26 April 2020

Ernte des Blutes - die Chronik von Stahl und Feder 2 von Peter Segmüller


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Irdarian aus dem Hause Perdrun ist neuer Erzfürst der Mark. Er ist jung, naiv und der Überzeugung, dass er alte, verkrustete Ansichten aufbrechen und das Land in eine neue Ära führen kann.
Sein Freund Stenvulf, mittlerweile Fürst des Cheruskerlandes, plant ebenfalls gravierende Umwälzungen. Er möchte, dass seine Heimat  von den  Nahrungsmittellieferungen der Mark unabhängig wird.  Diese Abhängigkeit drängt sie in eine defensive Position und die meisten Menschen der Mark sind mittlerweile der  Ansicht, dass die Cherusker eher Vasallen als gleichberechtigte Partner sind, die meisten halten sie sogar für primitive Wilde.
Obwohl Stenvulfs Pläne sinnvoll und durchdacht sind, werden sie von den stolzen Männern seines Volkes abgelehnt. Sie würden lieber verhungern als ihre traditionelle Lebensweise zu ändern.  Die harten, kampferproben Cherusker verachten die verweichlichten  Bewohner der Mark. Klar, dass die Regentschaft der beiden Männer, ihre unterschiedliche Lebensweise und ihre Einstellung an ihrer Freundschaft zehrt. Als Stenvulf  zur Hochzeit  Irdarians mit Jenenas in die Mark reist, kommt es immer wieder zu Anfeindungen, die Stenvulfs zu einer Entscheidungen drängen, die eine tiefe Kluft in die Freundschaft treibt.

Kommentar:
Es handelt sich um den zweiten Band der Chronik von Stahl und Feder. Eigentlich passiert auf den 308 Seiten nicht viel aber es werden entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt. Aus den unbekümmerten jungen Männern werden Herrscher. Das bringt eine große Menge Verantwortung mit sich, die beide zu Entscheidungen zwingt, die sie so nicht unbedingt wollen. Stenvulf ist zu aufbrausend, zu impulsiv und weigert sich, Kompromisse einzugehen. Damit verärgert er die traditionsbewussten Führer der verschiedenen Clans.  Nur wenige sind bereit, seine Pläne mitzutragen, die für das Cheruskerland gravierende Veränderungen bringen würden. Und das ist es, was den stolzen Kriegern Angst macht. Sie sind ein harten und entbehrungsreiches Leben gewohnt und verachten die Marker. Sollen sie nun deren Gepflogenheiten und Lebensweise übernehmen? Eher würden sie sterben als Kompromisse einzugehen. Stenvulf findet nur wenige Unterstützer für seinen Plan und das er in dieser schwierigen Lagen zur Hochzeit seines Freundes reist, macht die angespannte Lage nicht besser. Viele seines Volkes sind der Meinung, dass er sich zu sehr von Irdarian beeinflussen lässt und der Mark hörig ist.
Auf der anderen Seite haben wir den jungen Erzfürsten der Mark. Im Gegensatz zu Stenvulf, darf Irdarian keine alleinigen Entscheidungen treffen. Ihm zur Seite stehen zwei Kanzellare und stets muss eine Abstimmung 2:1 ausgehen. Das schränkt den jungen Mann ein. In der Mark haben die Fürsten zu viel Macht gewonnen, sie schmieden Komplotte, bereichern sich, wo es geht und sie akzeptieren den jungen Mann auf dem Thron nicht. Als Irdarian auch noch Jenana heiratet, die dritte Tochter eines unbedeutenden Hauses, sind viele Fürsten verärgert. Allen voran sein Onkel Avenar. Er verlangt Zugeständnisse, damit er diese Heirat nicht boykottiert und mit seiner Zustimmung zeigt Irdarian seine offensichtliche Schwäche.  Zwar bricht auch der junge Erzfürst mit einigen Traditionen doch sie erscheinen lächerlich am Angesicht der Notwendigkeiten.
Nach der Hochzeit zeigt es sich, dass es zwischen den beiden Freunden zu unüberbrückbaren Differenzen gekommen ist und auch Jenana kann nicht mehr schlichten. Sie sitzt zwischen zwei Stühlen. Ihre Liebe zu Irdarian und ihre Freundschaft und ihr Verständnis für die Nöte des Cheruskerlandes. Irdarian merkt nicht, wie überheblich sein Verhalten ist, er wurde so erzogen und für ihn ist es selbstverständlich, dass die Mark der wichtigere und schönere Teil des Landes ist. Sie bauen Nahrungsmittel an, die treiben Handel, sie wissen die Schönheiten des Lebens zu schätzen und umgeben sich mit Prunk und Pomp. Stenvulf erkennt mehr als einmal, dass die aufgetischten Mahlzeiten während der Hochzeitsfeierlichkeitenim Cheruskerland eine Familie eine ganze Woche ernähren könnte. Oder das der Preis für die getragene Kleidung oder das gezeigte Geschirr das Jahreseinkommen eines Cherusker übersteigt.
Sein Zorn schwelt immer mehr und die Unentschlossenheit seines Freundes verärgert ihn. Er fühlt sich hintergangen und alleine gelassen.
Während Irdarian seine Hochzeit feiert und Stenvulf versucht, seine Landsleute von den geplanten Veränderungen zu überzeugen, bahnt sich im Verborgenen eine neue Gefahr an. Einem vergessenen Gott wird gehuldigt und dessen Macht scheint außergewöhnlich groß.
Meines Erachtens ist der Schreibstil in diesem zweiten Band flüssiger als zu Beginn der Chronik. Man bekommt als Leser das Gefühl, dass Peter Segmüller in der Geschichte lebt und die Ereignisse nur so aus seiner Feder fließen.  Ich stehe voll und ganz auf der Seite der stolzen Nordmänner, bin aber der Meinung, dass Stenvulf zu schnell vorprescht und zu vieles auf einmal möchte. Und dabei ist er nicht bereit, auf Vorschläge seiner Fürsten zu hören. Er handelt wie ein Diktator. Sicher braucht man im Kampf einen starken Anführer aber wenn es um so gravierende Umwälzungen geht, wie Stenvulf sie plant, sollte man sich die Clanführer mit ins Boot holen, auf ihre Ängste und Befürchtungen eingehen. Stenvulf ist kein Politiker, das war bisher auch nicht notwendig, da das entbehrungsreiche Leben der  Menschen bisher nur auf Kampf und Überleben ausgerichtet war. Aber jetzt wäre es nötig, auf die Menschen einzugehen, ein großes Versäumnis des Fürsten, der damit viele Clansmänner gegen sich aufbringt.
Bei Irdarian verhält es sich umgekehrt. Er war im Cheruskerland und hat die Nöte des Volkes gesehen. Er weiß, dass die Mark ihr Veralten gegenüber ihren Bündnispartnern ändern muss aber er  lässt sich zu sehr von seinem Umfeld beeinflussen. Er schämt sich teilweise auch für das »primitive« Verhalten seines Freundes, der laut und ungehobelt erscheint. Seine Macht ist noch zu ungefestigt und er ist sich nicht sicher, ob die beiden Kanzellare nicht seine Pläne boykottieren.
Mir hat dieser ruhige, zweite Band sehr gut gefallen. Es bringt dem Leser die beiden Charaktere näher, wir können ihre Intention nachvollziehen, ebenso ihre Konflikte. Das verleiht beiden Männern eine besondere Tiefe, wie man sie selten in einem Fantasy Roman erlebt. Auch Jenana verändert sich. Als Frau des Erzfürsten tritt sie selbstsicherer auf, sie braucht ihre Liebe zu Irdarian nicht mehr verstecken. Auf ihre leise und unaufdringliche Weise führt sie ihren Mann oft in eine richtige Richtung, ihr Einfluss auf ihn ist immens. Dabei wird sie aber nicht von Herrschsucht getrieben sondern alleine von dem Wunsch, den Menschen zu helfen und ihren Mann zu unterstützen. Sie ist warmherzig, gefühlvoll aber auch klug und überzeugend.
Das Cover ist sehr dezent, es passt zu Band eins und ich denke, wenn man dann alle Bände sein eigen nennt, hat man eine optisch sehr schöne Serie im Buchregal stehen. Im Inneren findet der Leser eine Karte des Landes und am Ende ein Glossar zu den Völkern, Personen und Göttern. Ich mag so etwas, es bereichert die Geschichte ungemein.
Ich bin gespannt auf Band drei und werde der Serie sicher treu bleiben. Es gibt mittlerweile von Peter Segmüller und Tadäus M. Fivaz zahlreiche Bände die in dieser Welt spielen und wem das Warten auf Band 3 zu lange dauert, kann sich damit die Zeit vertreiben. Es gibt dazu auf youtube oder auf der website, die ich verlinke, einen sehr schönen Clip. Wer Interesse an dieser sehr gut ausgearbeiteten Welt hat, dem kann ich noch das Buch "die Saat der Freiheit" empfehlen, der von der Besiedelung Opalindons erzählt.
Danke an Peter Segmüller für das Rezensionsexemplar. Es handelt sich hier aber um meine subjektive Meinung, die sicher bei einem Kauf des Buches nicht anders ausgefallen wäre.
Titel: Ernte des Blutes
Autor: Peter Segmüller
Verlag: Selfpubliher, TB, 308 Seiten
ISBN: 9783907141304

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