14 Januar 2018

Der Sturm der Verbannten von Tanja Kummer



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Der Stein der Völker wurde aus der goldenen Stadt gestohlen. Dieses Artefakt ist ein Garant dafür, dass die verschiedenen Völker in Frieden miteinander leben und das Dunkle aus der Welt verbannt bleibt. Das Dunkle sind die Cric, grausame und brutale Geschöpfe, an die heute niemand mehr glauben mag, bis die ersten Kreaturen über das Land herfallen und die Bevölkerung niedermetzeln.
König Ansgar begibt sich, zusammen mit seinem Leibwächter Silbur, auf die Suche nach dem gestohlenen Stein. Er hofft Auskunft über den Dieb bei der legendären blauen Rose zu erhalten, ein Wesen, welches alle Fragen der Welt beantworten kann
Die beiden treffen auf den jungen Myron, der zwar stumm ist, ihnen aber zu verstehen gibt, dass er das Ziel kennt und ihnen helfen kann. Der König ist verzweifelt und fühlt sich ohnmächtig angesichts der drohenden Gefahr, dass er jede Hilfe akzeptiert, die sich ihm bietet, mag sie auch noch so obskur sein. Also stimmt er zu, sehr zum Verduss Silburs, der dem jungen Mann mit Argwohn begegnet.
Als die drei Männer in eine Kneipenschlägerei verwickelt und verhaftet werden, scheint sich das  Ziel ihrer Reise und somit die Rettung der Welt, immer weiter zu entfernen.
Doch unverhoffte Hilfe kommt immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. So auch hier. 
Kommentar:
Wie man sieht, fass ich mich bei der Zusammenfassung relativ kurz, ganz im Gegensatz zu meinen sonstigen Rezensionen. Nach der Kneipenschlägerei entwickelt sich die Geschichte so rasant, dass jedes weitere Wort ein Spoiler wäre. 


Das Cover des Buches ist sehr farbig gestaltet und das hat mich in die Irre geführt. Ich dachte, ich bekomme eine leichte, amüsante und unterhaltsame Fantasygeschichte vorgesetzt, geradlinig und einfach gestrickt. Daher habe ich das Lesen des Buches immer vor mir hergeschoben. Was für ein kolossaler Irrtum und fataler Fehler. Tanja Kummer nimmt die Erwartungen und Hoffnungen des Lesers, zerfetzt sie in kleine Stücke und zerstreut sie im Wind. Hier führt kein Weg von A nach B und von dort nach C. Die Geschichte steckt voller überraschender Wendungen, hat man sich vom ersten Schock erholt, folgt sogleich der nächste Streich der Autorin. Man schüttelt als Leser den Kopf und glaubt öfters, nicht richtig gelesen zu haben, zweifelt, blättert zurück. Doch da steht es: Schwarz auf Weiß. Tanja Kummer zieht den Leser mit ihrer Geschichte in den Bann, man inhaliert förmlich die Buchstaben und giert nach mehr. Ein mehr wird es wohl nicht geben, denn die Geschichte ist in sich abgeschlossen, es gibt keine Hinweise auf eine Fortsetzung.
Bei den Hauptfiguren handelt es sich um teils ambivalente, ungewöhnliche sowie außergewöhnliche und teils liebenswerte Charaktere. König Ansgar ist einer dieser außergewöhnlichen Figuren. Er schickt nicht seine Gefolgsleute auf die Suche nach dem Artefakt, sondern begibt sich selbst auf den gefahrvollen Weg. Er ist sich seiner Verantwortung gegenüber den Völkern bewusst. Als Hüter des Steins hat er versagt und dieses Versagen möchte er wieder gut machen. Er weiß, dass nur den Stein der Völker den Bann halten kann, hinter dem die grausamen Cric lauern.
Myron scheint ein gewöhnlicher junger Mann. Er ist zwar stumm, kann sich aber durchaus verständlich machen und kennt die abseitigen Wege wie kaum ein anderer.
Zu den Dreien gesellen sich nach und nach noch andere Wesen und jedes davon ist eine Offenbarung für den Leser. Es fällt schwer, aus diesen Figuren einen Liebling auszuwählen.
Shirl und Bow sind ein Geschwisterpaar aus dem Volk der Xayer. Shirl ist die dominantere der Beiden, sie führt, während Bow folgt. Farin, der ebenfalls zu den Xayer gehört, schwankt zwischen Abenteuerlust und Verantwortungsbewusstsein.
Welf aus dem Volk der Marvin ist ein stolzer Sturkopf, der sich und allen anderen das Leben schwer macht. Und dann gibt es noch Eve und Belur, die das Herz des Lesers im Sturm erobern. Sie sind treue Seelen, die ihren Gefährten an Mut und Tapferkeit in nichts nachstehen.
Jeder der Protagonisten erlebt Leid, Trauer, Verlust und Tragödien aber auch unverhoffte Freundschaft, Liebe und Kameradschaft. All dies ist sehr ausgewogen und auf faszinierende Art und Weise zusammengefasst.
Und Tanja Kummer kann nicht nur mit Worten zaubern. Die limitierte Sonderedition ist mit einigen sehr schönen Zeichnungen ausgestattet, welche die Autorin selber beigefügt hat. Da sie die Charaktere entwickelt hat, entsprechen die Illustrationen fast immer den Vorstellungen des Lesers über die Personen.
Der Leserattenverlag hat sich mir dieser Sonderausgabe sehr viel Mühe gegeben und sich selbst übertroffen. Das Cover ist sehr stabil und widersteht auch einer lesewütigen Katze. Es entstehen keinerlei Leserillen und Knickspuren sind sicherlich nur mit roher Gewalt möglich. Der Schnitt ist anthrazit oder fast schon silbern, zusätzlich zu den Illustrationen hat Tanja Kummer noch eine sehr detaillierte und schön gezeichnete Karte beigefügt.
Alles in allem hält der Leser somit ein Kleinod in der Hand, das jeden Cent wert ist.
Die Autorin beweist,  dass die  deutsche Fantasy Landschaft nicht nur aus den drei H (Heitz. Hennen, Hohlbein)  besteht sondern es viele unentdeckte Schätze bei kleinen Verlagen gibt, die es zu finden lohnt. 
Eine klare Leseempfehlung an alle Fantasy Fans, die spannende und erstaunliche Geschichten mit außerordentlichen und überzeugenden Figuren mögen.
Und sollte euch hier ein Komma fehlen: Eingeweihte wissen, wo sie diese finden können!
Autorin: Tanja Kummer
Illustrationen: Tanja Kummer
Verlag: Leseratten Verlag, limitierte Sonderausgabe Buch 25, 350 Seiten
ISBN: 9783945230282

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