08 März 2020

Grauschwinge von Peter Scheerer - Mein Tipp!


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Panurbia ist eine Stadt, in der verschiedene Spezies scheinbar friedlich miteinander leben. Scheinbar, denn auch hier brodeln Ungerechtigkeit, Neid und Hass unter der Oberfläche.
Nur die Grauschwingen, die im fernen Gebirge, weitab der Stadt leben, werden von allen Völkern gemieden. Sie gelten als Unglücksboten, als verfluchte abscheuliche Kreaturen. Das Buch der Wahrheit kündet: sollten die Grauschwingen je nach Panurbia kommen, steht der Untergang der Welt bevor!
Als der junge Investigator Gordon Dunnhil eine tote Grauschwinge am Fuße des Stundenturms von Panurbia findet, wird er von seinen Vorgesetzten angewiesen, den Vorfall zu vertuschen.  Doch Gordon ist fasziniert von diesem Geschöpf und lässt es heimlich obduzieren. Dabei stellt sich heraus, dass das Wesen vergiftet wurde. Gordon vermutet den Klerus hinter dem Anschlag, denn das Buch der Wahrheit prophezeit ebenfalls, dass Panurbia 4000 Jahre nach seiner Gründung untergehen und es dafür vorab drei Vorzeichen geben wird. Eines davon ist die Ankunft der Grauschwingen in der Stadt.

Kommentar:
Meine Worte sind unzulänglich um die Tiefe und Faszination dieser beeindruckenden Geschichte wiederzugeben. Ich weiß, man soll Bücher nicht vergleichen. Sie sind einzigartig und erzählen Geschichten aus vielen Perspektiven. Als ich Grauschwinge gelesen habe musste ich allerdings oft an die Serie »Carnival Row« denken, die mich genauso begeistert hat wie dieses Buch.
Gordon Dunnhil entstammt einer wohlhabenden Familie, die ihren Status als eine der führenden Familien der Stadt und ihren Sitz im Rat vor Jahren verloren hat. Er ist jung, ein Querdenker, der sich nicht einfach den gegebenen Befehlen beugt. Für ihn sind die Grauschwingen Lebewesen, die Gerechtigkeit verdient haben. Bei seinen Ermittlungen stößt der junge Ermittler auf den Adeligen Nadé, den ein besonderes Verhältnis mit der Grauschwinge verbindet.
Panurbia ist eine faszinierende Metropole, die von verschiedenen Geschöpfen bevölkert wird. Echsenwesen, Affenmenschen, Drachenmenschen, geflügeltes Volk und viele mehr. Über allem stehen der Hohe Rat und der Klerus, die um die Gunst der Bevölkerung buhlen.
Die vier ist eine heilige Zahl in dieser Welt und so ist es nur logisch, dass der prophezeite Untergang mit dieser Zahl verknüpft ist. Der Klerus schürt die Angst der Menschen, es herrscht eine explosive Stimmung in der Stadt und es reicht ein Funke, um diese zu entzünden.
Die ursprüngliche Idee der Gründerväter, dass alle Geschöpfe friedlich miteinander leben, ist nach 4000 Jahren in Vergessenheit geraten. Der hohe Rat und die Adeligen klammern sich an die Macht. Der Klerus besteht aus greisen Hohepriestern, je einer aus einem Volk Panurbias, die an alten Strukturen kleben, sich Prunk und Pomp hingeben und sich für unfehlbar halten.
Ein Zitat von Seite 139, das die ursprüngliche Idee der Gründerväter beschreibt:
»Edler hin, Edler her - zuallererst sind wir alle Menschen. Ob Hörner, Flügel, Affenasen oder Löwenmähnen, nicht zu vergessen die Drachenschwänze, und natürlich die rosigen Larven von uns richtigen Menschen - es gibt keinen Unterschied. Das ist die Idee, die Panurbia möglich gemacht hat und sie ist noch lange nicht zur Gänze verwirklicht.«
Die teilweise altertümliche Redeweise (wie Armierung)  verleiht dieser Geschichte einen besonderen Charme, es erinnert ein bisschen an das viktorianische Zeitalter. Auf der einen Seite eine Aufbruchsstimmung und die Erwartung auf etwas Neues, auf der anderen Seite das Kleben an Althergebrachtem und die Angst vor dem Verlust der eigenen Macht. Die Menschen werden ausgenutzt, manipuliert, die Armen bleiben arm, Bildung bleibt den Reichen vorbehalten.
Aber auch Wesen, die stets nur dienen, machen sich Gedanken über das Leben in der Stadt. Als Gordon die beiden Wachen, die ihn begleiten, fragt, wie sie sich das neue Panurbia vorstellen erhält er folgende Antwort: » Es ist nicht richtig, dass einige Wenige über die anderen bestimmen dürfen«, fuhr Valcan fort. 
»Wenn es nach mir geht, sollte es nur ein einziges Gesetz geben: Jeder sollte so leben, wie es seiner Natur entspricht. So lange er niemandem damit schadet.«
Ein wunderbarer Gedanke eines einfachen Wesens, der als Grundpfeiler jeder Nation dienen sollte.
Peter Scheerer hat es geschafft auf 316 Seiten eine faszinierende Welt entstehen zu lassen und einen verzwickten Kriminalfall zu lösen.  Und uns einen Spiegel vorzuhalten: Sozialkritik, das Streben nach Macht, eine weltfremde Kirche, die ihren eigentlichen Aufgaben nicht nachkommt. Krieg und Krankheiten, die sich vermeiden ließen. Politische Ränkespiele und Hass auf alles, was fremd oder anders ist. Unterdrückung von neuen Ideen, ein stetiges Gegeneinander statt Miteinander. Das alles finden wir auch im 21. Jahrhundert in unserer Welt. Von dem Gedanken an Gleichheit und Freiheit für alle sind wir weit entfernt.
Das Cover zeigt uns Panurbia aus Sicht eines geflügelten Wesens und lässt den Leser ahnen, dass er mit dem Öffnen des Buches eine unvergleichliche Stadt betreten wird. Das Cover, das bei Amazon zu finden ist, finde ich nicht so schön und passend. Sprachlich bewegt sich Peter Scheerer auf höchstem Niveau und weiß mit jedem Satz zu überzeugen.
Ein Lesegenuss erster Güte und eine hundertprozentige Empfehlung von mir.
Titel: Grauschwinge
Verlag: Selfpublishing, TB, 316 Seiten
ISBN: 9781520943091

1 Kommentar:

  1. Hallo liebe Petra,

    was für eine, interessante Rahmenhandlung.

    LG..Karin..

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