Das ehemalige Großkönigreich Paradon ist
in viele einzelne Fürstentümer zerfallen. Das mächtigste dieser Reiche ist
Aracanon, welches von Fürst Galihl regiert wird. Dieser machthungrige
Mensch, dem man nachsagt, den Schatten nahe zu stehen, streckt die Hände gierig
nach den benachbarten Fürstentümern aus. Zwei davon hat er schon erobert und
nun ist sein Heer auf dem Weg nach Westen.
Es geht das Gerücht, dass er es
geschafft hat, die einstmals legendären Truppen der Windreiter neu
aufzustellen, gut ausgebildete Krieger, denen kaum ein normaler Soldat
gewachsen ist. Da die anderen Fürstentümer die Warnung einiger weniger, die
diese Entwicklung haben kommen sehen, ignoriert haben, stehen die westlichen
Länder der Invasion von Aracanons Truppen machtlos gegenüber.
Die bedrohten Völker haben nur eine
Möglichkeit, die Eroberungswelle aufzuhalten. Angeblich zeugte Fürst Galihl
einen Sohn mit einer Sklavin. Dieses Bastardkind hätte legitimen Anspruch auf
den Thron Aracanons und könnte den jetzigen Herrscher entmachten und ersetzen.
Die Suche nach dem Kind beginnt. Es ist
ein Wettlauf gegen die Zeit, denn auch Galihl begibt sich ebenfalls auf die Suche,
nachdem er von der Existenz des Kindes erfährt. Sollte er den Jungen finden,
ist dieser des Todes, denn der Tyrann duldet keine Anwärter auf den Thron neben
sich, nicht einmal den eigenen Sohn.
Kommentar:
Die Autorin hat bei diesem Buch von A-Z
alles richtig gemacht und ein gelungenes und sehr spannendes Werk abgeliefert.
Das Cover ist in einem kräftigen rot gehalten, die Schrift ist golden mit leichten
Schlieren von schwarz, was einen sehr schönen Kontrast ergibt und auf der
Abbildung sieht der Leser lediglich ein Schwert. Dieser Minimalismus zieht sich
durch das ganze Buch. Es gibt keine Wiederholungen und keine überflüssigen
Ausschmückungen. Dafür sind die verwendeten Metaphern sehr treffend und man hat
stets das passende Bild vor Augen, Ich habe oft gestaunt, wie perfekt die
Autorin eine Situation in wenigen Worten umschreiben kann. S.A Lee hat das
Cover selber gestaltet, das erklärt, warum es einfach perfekt passt.
Im
Inneren findet sich eine Karte von Paradon, aufgeteilt in die einzelnen
Fürstentümer. So kann der Leser sehen, wie groß das Reich einst war und wie
zersplittert es heute ist.
Der Prolog beginnt mit der Entstehungsgeschichte
der Welt. Sehr gelungen finde ich die innovative Idee, dass es nicht nur gut und böse oder hell
und dunkel gibt, sondern dass die dritte Einheit, die Waage, für ein
Gleichgewicht sorgt. Bei den meisten Fantasygeschichten fehlt dieses
Gleichgewicht, die Autoren beschränken sich häufig auf Licht und Schatten.
Die eigentliche Vorgeschichte, die
Flucht der Sklavin vor ihren Häschern, ist absolut mitreißend und dramatisch
geschildert, man leidet mit Szarell und weiß doch, dass sie nicht entkommen
kann.
Der Roman spielt sechzehn Jahre später.
Obwohl klar ist, worauf die Autorin hinaus will, bleibt der Spannungsbogen von
der ersten bis zur letzten Zeile erhalten.
Der junge Kirin gewinnt sofort das Herz
des Lesers. Er ist ein Kind zwischen den Welten. Er wächst als Dienstbote am
Hofe des Fürsten Oedyn auf, der hoch im
Norden das Reich Yorenin verwaltet. Seit zwanzig Jahren wählt das Volk Oedyn zum
Regenten, denn er ist weise und gerecht und auch Kirin bewundert und respektiert
seinen Herrn. Kirins rasche Auffassungsgabe und seine Neugier erleichtern es
ihm, Dinge zu erlernen und zu verstehen.
Als der dickliche Heilerlehrling Ory
nach Yorenin kommt, verscherzt er es sich sehr schnell mit den anderen Jungen,
da er sich ihnen gegenüber sehr arrogant verhält und sie spüren lässt, dass er
sich für etwas besseres hält. Doch als die Jungen über Ory herfallen und ihn fast zu Tode
prügeln, stellt sich Kirin auf die Seite des Hilflosen und die beiden sehr
unterschiedlichen Jungen werden Freunde. Der Zwiespalt, in dem Kirin steckt,
wird sehr deutlich geschildert und gibt einen Hinweis, zu was für einem Mann
dieser Jüngling heranreifen wird.
Eine weitere Freundin Kirins wird die
junge Heilerin Megan. Zögerlich und tastend nähern sich diese zwei Menschen an
und das ist wirklich wunderbar beschrieben. S.A. Lee findet hier genau die
passenden Worte, um die Situation zweiter Einzelgänger zu schildern, die letztendlich ihre Vorurteile
überwinden und Freunde werden.
Mehr möchte ich vom Inhalt nicht wiedergeben,
das Buch ist 370 Seiten relativ dünn und die Geschichte ist sehr konzentriert
und auf den Punkt gebracht.
Im Anhang befindet sich ein ausführliches
Glossar aufgeteilt in Personen, Länder und Begriffe, das wirklich lesenswert
ist und das man nicht links liegen lassen sollte.
Das Drohen der silbernen Sichel ist der
erste von sechs Bänden. Die Autorin hatte sich gewünscht, dass die Geschichte
in drei Bänden erscheint, doch leider hat sich der Verlag dagegen entschieden,
sehr zum Ärger des Lesers, der nun Monate auf Band 2 warten muss.
Aber es wird sich lohnen. Wenn dieses
hohe Niveau beibehalten wird, erwarten uns noch reichlich Abenteuer von Kirin,
die ich auf keinen Fall verpassen will.
Obwohl es sich hier um ein Debüt
handelt, braucht sich S.A. Lee hinter den großen deutschen Fantasyautoren wie
Heitz oder Hennen nicht zu verstecken. Die kleinen sprachlichen Eigenheiten des
Nachbarlandes geben dem Buch einen gewissen Charme. So heißt es dort wohl
innert statt innerhalb.
Von mir eine absolute Lesempfehlung
Titel: Das Drohen der silbernen Sichel
Reihe: Die Chroniken der drei Kriege
Band 1
Autor: S. A. Lee
Verlag: AAVAA Verlag, TB 370 Seiten
ISBN: 978384592438-0
Band 2 ist da *hibbel*
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