Detective Henry Palace
wird zum Schauplatz eines Selbstmordes gerufen. Es handelt sich um eine reine
Formalität, denn Selbstmorde sind mittlerweile an der Tagesordnung. Seid
bekannt ist, dass ein riesiger Asteroid auf die Erde zusteuert und eine
Katastrophe unvermeidlich ist, nehmen sich immer mehr Menschen das Leben.
Jeder reagiert anders
auf die Nachricht des bevorstehenden Weltuntergangs. Einige kündigen ihren Job und
arbeiten ihre „to do Liste“ ab, erfüllen sich alle ihre bisher unerfüllten
Träume. Andere greifen zu Drogen und versuchen, den Alptraum zu vergessen,
wiederum andere leben ihre brutale Seite aus, denn lebenslänglich bedeutet nur
ein paar Monate im Knast, bevor die Welt untergeht.
Henry Palace ist einer
der wenigen Menschen, der an seiner täglichen Routine festhält. Ihm kommt der
Selbstmord des Versicherungsmathematikers Peter Zell sehr mysteriös vor und er
beginnt zu ermitteln. Gegen alle Widerstände seiner Abteilung. Die Kollegen des
Toten und auch seine Schwester bestätigen, dass der introvertierte Mann zuletzt
an Angstzuständen und Depressionen gelitten hat und somit ein Selbstmord nur
eine Frage der Zeit war.
Je tiefer der
Ermittler gräbt, desto mehr ist er davon überzeugt, dass die Umstände des Todes
nicht so klar sind, wie sie scheinen. Unbeirrbar geht er seinen Weg, trotz der
bevorstehenden Katastrophe. Denn er ist ein Polizist, der bis zum Ende der Welt
an seiner Berufung festhält.
Kommentar:
Das Szenario dieses
Romans ist erschreckend. Der Asteroid Maia rast unaufhaltsam auf die Erde zu.
Zu Beginn glaubten die Wissenschaftler noch, dass der Asteroid an unserem
Planeten vorbeirasen wird. Doch je näher er kommt, desto mehr stellt sich
heraus, dass sie sich geirrt haben. Als das Datum des Einschlags bekannt wird,
reagieren die Menschen sehe unterschiedlich. Als die ersten Plünderungen
beginnen, werden die Polizeikräfte und auch das Militär aufgestockt, um für
Ordnung auf Sicherheit zu sorgen. Benzin wird rationalisiert, Reisen werden
eingeschränkt. Neue Gesetze werden verabschiedet und der Situation angepasst.
Viele Menschen
flüchten sich in ihren Glauben, andere verlieren ihn Angesichts des
Weltunterganges. Die meisten Menschen lassen sich ihre Ersparnisse auszahlen
und genießen das Leben in vollen Zügen, inklusive Sex und Drogen. Die
Hemmschwelle fällt.
Nur wenige Menschen
leben weiter wie bisher. Henry Palace ist einer von ihnen. Er kann und will
nicht akzeptieren, dass Peter Zell nur ein weiterer Selbstmörder ist, denn es
gibt einfach zu viele Ungereimtheiten. Es gibt keinen Abschiedsbrief, das Handy
des Opfers ist verschwunden und der Gürtel, mit dem sich Peter erhängt haben
soll, passt nicht zu seinem Outfit. Er stammt aus einem Designergeschäft und
ist viel zu teuer für einen einfachen Versicherungsmenschen.
Doch wer sollte so
kurz vor dem Weltuntergang noch einen Mord begehen? In sechs Monaten stirbt die
gesamte Menschheit aus, wer macht sich also die Mühe und warum?
Von seinen Kollegen
verlacht, beginnt Henry Palace zu ermitteln und stößt auf immer mehr
Ungereimtheiten.
Dem Leser erscheint es
bewundernswert, wie unbeirrbar der Detective seinen Weg geht. Trotz der
bevorstehenden Apokalypse hält er an seinen Idealen und Wertvorstellungen fest
und geht unbeirrbar seinen Weg, während um ihn herum alles langsam aber sicher
im Chaos versinkt. Er ist ein Pragmatiker, der sich an die Regeln hält, egal,
was in seinem Umfeld passiert.
Die Mischung aus
Science Fiction, Krimi und prä-apokalyptischem Szenario passt perfekt zusammen und sorgt für einen hohen
Spannungsbogen. Insgesamt ist es aber eine sehr ruhige Geschichte, einfach,
weil Henry ein ruhiger Mensch ist und keiner dieser um sich knallenden
übereifrigen Cops, wie sie oft in Krimis zu finden sind. Er bewegt sich von
einem Mosaiksteinchen zum nächsten und prüft akribisch jede Spur. Der
Schreibstil des Autors ist schnörkellos und passt zu diesem Roman. Es gibt
keine überflüssigen Tricks und Abweichungen0, sondern Henry Palace führt den
Leser langsam aber unbeirrbar zum Ziel. Als Erzählform hat Ben Winters die
Ich-Form gewählt, was der Geschichte eine gewisse Authentizität verleiht,
Henrys Handlungen und Überlegungen werden dadurch logischer, verständlicher.
Alles in allem ist der
letzte Polizist ein spannender Krimi, der in einer Zukunft spielt, in der es
keine Zukunft mehr geben wird.
Titel: Der letzte
Polizist
Autor: Ben Winters
Verlag: Henye, TB, 349
Seiten
ISBN9783453534513
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