Cody Pritchard ist ein rundherum
unangenehmer Typ. Als er ermordet wird, ist der Kreis der Verdächtigen groß,
denn durch seine prahlerische und aufreizende Art hat er sich viele Feinde
gemacht. Da bei dem Ermordeten einen große Feder gefunden wird, die bei den
Indianern eine bestimmte Bedeutung hat, fällt der Verdacht bald auf die Cheyenne.
Cody hatte vor zwei Jahren mit dreien seiner Kumpels Melissa Little Bird
vergewaltigt und die Kerle sind nach Ansicht der meisten Einwohner, mit einer
zu milden Strafe davon gekommen. Doch warum wartet der Täter zwei Jahre, bevor
er Cody umbringt? Neben der Feder ist
die einzige Spur, die Walter Longmire hat, die Außergewöhnlichkeit der Tatwaffe
und das Können des Schützen. Zu den Verdächtigen gehört auch bald sein
langjähriger Freund Henry Standing Bear, der ein Onkel Melissas ist.
Kommentar:
Ich liebe die Krimis von Tony Hillerman
mit dem Navajo Polizisten John Leaphorn und ich habe lange gesucht, bis ich
etwas adäquates gefunden habe. Walter Longmire ist Sheriff in dem kleinen Ort
Absaroka County in Wyoming. Sein bester
Freund, Henry Standing Bear, ist ein Cheyenne. Das Zusammenleben zwischen den
amerikanischen Ureinwohnern und den Weißen gestaltet sich oft als schwierig, es
kommt immer wieder zu Übergriffen, Schlägereien und Vergewaltigungen. In den
Augen der Cheyenne und Crow sind die Gerichtsurteile oft ungerecht und den Taten
nicht angemessen. So auch im Fall der
Vergewaltigung von Melissa. Obwohl Longmire alles versucht, um ein faires und
gerechtes Urteil zu erreichen, kommen die vier jungen Männer mit einer
leichten Strafe davon, ein Schlag ins Gesicht der Indianer.
Ich habe Longmire zuerst als TV Serie
gesehen. Die Geschichte dort hat aber nicht viel gemein mit den Büchern.
Während in der TV Serie Longmires Frau unter verdächtigen Umständen stirbt und
ein Erzählstrang die Suche nach dem Täter beinhaltet, stirbt sie in den Büchern
an Krebs. Auch der Zwist mit seiner Tochter findet in den Büchern nicht statt,
im Gegenteil, sie haben ein sehr herzliches Verhältnis zueinander, auch wenn Cady
weit entfernt lebt.
Mir haben die Bücher tatsächlich noch
eine Tick besser gefallen. Mittlerweile habe ich Band zwei durch und ich kann
sagen, der Autor steigert sich nochmals. Band eins wirkt etwas stockend
erzählt, gerade der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist manchmal
nicht zu erkennen, da die Szenen ineinander übergehen ohne einen Bruch. Bis der
Leser merkt, dass Walt wieder in der Vergangenheit ist, dauert es manchmal
zwei, drei Sätze. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, liest sich das Buch
sehr gut. Die Charaktere sind sehr ausgefeilt und besitzen einen Tiefe und Glaubwürdigkeit,
wie man sie eher selten findet. Longmire
trauert auch nach drei Jahren immer noch um seine Frau und seine Ängste und
Zweifel vor einem neuen, ersten Date sind sehr gefühlvoll beschrieben. Ich
denke, dies kann nur ein Mann so intensiv beschreiben, der vielleicht ähnliches
durchlebt hat. Dazu kommt die
Beschreibung einer tiefen Männerfreundschaft und markante, saloppe Sprüche. Ein
Zitat von Seite 398: "Ich würde sagen, die Tiefen seiner Blödheit müssen
erst noch ausgelotet werden und Deine ist ihr ganz dicht auf den Fersen."
Obwohl ein salopper, teilweise rauer Umgangston zwischen den beiden Männern
herrscht, erkennt der Leser die starken Bande zwischen ihnen.
Noch ein Zitat: " Die besten Freunde sind die, die nie aufhören, einen zu überraschen, egal wie nahe sie einem stehen."
Noch ein Zitat: " Die besten Freunde sind die, die nie aufhören, einen zu überraschen, egal wie nahe sie einem stehen."
Zu den wirklich gelungenen Charakteren
kommt eine spannende Beschreibung der indianischen Kultur, ihre Mythen und Legenden
hinzu, die sehr detailliert beschrieben werden. Das ist keineswegs langweilig sondern eröffnet
dem Leser eine fremde Welt, von der wir viel zu wenig wissen.
"Bittere Wahrheiten" ist der Auftakt zu
der Serie, von der es bisher (leider nur)drei Bände in Deutsch gibt. Ich hoffe, der Autor
hat noch viel zu erzählen. Es sind ruhige, langsame, tiefgründige Geschichten,
die den Leser in ihren Bann ziehen. Mich haben sie süchtig gemacht. Das die
Charaktere keine jungen, ungestümen Helden sind, die alles können, macht den
besonderen Charme der Bücher aus. Longmire und Henry Standing Bear sind beide jenseits der 50 und kennen die Grausamkeit der Welt, da beide zusammen im
Vietnamkrieg waren. Sie sind vom Leben gezeichnete Männer und auch Vic und Ruby,
die beide mit Longmire arbeiten, haben ihre Erfahrungen hinter sich. Das Cover
spiegelt die Stimmung des Romans sehr gut wieder. Es zeigt die Unerbittlichkeit
der Berge und das karge Land, im Vordergrund die Silhouette des Sheriffs. Land
und Charakter gleichen sich. Rau, karg aber unverwüstlich und stark.
Fazit:
Ein langsamer, ruhiger Krimi mit
glaubhaften Charakteren und ein bisschen Mystik, die uns eine Welt zeigen, wie
wir sie so in Europa nicht kennen. Ich bedanke mich bei Festa, dass sie die Bücher veröffentlichen. Als Serie gibt es mittlerweile zwar vier Staffeln, leider wurde aber nur Staffel eins für den deutschen Markt bearbeitet. Mein englisch ist nicht so gut, um die Serie im Original zu sehen, jetzt kann ich immerhin drei Bücher lesen.
Titel: Bittere Wahrheiten
Serie: Longmire Band 1
Autor: Craig Johnson
Verlag: Festa, TB, 506 Seiten
ISBN:9783865525505
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