Ein Mann erwacht auf einem
Schlachtfeld. Um ihn herum tausende von Toten. Er kann sich an nichts erinnern,
nicht einmal an seinen Namen. Er trägt rote Gewänder, wie so viele der Gefallenen
um ihn herum auch. Andere Tote tragen weiß. Doch er weiß nicht, was diese
unterschiedlichen Farben bedeuten. Er findet einen anderen Krieger, ebenfalls
in roten Gewändern, der im Sterben liegt. Von ihm erhofft sich der Namenlose
ein paar Antworten. Doch er erfährt nichts mehr, außer, dass dieser Krieger
Roald heißt und von ihm einen Schwur verlangt, die Phat zu vernichten. Die Phat
müssen also die Krieger in weiß sein. Doch wer er ist, für wen er gekämpft hat
und um was es in dieser Schlacht ging, weiß der Namenlose immer noch nicht. Er eignet sich den Namen Roald an und sucht
sich ein Versteck, da ein Wüstensturm in Anmarsch ist. Er überlebt auch diesen
Sturm und wird von zwei Nomaden gefunden, Faran, der beinlose und seine Tochter
Chebi, eine Heilerin. Beide wurden von ihrem Stamm verstoßen und leben nun von Leichenfledderei und ähnlich unangenehmem
Tätigkeiten.
Kommentar:
Das war endlich einmal wieder schöne, epochale Fantasy wie ich sie mag. Ein
einsamer Krieger ohne Vergangenheit, der sich auf die Seite der Gerechtigkeit
stellt und dort sein Schicksal erfüllen muss. Roald ist ein durch und durch symphytischer
Charakter. Ein Mann, der nach seiner Vergangenheit sucht, sich aber nach und
nach mit der Gegenwart arrangiert. Er fühlt sich wohl bei den Nomaden, er
achtet ihre Lebensweise und stellt sich im Krieg auf ihre Seite. Zuerst sind es
nur Faran, der auf einem Groot reitet, einer Riesenechse, und seiner Tochter
Chebi die Roald begleiten. Bald gesellen
sich noch der Krieger Indri dazu, ein
Berg von einem Mann aber von schlichtem Gemüt und die alte Rachel, eine „Schwester
der Sonne“. Diese „Schwestern der Sonne“ verfügen über Magie und haben eine
intensive Beziehung zur Wüste.
Die Nomaden leben in vielen
Stämmen, Sie durchstreifen seit Jahrhunderten die Wüste, sie kennen jede Oase,
jedes Wasserloch und jeden Pfad. Sie wandern in einem bestimmten Zyklus durch die
Wüste, denn die Wüste gibt nicht viel und alles muss gerecht geteilt werden.
Auch Indri wurde von seinem Stamm verstoßen und das gemeinsame Schicksal
verbindet ihn bald mit Faran und Chebi. Und auch Roald fügt sich ein. Bei einem
Kampf stellt er unter Beweis, der ein wahrhaftiger Meister der Klinge ist, doch
wie er diese Fähigkeit erlangt hat, weiß er nicht.
So, wie die Nomaden die Wüste
lieben, so sehr hasst Thasar, der Blutwesir, diese. Er ist der Anführer der
Phat, ein geschickter Taktiker und Kämpfer und er ist sich sicher, die Nomaden endgültig
besiegt zu haben und dass sie kein Ärgernis mehr sein werden. Nur einmal ist es
gelungen, die Nomaden zu einigen, Thasar ist sich sicher, dass dies nie wieder
passieren wird. Obwohl die Phat die Wüste hassen, brauchen sie deren
Handelswege und Wasserlöcher, um Handel zu treiben. Dabei drängen sie die Nomaden
immer weiter zurück und berauben sie ihres Lebensraums. Zuerst versuchten die
Nomadenstämme sich alleine gegen die Eindringlinge
zu behaupten, doch gegen die gut gerüsteten Krieger auf ihren Kampfgrools hatten
sie keine Chance. Erst als sie sich zusammenschlossen, kam es zu einer alles
entscheidenden Schlacht.
Die Geschichte baut sich sehr
langsam auf, genau, wie ich es mag. Ein Mann ohne Erinnerung, der langsam
zurück ins Leben findet, und neue Freunde an seiner Seite. Jeder dieser
Menschen, die er kennenlernt, hat eine schreckliche Vergangenheit hinter sich,
wurde ungerechtfertigt verstoßen. Nur Rachel nicht, die mit Indri durch die
Wüste streift. Sie erkennt etwas in Roald, verschweigt aber, was sie in ihm
sieht. Er muss seinen Weg selbst finden. Und dieser führt zu der alles entscheidenden
Schlacht um die Vorherrschaft der Wüste. Traumfragmente zeigen ihm immer wieder
Bruchstücke seiner Erinnerung, doch er kann sie nicht zusammenfügen. Er fühlt
nur eines: Er kämpft auf der richtigen Seite, für die richtige Sache.
Ich möchte hier nicht zu sehr
ins Detail gehen, weil ich dann unweigerlich zu viel verraten würde. Wie und ob
Roald seine Vergangenheit wieder findet, ob die Nomaden ihre Heimat verteidigen
können oder ob der Blutwesir zu einem weiteren, alles vernichtenden Schlag
ausholt, das erlest ihr bitte selbst. Auch Thasar ist ein Mann, dem der Autor
viel Zeit widmet, so dass man seine Handlungen versteht. Die Kultur der Phat
unterscheidet sich so gravierend von der der Nomaden, eine Einigung scheint nicht möglich. Krieg scheint das
einzige Mittel.
Wenn man nach Israel und Palästina
schaut, kann man fast einen direkten Vergleich ziehen, auch dort scheint nie
eine Einigung möglich. Was wieder einmal zeigt: Fantasy ist nie sehr weit weg
von der Realität.
Dies ist das zweite Buch, das
ich von Florian Clever gelesen habe. Es spielt in der gleichen Welt wie Mesree und auf den beigefügten Karten ist die Wüstenstadt auch zu sehen. Ich mag
Bücher, die einen orientalischen Einschlag haben und in der Wüste spielen.
Leider habe ich zu Mesree keine Rezension verfasst aber auch diese Geschichte kann
ich empfehlen.
Der Autor hat zwei Karten und
ein Personenregister beigefügt, sowie Hinweise auf seine anderen Romane. Ich
habe dieses Buch auf Grund des Covers ausgesucht und es hat alle meine
Erwartungen erfüllt
Fazit:
Eine langsame und ruhige
Geschichte die sich nach und nach steigert. Eine Geschichte, die Fragen nach
der Gerechtigkeit eines Krieges aufwirft. Gut ausgearbeitete Figuren, die weder
eindimensional noch stereotyp sind. Von mir eine klare Leseempfehlung.
Titel: Der Herr der Klinge
Autor: Florian Clever
Verlag: Selfpublishing,
Softcover, 447 Seiten
ISBN: 9783910536074
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