12 Dezember 2018

Codename Rook (die übernatürlichen Fälle derAgentin Thomas) von Daniel O'Malley


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Er hob die Hand und  deutete mit deutete mit einem ausgesprochen schmutzigen Fingernagel auf mich. "Du", sagte er, "Man wird Dir Deine Erinnerungen nehmen. Man wird sie Dir heraussaugen, alles, was Dich ausmacht. Sie werden für immer verschwunden sein. Du wirst in einen Park flüchten, und dort im Regen wird jemand Neues die Augen aufschlagen, die einmal Dir gehört haben. Dieser Jemand wird Deine Augen öffnen, Deine blutunterlaufenen Augen, und überall um sich herum Leichen sehen. Leichen, die Handschuhe trage."

Als "Du" aufwacht, in einem Park, umgeben von Leichen, die alle Latex Handschuhe tragen, ist sie verwirrt und desorientiert. Sie besitzt keinerlei Erinnerungen an ihr Leben oder irgendwelche Ereignisse.  Allerdings findet sie in der Innentasche ihres Mantels zwei Briefe. Auf dem ersten steht: Für Dich, auf dem zweiten die Ziffer 2. Also liest "Du" den ersten Brief, der kurz umschreibt, wie sie in diese Lage gekommen ist und der sie vor zwei Alternativen stellt.
Schreiberin dieser Briefe ist Myfanwy Thomas, die vorherige Besitzerin des Körpers. Auf Grund einer Weissagung erfährt diese, was mit ihr passieren wird und sie trifft Vorkehrungen und Sicherheitsmaßnahmen, damit "Du" in ihre Rolle schlüpfen und ihren Widersacher aufspüren kann. 


Kommentar:
Eine Zusammenfassung zu schrieben ist etwas verwirrend, dafür wird mein Kommentar sicher wieder unendlich lang. Das Buch hat mir großartig gefallen. "Ich" die Briefeschreiberin und "Du" die Empfängerin sind eigentlich die gleiche Person. "Ich" hat "Du" Kreditkarten, ein Bankschließfach und unzählige Anweisungen und Instruktionen hinterlassen. Ebenso eine Mappe mit Informationen über ihre Kollegen und Mitarbeiter, so dass sie sich einen Überblick über die Organisation machen kann, für die sie tätig ist. Myfanwy weiß, dass sie den schweren Weg wählt , als sie sich entschließt, das Leben von Myfanwy zu übernehmen aber ihr Trotz und ihre Neugier zwingen sie dazu, herauszufinden, wer die Briefeschreiberin auslöschen wollte.
Die Checquy-Group ist ein Zusammenschluss von Wesen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die im geheimen operiert und Groß Britannien vor allen Feinden, Menschen und anderen Wesen, schützt. Die Mitglieder dienen ausschließlich dem Land und haben so die Zeiten überdauert, egal welchem Glauben oder welchem Haus der Herrscher angehört hat. Es besteht eine lebenslange Mitgliedschaft, die nur durch den Tod beendet werden kann.
Zitat Seite 54
Die Hierarchie der Checquy Gruppe ist außerordentlich kompliziert.  Das ist ein Resultat von Jahrhunderten von Tradition und Anführern, die einen Mangel an Veränderung als kulturelles Durchhaltevermögen ansehen. Um es so einfach wie möglich zu machen: Wer eine Gabe hat und nicht im Court sitzt, ist ein Pawn. Ohne Gabe kommt man niemals in den Court, sondern ist ein Bediensteter.
"Du" stellt fest, dass sie eine sehr hohe Position innerhalb des Court inne hat. Was sie allerdings noch feststellt und was ihr so gar nicht passt: "Ich" war ein graues Mäuschen.
Zitat Seite 112:
Gestalt?" Sie drehte sich zu dem Körper neben sich herum. "Was ist das?" "Aber Myfanwy!" rief er. "Du hast doch immer eine Papiertüte dabei. Du weißt genau, wie oft Dir bei diesen Anhörungen schlecht wird." Seine Worte mochten tröstend gemeint sein, aber sie fand seinen Tonfall ziemlich herablassend.
Sie kennt sich nicht, ist sich fremd, sie fühlt sich überrumpelt und überfordert. Aber eines weiß sie, sie ist kein Angsthase und keine graue Maus. Sie lernt "Ich" kennen aber auch ihre eigenen Fähigkeiten. Während "ich" verängstigt war und ihre Gabe nie einsetzen wollte, erkennt "Du" sofort das Potenzial ihrer Kräfte. Sie ist selbstbewusst, fast bis zur Grenze zur Arroganz und sich ihrer Position innerhalb der Organisation bewusst. Sie zeigt keine Anzeichen von Unsicherheit und Schwäche mehr und verblüfft ihre Kollegen mit ihrem Imagewechsel und ihrer neu eingesetzten Autorität.
Das Buch ist in zwei Erzählformen aufgeteilt. Der Leser erfährt genauso viel wie "Du" und so breitet sich die Geschichte nach und nach vor uns und der Protagonistin aus. Wir fiebern mit ihr und sind genauso neugierig, was ihr noch offenbart werden wird. Die Gedanken, die sich "Du" während des Lesens über "Ich" und ihre Informationen macht sind herrlich amüsant und unterhaltsam. Sie verfügt über einen ausgesprochen trockenen und teilweise schwarzen Humors, so dass ich während des Lesens oft schallend gelacht habe. Ich könnte hier das ganze Buch zitieren, der Autor hat eine Gabe, sich wirklich treffend auszudrücken.
Hier noch ein paar Zitate:
Seite 423:
"Ja", seufzte Myfanwy. "Das dürfte ein nettes kleines Verhör werden. ich brauche nur meine Furcht einflößende Miene aufzusetzen." "Sie haben eine Furcht einflößende Miene?" Ingrid klang skeptisch. "Allerdings," erwiderte Myfanwy beleidigt. Ich kann eine sehr Furcht einflößende Miene aufsetzen." Ingrid betrachte sie einen Moment. "Dann sollten sie vielleicht die Jacke ausziehen, Rook Thomas", riet sie taktvoll. "Die Blumenstickereien auf den Taschen könnten von ihrem bedrohlichen Gesichtsausdruck ablenken."
Seite 452:
"Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu verraten, warum all diese Schusswaffen hier herumliegen? Haben Sie Angst, dass der Papierkram sich gegen Sie erhebt?"
Seite 465
"Und, Alrich, was machen Sie hier?", fragte Myfanwy
"Ich hatte Lust auszugehen", erwiderte er unbekümmert. "Und ich habe sie gerochen." "Sie haben mich gerochen?", fragte sie erschüttert. Sie widerstand dem Impuls, den Arm zu heben und an ihren Achselhöhlen zu schnuppern.
"...und was tragen Sie da?" Sie warf einen Blick auf die enge Lederhose und das Netzshirt. "Sie sehen aus wie Sex in Stiefeln."
Seite 571
"Sollen wir ihn umbringen?", schlug Eckhart vor. "Das wäre vielleicht das Beste", überlegte Ferrier laut."Bishop Alrich, möchten Sie vielleicht...?""Ich habe gerade erst zu Abend getrunken", murmelte Alrich. "Wir erwägen ihn umzubringen, nicht ihn auszulutschen", erklärte Eckhart
Das Buch ist 700 Seiten dick und ich habe mich keine Seite gelangweilt. Ich war ebenso wie "Du" begierig darauf zu erfahren, wie "Du" ihr Leben gelebt hat und was sie in diese Lage gebracht hat. Immer wieder wechseln aktuelle Ereignisse und die Briefe ab, was die Spannung wirklich ins unerträgliche steigert. Ich kann mir dieses Buch absolut als Film vorstellen, voller skurriler Gestalten und witziger Szenen.  Die Fähigkeiten der Court Mitglieder sind sehr unterschiedlich, natürlich erinnert es etwas an die X-Men, das Geschichte ist nichtsdestotrotz eigen und viel unterhaltsamer als das steife Marvel Universum.
Ein Überraschungshit des Jahres 2018, ich hoffe, noch mehr von diesem Autor zu lesen. Immerhin könnten Rook Thomas, Ingrid und Alrich ( der meinen Glauben an Vampire wieder hergestellt hat) noch mehr Abenteuer erleben. Wolfgang Thon ist es erneut gelungen, den Esprit einer Geschichte zu erhalten und die sehr schön ins Deutsche zu übertragen.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar. Diese rezension spiegelt meine eigene, subjektive Meinung wieder und ist keine Werbung.
Titel: Codename Rook
Reihe: Die übernatürlichen Fälle der Agentin Thomas
Übersetzer: Wolfgang Thon
Verlag: Blanvalet, TB, 700 Seiten
ISBN:9783734161810

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