Elizabeth Anne Hawksmith wächst im Jahre
1627 in Bathcombe auf. Mit ihren Eltern
und ihren beiden Geschwistern verbindet sie eine tiefe, aufrichtige Liebe. Sie
haben nicht viel zum Leben aber sie sind glücklich und zufrieden, bis die Pest
ausbricht. Ihre Mutter arbeitet als Heilerin und Hebamme aber trotz aller
Versuche die Menschen zu retten, sterben viele an der Krankheit. Auch Bess
Vater sowie ihr Bruder Thomas als auch ihre kleine Schwester Margaret erliegen
der schrecklichen Seuche. Elizabeth erkrankt ebenfalls an der Pest. Um nicht
auch noch ihr letztes Kind an die Krankheit zu verlieren, wendet sich Anne
Hawksmith an den Hexer Gideon Masters. Er alleine ist in der Lage, den Verlauf
der Krankheit zu stoppen und das Kind zu heilen.
Die Menschen aus Bathcombe suchen in
ihrer Verzweiflung einen Schuldigen für die Seuche, die sie als Gottes Strafe
ansehen. Neidische und missgünstige Weiber beschuldigen Anne der Hexerei. Ihre
guten Taten als Heilerin sind schnell vergessen, die Menschen wollen Anne
brennen sehen. Obwohl sie sich retten könnte verzichtet sie auf eine Flucht um
ihre Tochter zu schützen. Sie weiß, dass sonst diese der Hexerei beschuldigt
werden würde. Bevor sie auf stirbt bittet sie Bess, sich an Gideon Masters zu
wenden, damit dieser sie ausbildet und beschützt. Sie kann nicht ahnen, auf
welchen Weg sie ihre Tochter damit schickt.
Kommentar:
Die Geschichte teilt sich in mehrere
Teile auf. Im Jahre 2007 siedelt Beth in das kleine Dorf Matravers und bezieht
dort ein kleines, abgelegenes Cottage. Sie ist eine Kräuterfrau und verkauft
ihre Produkte auf den heimischen Märkten.
Sie bleibt nicht lange in ihrer
Isolation. Die 17jährige Tegan ist neugierig auf diese seltsame Frau und lässt
sich durch deren abweisende Art nicht abschrecken. Tegan ist eine einsame junge
Frau. Sie ist mit ihrer Mutter ebenfalls erst kürzlich nach Matravers gezogen
und findet keinen Anschluss. Es ist berührend zu lesen, wie sich diese beiden
sehr unterschiedlichen Frauen einander annähern. Sie haben nur eines gemeinsam,
ihre unendliche Einsamkeit. Bei Bess ist es eine Notwendigkeit, es war niemals
ihr Wunsch ein solches Leben zu führen.
Als die Tegan und Bess sich annähern
erzählt die alte Frau, die sich das Aussehen einer Frau im besten Alter bewahrt
hat, der jungen Frau ihre Geschichte. Natürlich weiß Tegan nicht, dass es sich
um die Lebensgeschichte ihres Gegenübers handelt. Wie kann sie ahnen, dass Bess
schon 384 Jahre alt ist?
Die Autorin gibt uns Einblick in die
Jahre 1627/28, 1888 und 1917. Alles prägende Abschnitte im Leben der Hexe und
Kräuterfrau. Bess hat sich geschworen, der dunklen Seite der Hexerei
abzuschwören und sich immer nur der guten Seite zuzuwenden. Das bedeutet aber
auch, dass sie auf ihre wahre Macht verzichten muss. Sie arbeitet 1888 in einem
Londoner Krankenhaus und führt nebenher eine eigene kleine Praxis, in der sie
nur arme Frauen behandelt. Sie kann ihr Herz vor dem Elend und der Armut nicht
verschließen und oft wird sie in Versuchung geführt, ihre Macht zu nutzen um
die Kranken zu heilen. Im Jahre 1917 arbeitet sie in Flandern, im Kriegsgebiet,
als Feldschwester. Auch hier trifft sie das Elend der Menschen bis ins Mark. Aber sie weiß, sie darf ihre
Künste nicht nutzen, brächte sie sich doch selber in große Gefahr.
Als Leser bekommt man unendliches
Mitleid mit dieser Frau, die einsam durch die Jahrhunderte zieht, ohne Familie
und immer verfolgt von den Schatten der Vergangenheit. Sie lässt sich auf
flüchtige Liebschaften ein und vermeidet jede tiefere Bindung. Doch ein Herz lässt
sich nicht übertölpeln und bevormunden. Es findet die Liebe, wo es will. Es ist
schön zu lesen, wie sich Bess und Tegan annähern, wie die hohen Mauern, die
Bess um sich errichtet hat, langsam bröckeln. Doch die Risse lassen nicht nur Tegan
durch, sie ermöglichen es auch einem alten Feind, sich der Hexe zu nähern. Sie
nimmt dieses Wagnis in Kauf, denn eine kurze Zeit des Glücks ist alles, was
sich Bess erhoffen kann, bevor sie weiter ziehen und geliebte Menschen zurück
lassen muss.
Zu Beginn des Buches ist Elizabeth
lediglich ein Mädchen, das voller Sehnsucht nach dem Leben ist. Sie weiß, dass
es da draußen irgendwo mehr geben muss als das Leben auf einem Bauernhof, eine
arrangierte Ehe und viele Kinder. Der ihr vorgezeichnete Weg entspricht nicht
ihren Wünschen aber ein anderes Leben kennt man zu der Zeit für eine junge Frau
nicht. Träumen wir nicht alle von einem besseren Leben, einem Prinzen und der
großen Liebe? Und müssen nicht auch wir lernen, mit dem zufrieden zu sein, was
das Leben uns gibt? Das kleine Glück in kleinen Dingen zu finden statt dem
großen Traum nachzuhängen.
Auf ihrem Weg begegnet sie unglaublich
tapferen Menschen. Menschen, die das
Angebot der Unsterblichkeit ablehnen um sich selbst treu zu bleiben. Dieser
Teil der Geschichte hat mich tief bewegt. Die Autorin schafft es, den Leser
durch ihre Worte und die Art ihrer Erzählung, vollkommen in ihren Bann zu
ziehen. Man lebt und leidet mit der Frau, die ihrer Nemesis niemals wirklich
entkommen kann und die immer weiter ziehen muss, alles hinter sich lassend. Wie
unvorstellbar einsam muss so ein Leben sein, wie sie dabei bei klarem Verstand
bleiben kann ist mir schleierhaft.
Das Cover passt nicht unbedingt zu der
Geschichte, zumal überhaupt keine schwarze Katze im Buch eine Rolle spielt. Aber die Katze und auch die feurige
Farbgebung vermitteln dem Leser, um was es geht. Die wechselnde Erzählstruktur,
teilweise in Tagebuchform, erhöht die Spannung und sorgt für Abwechslung.
Ein Buch welches mich seit langem einmal
wieder dazu gebracht hat, die halbe Nacht durch zu lesen. Diesem Schicksal kann man
sich nicht entziehen.
Mein Dank geht an Heyne, von denen ich
das Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe. Trotzdem ist diese Rezension
keine Werbung sondern sie spiegelt meine eigene, subjektive Meinung.
Titel: Die Tochter der Hexe
Autor: Paula Brackston
Verlag: Heyne, Softcover, 506 Seiten
ISBN: 9783453319752
Hallo Petra,
AntwortenLöscheninteressant und eigentlich auch etwas schade, denn bei einem Cover mit schwarzer Katze.
Hätte ich auch eine schwarze Katze in der Geschichte erwartet/erhofft.....
Hm, wie man sich täuschen kann oder?
LG..Karin..
Das Buch war aber dann trotzdem spannend. Ist einfach das Klischee, dass Hexen schwarze Katzen haben. Ich hatte auch 19 Jahre einen schwarzen Kater :) Das erklärt wohl einiges...
AntwortenLöschenHallo liebe Petra,
AntwortenLöschenich lese immer mal gerne historische Romane und die Hexenthematik darf auch darin vorkommen.
Von dieser Autorin habe ich noch nichts gehört, deine Rezi hat das ja nun geändert.
Kennst du "Hexenliebe" von Marita Spang oder die Bücher über Hexen von Wolfgang Lohmeyer? Die haben mich auch so gefesselt wie dich dieser Roman. Die dramatische Verfolgung kommt auch in diesen Büchern so deutlich rüber, dass man total gefesselt ist.
Liebe Grüße
Barbara
ich glaube, dies hier ist ein Debut. Die anderen Romane kenne ich nicht. Ich lese zwar gerne historische Fantasy aber eher welche, die im 1 Jahrhundert spielen oder in der Antike.
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