Vor fünfzehn Jahren ging Mondranel einen
Pakt mit den Schattenherren ein. Als
Gegenleistung für die Gabe mächtiger Magie, gab er ihnen eine seiner beiden
Töchter: Liola, die unter den drei Monden Geborene.
Fünfzehn Jahre später tobt der Kampf der
Menschen gegen die Schattenherren immer noch. Die Menschheit steht kurz vor der
endgültigen Niederlage. In ihren Händen befindet sich nur noch eine Silbermine.
Fällt diese in die Hand des Feindes, ist dessen Sieg nicht mehr aufzuhalten.
Denn die Schattenherren können nur durch die Kraft des Silbers besiegt werden.
Helion ist ein junger Mann, welcher der
Ritterschaft beitritt, um gegen die Schattenherren zu kämpfen. Die
Mondschwerter waren einst die Elitetruppen des Reiches, ein Bollwerk des
Widerstandes. Mittlerweile verfallen die Ritter jedoch immer mehr dem höfischen
Leben und der Dekadenz, statt sich an der Front dem Feind zu stellen.
Helion übernimmt die Aufgabe, den
mittlerweile mächtigsten aber auch verhasstesten Zauberer der Menschen an die
Front zu begleiten, damit dieser den Versuch unternimmt, eine der
Schattenherren zu vernichten. Begleitet
wird der Trupp auch von der angehenden Mondpriesterin Ajina. Helion muss
erkennen, dass er sich in die Tochter des Mannes verliebt hat, der einst seinen
Mentor und Vaterersatz vernichtet hat. Er versteht nicht, wie Ajina ihrem Vater
alle seine frevelhaften und grausamen Taten vergeben kann. Ist dem Sinneswandel
des verhassten Magiers trauen? Niemand
bricht einen Pakt mit den Schattenherren und kommt davon. Helion muss nun dafür
sorgen, dass Mondranel sein Versprechen hält und die Schattenherrin Lisanne
vernichtet. Auch wenn er sich damit gegen seine große Liebe stellt und bei
einem Verrat ihren Vater töten soll.
Der junge Mann, gerade zum Ritter der
Mondschwerter ernannt, steht somit vor schwierigen Herausforderungen und fast
unüberwindlichen Aufgaben.
Kommentar:
Guardaja ist das letzte Bollwerk des
Widerstandes. Hier wird es zur letzten Schlacht kommen, fällt Guardaja, fallen
auch die Südlande und die Schattenherren wären nicht mehr aufzuhalten.
Die Charaktere dieser gewaltigen
Fantasyreihe haben eine Tiefe und Ambivalenz, wie man leider in diesem Genre nur
noch selten findet. Ein Vater, der seine Tochter und Frau opfert um unendliche
Macht zu erlangen. Er will diese Macht für das Gute einsetzen aber hat er durch
seine böse Tat nicht schon bewiesen, dass Magie von Übel und ihr Verbot
berechtigt ist?
Es ist die ewige Frage von Schuld und
Sühne. Kann man jemandem vergeben und vertrauen, der seine eigene Tochter an
die sprichwörtlichen Teufel verkauft hat? Der aus Liebe zu seiner zweiten
Tochter seine früheren Taten wieder gut machen möchte. Was nur gelingt mit
genau der Macht, die er damals vom Feind erhalten hat. Wäre diese Untat damals
nicht geschehen, hätte er jetzt nicht die Macht, um gegen die Osadroi zu
kämpfen.
Die Osadroi nähren sich von Gefühlen wie
Freude, Liebe, Kummer, Hass oder Trauer. Sie leben von der Essenz dieser Gefühle,
nehmen sie auf und stärken sich dadurch. Wenn die Schattenherren also all diese
Emotionen einer Schlacht in sich aufnehmen und sich stärken, wie kann man sie
dann besiegen? Menschlich sein bedeutet Gefühle zu haben, wie soll man lernen,
diese zu kontrollieren und dem Feind emotionslos gegenüber zu treten, wenn
neben einem der Freund im Kampf fällt.?
Robert Corvus lässt seine Protagonisten
konsequent handeln und auch unbequeme und moralisch fragwürdige Entscheidungen
treffen obwohl sie für das Gute kämpfen. Krieg ist grausam und hart, Verlust,
Angst, Tod und Verzweiflung sind seine Bestandteile und das wird dem Leser
schonungslos vor Augen geführt. Dort gibt es keinen Platz für willkürlich
herbei geführte glückliche Fügungen, die alles zum Guten wenden. Der Autor geht seinen Weg und wenn er dadurch
ein paar Leser verliert, die die Grausamkeit dieser Welt nicht ertragen können,
egal. Nach der unendlichen Anzahl seichter Geschichten beeindruckt dieses Buch
durch seine schnörkellose Erzählweise, ohne Rücksicht auf die zarte Seele
mancher Leser, die einer grausamen Welt nicht gewachsen sind. Der Autor weicht niemals vom Ziel ab.
Ehrlich, beeindruckend und schonungslos hält dieses Buch den Leser in Atem.
Das Cover ist schön gestaltet und
inneren befinden sich zwei Karten. Eine zeigt Eloy als Ganzes, eine zeigt die
Festung Guardaja. Zum Glück geht bei
dieser packenden Geschichte nichts durch eine Übersetzung verloren und der
Leser kann die schnörkellose Sprache des Autors in vollen Zügen genießen.
Fazit:
Ein gelungenes, fesselndes und
beeindruckendes Buch. Der Autor bleibt hoffentlich seinem Stil treu und beugt
sich nicht dem Mainstream. Ich bin
gespannt, ob die anderen Bände das hohe Niveau halten können.
Autor: Robert Corvus
Titel: Feind
Reihe: Die Schattenherren Band 1
Verlag: Piper, Softcover, 379 Seiten
ISBN: 978-3492269131
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