16 November 2016

Der Wald der träumenden Geschichten von Malcolm McNeill



http://www.fischerverlage.de/buch/der_wald_der_traeumenden_geschichten/9783104031576
Eines Tages erscheint der kleine Max plötzlich in einem Buchladen. Niemand, weiß, wo das Baby herkommt oder zu wem es gehört. Mit dem Erscheinen des Jungen beginnt das Verschwinden von Menschen. Zunächst erkennt niemand den Zusammenhang. Max wächst als normaler Junge in einer Pflegefamilie auf, nichts deutet auf etwas Ungewöhnliches hin.
Um das Verschwinden der Menschen zu ergründen, wird ein Komitee gegründet, dass die Ursache für die Vorfälle  herausfinden soll.
Nach jahrelanger Forschung behaupten die Forscher, einen Grund für das Verschwinden gefunden zu haben. Es läge an den Träumen. Die Menschen lebten zu sehr in ihren Träumen, würden sich in Bücher, Geschichten und Musik flüchten und dadurch die Realität verlassen. Es wird hart durchgegriffen. Alles, was schön ist und die Menschen zum Träumen verführt, wird verboten, sogar die Religion.  

Ein herber Schlag für den kleinen Max. Denn auch er ist eine Leseratte und ein Träumer. Jeden Tag nach der Schule versteckt er sich in einem Buchladen und liest alles, was er in die Finger bekommen kann. Der Alltag ist für ihn nur eine Störung seiner Träume und seine Adoptiveltern sind zwei fremde und nervige Wesen, die ihm sein Glück nicht gönnen. Er ist auf der Suche nach seinen wahren Eltern und er hofft, sie in einer der Geschichten zu finden.
Als Bücher verboten werden, lebt Max weiterhin in seiner Traumwelt. Er wandert durch die Wälder, stellt sich seine echten, sicherlich liebevollen Eltern vor und träumt von Abenteuern. Dabei erkennt er nicht, wie sehr er seine Pflegeeltern verletzt, was letztendlich auch zu ihrem Verschwinden führt.
Als seine Adoptiveltern ebenfalls verschwinden, begegnet Max ein echtes Abenteuer in Gestalt des dunklen Mannes. Sein Leben lang hat dieser dunkle Mann den Jungen begleitet, nun nimmt er Gestalt an und führt Max in seine Traumwelt: In den Wald des Anfangs. Eine parallele Welt zu unserer der Unsrigen, in der Märchen und Sagen lebendig sind. Eine Welt, in der Hexen, Zauberer und Drachen leben und Wissenschaft und Technik verpönt sind. Wo Ideenreichtum und Phantasie gefragt sind, die Welt, in der Geschichten entstehen.
Max bekommt hier eine Aufgabe zugeweisen und muss sich seinen Träumen und seiner Herkunft stellen. Dabei hat er Hilfe von der kleinen Martha, die ihm eine gute Freundin wird.
Kommentar:
Die Moral von der Geschichte ist sicherlich, dass man auf Menschen, die einen lieben, Rücksicht nehmen soll. Dass man Freunde nicht unbedacht verletzten darf, dass zu Freundschaft ebenso ein Geben wie ein Nehmen gehört. Das ein Mensch erst wahrhaftig stirbt, wenn er vergessen wird.
Max ist kein Junge, den man gern haben kann. Ein Eigenbrötler, ein Egoist, mit fast autistischen Zügen. Jemand, der in eine Traumwelt flüchtet, weil er die Realität nicht akzeptieren kann. Der alle Menschen verletzt, die sich um ihn bemühen und ihn als normalen Jungen aufwachsen sehen möchten. Er ist unbedacht grausam und erkennt nicht die Folgen seines Handelns.
Als sich seine Träume erfüllen und in den Wald des Anfangs mitgenommen wird, glaubt er, am Ziel seiner Träume zu sein. Doch er muss erkennen, dass die Handlungen eines Menschen in jeder Welt Konsequenzen haben und dass die Traumwelt sich nicht nach den Wünschen der Menschen richtet.
Wesentlich liebevoller gezeichnet ist Martha. Ein kleines , einsames Mädchen, dass die Herzen der Leser bezaubert. Man möchte Max oft einen Fußtritt verpassen, wenn er vergisst, dass Martha existiert oder wenn er sie ignoriert.
Der Autor und der Verlag habe sich mit der Gestaltung des Buches wirklich sehr viel Mühe gegeben.   Das Cover zeigt den Wald der träumenden Geschichten und einige seiner Bewohner. Ein Hinweis auf den märchenhaften und erstaunlichen Inhalt des Buches.
Im inneren wird der Kontrast zwischen Wald und Welt dargestellt.  Auf  der einen Seite der Wald mit seinen uralten, einladenden  Bäume, zwischen denen allerlei Fabelwesen leben, beleuchtet von einem sanften und warmen Mondlicht. Auf der anderen Seite die kalte, anonyme Stadt, kalt, unnahbar und abweisend. Im hinteren Einband sehen wir Max, wie er versteckt in einem Bücherregal vor sich hin träumt. Ein Träumer umgeben von Träumen. Der Preis von 16,99 Euro ist für dieses schön gestaltete, spannende und warmherzige Buch nicht zu hoch gegriffen.
Fazit:
Phantasien ist in Gefahr. Sicherlich ein Thema, dass schon mehrmals in Büchern verarbeitet wurde aber selten so schön wie hier. Diese Geschichte gehört auf das gleiche Podest wie die unendliche Geschichte oder Märchenmond. Es bringt die Kinder zum Träumen und den Erwachsenen die Erinnerung an die Kindheit zurück.
Titel: Der Wald der träumenden Geschichten
Original: The beginning woods
Autor: Malcolm McNeill
Übersetzer: Sybille Schmidt
Verlag: Fischer KJB, August 2014, 978-3-596-85670-1, 534 Seiten
Umschlag und Illustration Suse Kopp und Nikolaus Heidelbach

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