Eines Tages erscheint der kleine Max
plötzlich in einem Buchladen. Niemand, weiß, wo das Baby herkommt oder zu wem
es gehört. Mit dem Erscheinen des Jungen beginnt das Verschwinden von Menschen.
Zunächst erkennt niemand den Zusammenhang. Max wächst als normaler Junge in
einer Pflegefamilie auf, nichts deutet auf etwas Ungewöhnliches hin.
Um das Verschwinden der Menschen zu
ergründen, wird ein Komitee gegründet, dass die Ursache für die Vorfälle herausfinden soll.
Nach jahrelanger Forschung behaupten die
Forscher, einen Grund für das Verschwinden gefunden zu haben. Es läge an den
Träumen. Die Menschen lebten zu sehr in ihren Träumen, würden sich in Bücher,
Geschichten und Musik flüchten und dadurch die Realität verlassen. Es wird hart
durchgegriffen. Alles, was schön ist und die Menschen zum Träumen verführt, wird
verboten, sogar die Religion.
Ein herber Schlag für den kleinen Max.
Denn auch er ist eine Leseratte und ein Träumer. Jeden Tag nach der Schule
versteckt er sich in einem Buchladen und liest alles, was er in die Finger
bekommen kann. Der Alltag ist für ihn nur eine Störung seiner Träume und seine
Adoptiveltern sind zwei fremde und nervige Wesen, die ihm sein Glück nicht
gönnen. Er ist auf der Suche nach seinen wahren Eltern und er hofft, sie in
einer der Geschichten zu finden.
Als Bücher verboten werden, lebt Max
weiterhin in seiner Traumwelt. Er wandert durch die Wälder, stellt sich seine
echten, sicherlich liebevollen Eltern vor und träumt von Abenteuern. Dabei
erkennt er nicht, wie sehr er seine Pflegeeltern verletzt, was letztendlich
auch zu ihrem Verschwinden führt.
Als seine Adoptiveltern ebenfalls
verschwinden, begegnet Max ein echtes Abenteuer in Gestalt des dunklen Mannes.
Sein Leben lang hat dieser dunkle Mann den Jungen begleitet, nun nimmt er
Gestalt an und führt Max in seine Traumwelt: In den Wald des Anfangs. Eine parallele
Welt zu unserer der Unsrigen, in der Märchen und Sagen lebendig sind. Eine
Welt, in der Hexen, Zauberer und Drachen leben und Wissenschaft und Technik
verpönt sind. Wo Ideenreichtum und Phantasie gefragt sind, die Welt, in der
Geschichten entstehen.
Max bekommt hier eine Aufgabe zugeweisen
und muss sich seinen Träumen und seiner Herkunft stellen. Dabei hat er Hilfe
von der kleinen Martha, die ihm eine gute Freundin wird.
Kommentar:
Die Moral von der Geschichte ist sicherlich,
dass man auf Menschen, die einen lieben, Rücksicht nehmen soll. Dass man
Freunde nicht unbedacht verletzten darf, dass zu Freundschaft ebenso ein Geben
wie ein Nehmen gehört. Das ein Mensch erst wahrhaftig stirbt, wenn er vergessen
wird.
Max ist kein Junge, den man gern haben
kann. Ein Eigenbrötler, ein Egoist, mit fast autistischen Zügen. Jemand, der in
eine Traumwelt flüchtet, weil er die Realität nicht akzeptieren kann. Der alle
Menschen verletzt, die sich um ihn bemühen und ihn als normalen Jungen aufwachsen
sehen möchten. Er ist unbedacht grausam und erkennt nicht die Folgen seines
Handelns.
Als sich seine Träume erfüllen und in
den Wald des Anfangs mitgenommen wird, glaubt er, am Ziel seiner Träume zu
sein. Doch er muss erkennen, dass die Handlungen eines Menschen in jeder Welt
Konsequenzen haben und dass die Traumwelt sich nicht nach den Wünschen der
Menschen richtet.
Wesentlich liebevoller gezeichnet ist
Martha. Ein kleines , einsames Mädchen, dass die Herzen der Leser bezaubert.
Man möchte Max oft einen Fußtritt verpassen, wenn er vergisst, dass Martha
existiert oder wenn er sie ignoriert.
Der Autor und der Verlag habe sich mit
der Gestaltung des Buches wirklich sehr viel Mühe gegeben. Das Cover zeigt den Wald der träumenden
Geschichten und einige seiner Bewohner. Ein Hinweis auf den märchenhaften und
erstaunlichen Inhalt des Buches.
Im inneren wird der Kontrast zwischen
Wald und Welt dargestellt. Auf der einen Seite der Wald mit seinen uralten,
einladenden Bäume, zwischen denen
allerlei Fabelwesen leben, beleuchtet von einem sanften und warmen Mondlicht.
Auf der anderen Seite die kalte, anonyme Stadt, kalt, unnahbar und abweisend.
Im hinteren Einband sehen wir Max, wie er versteckt in einem Bücherregal vor
sich hin träumt. Ein Träumer umgeben von Träumen. Der Preis von 16,99 Euro ist
für dieses schön gestaltete, spannende und warmherzige Buch nicht zu hoch
gegriffen.
Fazit:
Phantasien ist in Gefahr. Sicherlich ein
Thema, dass schon mehrmals in Büchern verarbeitet wurde aber selten so schön wie
hier. Diese Geschichte gehört auf das gleiche Podest wie die unendliche
Geschichte oder Märchenmond. Es bringt die Kinder zum Träumen und den
Erwachsenen die Erinnerung an die Kindheit zurück.
Titel: Der Wald der träumenden Geschichten
Original: The beginning woods
Autor: Malcolm McNeill
Übersetzer: Sybille Schmidt
Verlag: Fischer KJB, August 2014,
978-3-596-85670-1, 534 Seiten
Umschlag und Illustration Suse Kopp und
Nikolaus Heidelbach
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