Oberkommissar Peter Langendorf ist ein
genialer Ermittler und wird für seine unangepassten und unorthodoxen
Methoden oft gehasst und gefürchtet. Als in Frankfurt-Wiesbaden
grauenvoll zugerichtete Leichen gefunden werden, ist schnell ein Täter ermittelt
und ein von ihm unterschriebenes Geständnis macht die Angelegenheit
einfach. Langendorf weiß, dass der
geistig labile und körperlich schwache Mann unmöglich der Täter sein kann. Der
neue Rechtsmediziner, der Ungar Csakanyi, ein eben solcher brillanter Querdenker
wie der Oberkommissar, stimmt dem zu. Und als erneute eine schauerlich
zugerichtete Leiche gefunden wird, ist klar, dass die Staatsanwaltschaft einen
Fehler begangen hat. Die Festnahme des armen Straßenkehrers sorgt für Unmut in
den armen Bevölkerungsschichten, die außerhalb des Stadtkerns vor sich
hinvegetieren. Die Morde interessieren die Armen nicht sonderlich, doch dass
immer mehr ihrer Kinder verschwinden, macht der Bevölkerung Angst, vergeblich
hoffen sie auf die Hilfe der Gendarmen oder der Polizei.
Bald wird Langendorf klar, das zwischen
den verschwundenen Kindern und den Morden ein Zusammenhang bestehen muss.
Das Buch wurde als Steampunk Roman
angepriesen und das ist sicherlich auch treffend. Doch die Grusel-und
Horrorelemente sind nicht zu unterschätzen, die Geschichte ist bedrückend,
düster und beklemmend und geht unter die
Haut.
Die Autorin findet sehr drastische Worte
für die geschilderten Klassenunterschiede und sie zeigt dem Leser das ganze
Elend und die Hilflosigkeit des größten Teils der Bevölkerung. Die Oberstadt,
in der die Reichen und Mächtige wohnen, wird zum Abend hin abgeriegelt, alle
Arbeiter, die keine Unterkunft bei einem Dienstherren vorweisen können, müssen
die Stadt verlassen und in ihre Elendsbehausungen zurück. In den Armenvierteln
steigt die Zahl der Arbeitslosen. Schulen werden geschlossen und immer mehr
Seuchen und Krankheiten breiten sich aus.
Peter Langendorf hat noch gute Kontakte
zu der Unterstadt aus seiner Zeit als Detektiv und er hört vieles, was seinen
Vorgesetzten und der Staatsanwaltschaft verborgen bleibt. So erfährt er auch
auf Umwegen von dem Verschwinden der Kinder. Allerdings handelt es sich bei den
Mordopfern nicht um Kinder, also wo besteht der Zusammenhang?
Es handelt sich hier um einen zweiten
Roman über den Ermittler Langendorf, es gibt immer wieder Hinweise auf Baron
von Wallenfels und seine Familie, die im ersten Roman wohl eine bedeutende
Rolle spielen. Und die Art und Weise der Morde erinnert den Ermittler sehr an
den Baron, dessen Grausamkeiten und perfiden Pläne denen des Mörders ähneln. Er
ist sich sicher, dass der Baron nicht der Täter sein kann, doch er beginnt, in
dessen Umfeld zu ermitteln. Andere, wiederkehrende Personen sind sein Bruder
Paul, ein Ingenieur und dessen Geliebter Valerian, sowie die Familie Bartfelder
aus der Unterstadt. Die Personen werden sehr anschaulich beschrieben und
besitzen wahrhaft Charakter. Man leidet mit der Bevölkerung, deren Nöte niemand
ernst niemand, man versteht den Frust und den Ärger des Oberkommissars ob der
Borniertheit einiger Mächtiger und man versteht, warum sich einige Menschen für
ein paar Kupferlinge zu grausigen Taten verleiten lassen. Die Autorin schreibt
sehr klar, flüssig und überzeugend, die Geschichte hat mich vom ersten Moment
an gepackt und ich werde sicherlich das vorherige Buch ebenfalls lesen.
Obwohl es sich um ein fiktives
Wiesbaden- Frankfurt des Jahres 1900 handelt, wirken die Ereignisse sehr
glaubhaft. Die Industrialisierung hat Ausmaße angenommen, die niemand
vorhersehen konnte. Die Menschen vegetieren in den Fabriken, deren Abfall und
Schmutz ungefiltert in die Seen, Flüsse und die Luft abgeleitet werden.
Automobile vertreiben das Pferd, Luftschiffe erobern den Himmel und mechanische
Ersatzteile ersetzen verlorene Gliedmaßen. Die Menschen können kaum mit dem
Fortschritt mithalten, Nutznießer sind die Reichen und Verlierer und Opfer die
Armen.
Peter Langendorf verkörpert hier eine
Mitte, ein Mensch zwischen den Welten, einer der wenigen Personen, der beide
Seiten sieht und kennt. In dieser ungerechten Welt zu seinen Werten zu stehen
ist nicht leicht, doch in seinen drei Untergebenen findet er Freunde und
Helfer, die ihn bei seinen Ermittlungen unterstützen und die ihm tatkräftig zur
Seite stehen.
Trotz all der Düsternis, des
Gruselns und des Elends darf auch hier
ein bisschen Romantik nicht fehlen, was
dem Buch einen Hauch der Schwere nimmt und etwas Licht in den Horror bringt.
Optisch passt das Cover beeindruckend gut zu der Geschichte, wie fast immer bei
Feder & Schwert. Der Titel, so wie er dargestellt ist, verdeutlicht sehr
klar, dass es um Steampunk geht und das Cover vermittelt einen ersten Eindruck,
dass es keine leichte Story ist.
Titel: Maschinenseele
Autorin: Chris Schlicht
Verlag: Feder & Schwert
ISBN: 9783867622042
Hallo Petra
AntwortenLöschenbei dir finde ich immer tolle Buchvorstellungen, das hier packt mich so richtig. Steampunk hab ich noch nicht so viele gelesen.
Liebe Grüße
Daniela
ich brauche jetzt unbedingt den ersten Band. Ich habe dieses Buch im Urlaub verschlungen, es ist teilweise etwas beklemmend aber sehr, sehr spannend
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