22 Februar 2020

Der Gottbettler von Michael M. Thurner

Ein selbsternannter Gott überzieht die Länder mit Krieg, um den Menschen seine Philosophie aufzudrücken. Woher dieser Usurpator kommt und was ihn antreibt ist nicht bekannt, aber er schafft es, ein mächtiges Heer in Bewegung zu setzen, das in seinem Namen die Eroberungen durchführt. Unterstützt wird der Gottbettler von den Sybillen, einer aussterbenden Rasse. Was sie sich von dem Feldzug erhoffen, liegt im Dunkeln der Geschichte aber sie sind mächtige Verbündetet, die dem zukünftigen Herrscher einen Sieg versprechen.


Das Schicksal bestimmt vier sehr unterschiedliche Menschen dazu, sich dem zukünftigen Weltenherrscher entgegen zu stellen. Menschen, die sich absolut nicht leiden können und deren Zusammenarbeit durch Misstrauen geprägt ist: Terca, eine alte Hexe, deren größter Wunsch es ist, endlich zu sterben. Primen, ein naiver Magierlehrling, der von der Welt keine Ahnung hat und Rudynar Pole, ein versoffener, ehemals sehr talentierter Krieger, begeben sich zusammen auf den Weg, um den »stummen Jungen«  zu finden und zu beschützen. Denn diesem Jungen wurde geweissagt, dass er sich als Einziger dem Gottbettler entgegen stellen und ihn besiegen kann.
Ihre Reise zu dem Jungen führt die drei sehr unterschiedlichen Menschen durch das vom Krieg überzogene Land in den hintersten Winkel der Welt. Doch die Feinde haben von der Weissagung gehört und machen sich ebenfalls auf die Suche nach dem Jungen. Der Magier, die Hexe und der Krieger müssen lernen, ihr Misstrauen zu überwinden und zusammen zu arbeiten, um dem Feind immer einen Schritt voraus zu sein.
Kommentar:
Die Figur des gebrochenen Helden, der dem Suff verfallen ist, nimmt ja leider in der Fantasy langsam überhand. Doch noch nie waren mir die Helden einer Fantasy Geschichte so unsympathisch wie diese Drei. Der Autor benutzt eine sehr derbe und deftige Sprache und so sind auch seine Hauptfiguren, die ich als wirklich abstoßend empfinde.

Der Gottbettler überzieht die Welt mit grau, er tötet alle Farben und Empfindungen und so wirkt dann auch dieses Buch. Das mag vom Autor durchaus gewollt sein, doch die Geschichte packt einen nicht, es fehlt an Herz und Gefühl. Sprache ist ein wunderbares Medium, um den Menschen seine Phantasien und Träume nahe zu bringen.
Ich freue mich jedes Mal auf einen neuen Harry Dresden oder Skulduggery Pleasent. Beide Figuren verfügen über einen trockenen, schwarzen, teils bösen Humor und beide Protagonisten bringen den Leser zum Lachen. Eingebunden in spannende Abenteuer sind beides Figuren deren Abenteuer man wieder und wieder miterleben möchte.
Andreas Saumweber und Christoph Marzi beeindrucken in der deutschen Sprache. Der Eine schnörkellos, kompromisslos und sehr direkt, bis an die Grenze des Schmerzhaften. Der Andere poetisch, verträumt und märchenhaft, jemand, der seine Figuren so glaubwürdig beschreibt, dass man sich teilweise mit ihnen identifizieren kann. Trotz der sehr unterschiedlichen Schreib- und Ausdrucksweise beeindrucken beide Autoren den Leser mit ihren Geschichten. Hier jedoch gelinkt es dem Autor nicht, den Leser für seine Figuren zu erwärmen. Das Medium Sprache wird nicht effektiv eingesetzt, die Beschreibungen der Szenen wiederholen sich und vermögen nicht zu fesseln. Zudem fehlt der Geschichte jeglicher Funken Humor. Lernt man doch aus der Geschichte, dass ein Mensch auch in der dunkelsten Stunde ab und an lachen muss. Hier leiden alle nur, hassen sich und machen sich das Leben schwer.
Terca ist eine alte, unsympathische Vettel, die des Lebens einerseits überdrüssig ist, die aber andererseits ihre Machtspielchen auch nicht aufgeben will. Pirmen erscheint zuerst als naiver Jüngling, doch als er unverhofft an Macht gelangt, nützt er diese ausschließlich zu seinem Vorteil, er wird arrogant und überheblich und behandelt Rudynar Pole wie einen Untergebenen. Und der alte Kämpfer ist ein Säufer, der für einen Tropfen Alkohol alles geben und alles tun würde. Seine Sucht ist drastisch und schnörkellos geschildert, sein Verhalten ist das eines weinerlichen Mannes, der jegliche Ehre verloren hat. Im Vergleich zu dem Held Aral Königsmörder aus dem Buch die "zerbrochene Klinge", erscheint Pole absolut negativ. Niemand traut ihm zu, dass er seine Aufgabe erfüllen kann und tatsächlich gelingt es nur durch einen unfairen Kniff des Autors, die Situation zu retten. Auch die Nebenpersonen können nicht fesseln. Der Heerführer ist ein Mann, der blind einem Gott vertraut. Obwohl er erkennt, dass er den falschen Weg beschritten hat macht er weiter und verrät somit sich selbst.
Als besonders abstoßend empfand ich die beschriebenen Sex- und Vergewaltigungsszenen, dabei ist das Lieblingswort des Autors eindeutig *Eier*. Wir Rezensenten bemühen uns durchaus immer, Wortdoppelungen zu vermeiden und die Rezension aussagekräftig zu gestalten. Dass ein Autor ist fast jeder Szene die Lieblingsstücke des Mannes einfallslos als Eier bezeichnet und den Sex immer auf die gleich Weise beschreibt, ist Nerv tötend. Brutal, derb, immer gegen den Willen der Frau und so, dass der Mann ihr niemals ins Gesicht schaut. Wie gesagt, das mag vom Autor alles so gewollt sein um uns die graue, öde Welt nahe zu bringen aber durch den einfallslosen Gebrauch der Sprache gelingt dies leider nicht. Soviel Negatives führt einfach zu negativen Gefühlen des Lesers.
Ich bin eine Cover Käuferin und auch der Klappentext hörte sich gut an. Leider hat es die Erwartungen nicht erfüllt.
Fazit:
Eine Welt voller Dreck, Armut, Elend und furchtbarem Gestank, durch die die Helden ihren Weg finden müssen. Man gönnt ihnen all das Elend, zeigen sie doch nie einen Funken positiver Gefühle. Eine verkommene Welt für verkommene Figuren, eine Welt, die ich nicht noch einmal betreten möchte.
Titel: Der Gottbettler
Autor: Michael M. Thurner
Verlag: Blanvalet, Softcover, 512 Seiten
ISBN: 978-3442269426

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