band eins- von T.S. Orgel


Messer, ein Attentäter, bekommt den Auftrag, die illegitimen Kinder des verstorbenen Kaisers von Berun zu töten. Er ist geduldig, hartnäckig und zielstrebig und nach und nach findet er alle Sprösslinge und eliminiert sie. Nur Marten ad Sussetz kann ihm entkommen. Der junge Mann weiß nicht, dass der Kaiser sein Erzeuger ist, er ahnt auch nicht, dass ihm ein Meuchelmörder auf den Fersen ist. Marten ist eine Enttäuschung für die glorreiche Familie ad Sussetz und kann ihre Erwartungen nicht erfüllen. Er lebt in den Tag hinein, genießt den Alkohol und die Frauen. Unversehens wird er in eine Intrige verstrickt, in eine Falle gelockt und muss aus Berun fliehen. Er weiß nicht, dass ihm diese Intrige das Leben rettet, denn es wachen Menschen über ihn, die im Schatten hinter dem Thron stehen und für den neuen Kaiser keinerlei Sympathien hegen. Als einfacher Soldat reist Marten mit einer Kriegsgaleere nach Macouban. Dieses Land gehört zum Kaiserreich Berun, zerrt aber an seinen Fesseln und möchte die Unabhängigkeit. Jetzt, mit dem neuen und schwachen Kaiser, scheint die Gelegenheit endlich gekommen.

Das Mädchen Sara wird ebenfalls in die Intrige rund um den Kaiserthron verstrickt. Sie wurde als kleines Kind in Macouban gefangen genommen und als Sklavin verkauft, nun fristet sie ihr Leben als Diebin in einer Bande von Halsabschneidern und Betrügern. Dank einer besonderen Gabe gelingt es ihr immer wieder, ihren Verfolgern zu entkommen. Henrey Thoren, eine Macht hinter dem Thron, wird auf das Mädchen aufmerksam und holt sie in den Palast.
Alle Figuren sind an ihrem Platz und das Spiel um die Macht beginnt.
Kommentar:
Bei T.S. Orgel handelt es sich um ein Bruderpaar aus der deutschen Fantasy Landschaft. Sie haben für ihr Werk etliche Preise eingeheimst und sind bei einem der großen Verlage unter gekommen. Daher waren meine Erwartungen hier sehr hoch, vielleicht zu hoch, denn dieses Buch hat sie leider nicht erfüllt. Bei dieser Geschichte handelt es sich um gute, solide Fantasy, die flüssig zu lesen ist. Aber mir fehlte das überraschende und innovative Element. Ein einst mächtiges Kaiserreich, das vor dem Niedergang steht. Das von den benachbarten Ländern bedroht wird, die ihre Chance sehen, sich aus den übermächtigen Fängen des Unterdrückers zu befreien. Der neue Kaiser ist schwach und kann die Fußstapfen seines Vaters nicht ausfüllen, seine Mutter, die im Hintergrund agiert, verachtet ihren schwächlichen Sohn. Sie versucht, dessen Fehler auszugleichen und das Reich wieder zu stabilisieren. Dazu hat sie einige Getreue um sich geschart, zu denen nun auch Sara gehört. Wie gesagt, flüssig zu lesen und solide Kost aber die Charaktere stechen nicht hervor, sie sind stereotyp und etwas vorhersehbar. Auch sprachlich war ich enttäuscht. Es gab einiges an Wortdoppelungen, so wurde in einem Satz das Wort »tatsächlich« doppelt benutzt. Sicher ist das nicht störend aber wenn man vorher einige Bücher von Selfpublishern oder aus Kleinstverlagen gelesen hat, die sprachlich auf höchstem Niveau daher kamen, dann fragt man sich schon, was den Unterschied ausmacht, dass ein Buch bei einem großen Verlag unterkommt. Vielleicht, weil es eben klassische Mainstream Fantasy ist, die jeder gerne liest. Ich weiß es nicht.
Der Ansatz des Weltenaufbaus ist gelungen, die Karte vorne im Buch hilft dem Leser sich zu orientieren. Aber eine Karte ist leider nicht ausreichend, um Hintergrundinformationen zu den Ländern zu liefern. Obwohl Band eins 600 Seiten umfasst, fehlen mir Hintergrundinformationen zu den Ländern und Völkern, historische Meilensteine, welche die Entwicklung der Länder und Völker beeinflusst haben und auch zur aktuellen politischen Lage. Ich denke als Vergleich an »die Brücke der Gezeiten«, eine Serie, die all dies liefert aber nicht überfrachtet und unvergleichlich spannend ist.
Ein weiterer Punkt, der mich etwas gestört hat war die fehlende Tiefe der handelnden Personen. Sie sind relativ einfach gestrickt, gut oder böse. Zum Ende des Buches hin bekommt man das Gefühl, dass Messer sich zu einer außergewöhnlichen Figur entwickeln könnte, daher bin ich gespannt auf Band zwei. Alle anderen Charaktere wirken relativ eindimensional, ich hoffe, dass sich das im Folgeband noch ändert. Normalerweise finde ich in einem Buch immer eine Figur die mich besonders anspricht, die mein Interesse weckt, die ich gerne auf ihrem Weg begleite. Hier fehlt mir eine solche Figur. Am ehesten erfüllt Messer noch diese Erwartung.
Auf den Dreck, die Fäkalien und die teilweise derbe Sprache möchte ich nicht eingehen. Die Welt scheint mittelalterlich, da mag dies passen, auch wenn es mir persönlich nicht so gut gefällt. Aber natürlich ist dies alles Geschmackssache.
Ich werde Band zwei der Blausteinkriege auf jeden Fall noch lesen, denn ich möchte erfahren, was es mit diesen Blausteinen auf sich hat und welche Talente es in den Menschen wecken kann. Die Idee dahinter finde ich spannend aber in Band eins erfährt man kaum etwas darüber und die Sequenzen um Lebrec sind nicht besonders hilfreich um das Wirken der Magie zu verstehen. Es wird auch nicht klar, warum dieses Talent in Berun so verpönt und die Menschen, die darüber verfügen, verfolgt und exekutiert werden.
Die Gestaltung des Buches ist sehr schön und verführt.
Fazit:
Solide, massentaugliche Fantasy, die meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Eine Serie, die so hochgelobt wurde, sollte mehr bieten als die üblichen Klischees zu bedienen.
Titel: Das Erbe von Berun
Reihe: Die Blausteinkriege
Autor: T.S. Orgel
Verlag: Heyne, TB, 600 Seiten
ISBN: 9783453316881

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