Der
Stein der Völker wurde aus der goldenen
Stadt gestohlen. Dieses Artefakt ist ein
Garant dafür, dass die verschiedenen Völker in Frieden miteinander leben und
das Dunkle aus der Welt verbannt bleibt.
Das Dunkle sind die Cric, grausame und brutale Geschöpfe, an die heute niemand
mehr glauben mag, bis die ersten Kreaturen über das Land herfallen und die
Bevölkerung niedermetzeln.
König
Ansgar begibt sich, zusammen mit seinem Leibwächter Silbur, auf die Suche nach
dem gestohlenen Stein. Er hofft Auskunft über den Dieb bei der legendären
blauen Rose zu erhalten, ein Wesen, welches alle Fragen der Welt beantworten
kann
Die
beiden treffen auf den jungen Myron, der zwar stumm ist, ihnen aber zu verstehen gibt,
dass er das Ziel kennt und ihnen helfen kann. Der König ist
verzweifelt und fühlt sich ohnmächtig angesichts der drohenden Gefahr, dass er
jede Hilfe akzeptiert, die sich ihm bietet, mag sie auch noch so obskur sein. Also stimmt er zu, sehr zum Verduss Silburs, der dem jungen Mann mit Argwohn begegnet.
Als
die drei Männer in eine Kneipenschlägerei verwickelt und verhaftet werden,
scheint sich das Ziel ihrer Reise und somit
die Rettung der Welt, immer weiter zu entfernen.
Doch
unverhoffte Hilfe kommt immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. So auch
hier.
Kommentar:
Wie
man sieht, fass ich mich bei der Zusammenfassung relativ kurz, ganz im
Gegensatz zu meinen sonstigen Rezensionen. Nach der Kneipenschlägerei
entwickelt sich die Geschichte so rasant, dass jedes weitere Wort ein Spoiler
wäre.
Das
Cover des Buches ist sehr farbig gestaltet und das hat mich in die Irre
geführt. Ich dachte, ich bekomme eine leichte, amüsante und unterhaltsame
Fantasygeschichte vorgesetzt, geradlinig und einfach gestrickt. Daher habe ich
das Lesen des Buches immer vor mir hergeschoben. Was für ein kolossaler Irrtum
und fataler Fehler. Tanja Kummer nimmt
die Erwartungen und Hoffnungen des Lesers, zerfetzt sie in kleine Stücke und
zerstreut sie im Wind. Hier führt kein Weg von A nach B und von dort nach C.
Die Geschichte steckt voller überraschender Wendungen, hat man sich vom ersten
Schock erholt, folgt sogleich der nächste Streich der Autorin. Man schüttelt
als Leser den Kopf und glaubt öfters, nicht richtig gelesen zu haben, zweifelt,
blättert zurück. Doch da steht es: Schwarz auf Weiß. Tanja Kummer zieht den Leser
mit ihrer Geschichte in den Bann, man inhaliert förmlich die Buchstaben und
giert nach mehr. Ein mehr wird es wohl nicht geben, denn die Geschichte ist in
sich abgeschlossen, es gibt keine Hinweise auf eine Fortsetzung.
Bei
den Hauptfiguren handelt es sich um teils ambivalente, ungewöhnliche sowie außergewöhnliche und teils
liebenswerte Charaktere. König Ansgar ist einer dieser außergewöhnlichen Figuren.
Er schickt nicht seine Gefolgsleute auf die Suche nach dem Artefakt, sondern
begibt sich selbst auf den gefahrvollen Weg. Er ist sich seiner Verantwortung gegenüber den
Völkern bewusst. Als Hüter des Steins hat er versagt und dieses Versagen möchte
er wieder gut machen. Er weiß, dass nur den Stein der Völker den Bann halten
kann, hinter dem die grausamen Cric lauern.
Myron
scheint ein gewöhnlicher junger Mann. Er ist zwar stumm, kann sich aber
durchaus verständlich machen und kennt die abseitigen Wege wie kaum ein
anderer.
Zu
den Dreien gesellen sich nach und nach noch andere Wesen und jedes davon ist
eine Offenbarung für den Leser. Es fällt schwer, aus diesen Figuren einen
Liebling auszuwählen.
Shirl
und Bow sind ein Geschwisterpaar aus dem Volk der Xayer. Shirl ist die
dominantere der Beiden, sie führt, während Bow folgt. Farin, der ebenfalls zu
den Xayer gehört, schwankt zwischen Abenteuerlust und Verantwortungsbewusstsein.
Welf
aus dem Volk der Marvin ist ein stolzer Sturkopf, der sich und allen anderen
das Leben schwer macht. Und dann gibt es noch Eve und Belur, die das Herz des
Lesers im Sturm erobern. Sie sind treue Seelen, die ihren Gefährten an Mut und
Tapferkeit in nichts nachstehen.
Jeder
der Protagonisten erlebt Leid, Trauer, Verlust und Tragödien aber auch
unverhoffte Freundschaft, Liebe und Kameradschaft. All dies ist sehr ausgewogen
und auf faszinierende Art und Weise zusammengefasst.
Und
Tanja Kummer kann nicht nur mit Worten zaubern. Die limitierte Sonderedition
ist mit einigen sehr schönen Zeichnungen ausgestattet, welche die Autorin
selber beigefügt hat. Da sie die Charaktere entwickelt hat, entsprechen die
Illustrationen fast immer den Vorstellungen des Lesers über die Personen.
Der
Leserattenverlag hat sich mir dieser Sonderausgabe sehr viel Mühe gegeben und
sich selbst übertroffen. Das Cover ist sehr stabil und widersteht auch einer
lesewütigen Katze. Es entstehen keinerlei Leserillen und Knickspuren sind sicherlich
nur mit roher Gewalt möglich. Der Schnitt ist anthrazit oder fast schon silbern,
zusätzlich zu den Illustrationen hat Tanja Kummer noch eine sehr detaillierte
und schön gezeichnete Karte beigefügt.
Alles
in allem hält der Leser somit ein Kleinod in der Hand, das jeden Cent wert ist.
Die
Autorin beweist, dass die deutsche Fantasy Landschaft nicht nur aus den
drei H (Heitz. Hennen, Hohlbein) besteht
sondern es viele unentdeckte Schätze bei kleinen Verlagen gibt, die es zu
finden lohnt.
Eine
klare Leseempfehlung an alle Fantasy Fans, die spannende und erstaunliche Geschichten
mit außerordentlichen und überzeugenden Figuren mögen.
Und
sollte euch hier ein Komma fehlen: Eingeweihte wissen, wo sie diese finden
können!
Titel:
Sturm der Verbannten
Autorin:
Tanja Kummer
Illustrationen:
Tanja Kummer
Verlag:
Leseratten Verlag, limitierte Sonderausgabe Buch 25, 350 Seiten
ISBN:
9783945230282
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