08 September 2022

Das Lied der Toteneiche (Drachenflüsterer Band 5) von Boris Koch

 

Ben und seine »Geächteten« leben zurückgezogen im »Verlies der Stürme« auf einer kleine Insel, um den Häschern von Abt Morghon zu entgehen. Der »Hohe Abt Morghon« und sein allmächtiger Ritterorden versklaven die Drachen, schlagen ihnen die Flügel ab und erzählen allen Menschen von der Bösartigkeit dieser wunderbaren Wesen. Ben und seine Freunde unternehmen alles, um die Drachen zu befreien und zu heilen, sehr zum Verdruss des Abtes. 
Eines Tages geht das Gerücht, dass Bens Vater gefangen genommen wurde und gehenkt werden soll. Ben, der seinen Vater kaum kennt, fühlt sich dennoch verpflichtet, den Mann zu befreien. Wohl wissend, dass er sehenden Auges in eine Falle läuft. 
Nebenher plagt ihn noch die Sorge, wie er seine Freunde durch den Winter bringen soll. Sie brauchen Geld und Verpflegung und so suchen sie in der Bibliothek nach Hinweisen auf verborgene Schätze. Doch manchmal findet man mehr als Legenden.
 
Kommentar: 
Als ich dieses Buch als Rezensionsbuch angefordert habe wusste ich nicht, dass es sich um einen fünften Band der Serie handelt. Das Cover hat mich so fasziniert, ich liebe Drachen und wollte das Buch unbedingt. Es ist nicht notwendig, die vorherigen Bände zu kennen, dieser Band ist in sich abgeschlossen und verständlich und spannend. Aber dieses Buch macht Lust auf mehr und ich möchte jetzt gerne wissen, wie sich die Geächteten gefunden haben. Wie die Drachen zu ihnen gestoßen sind und was sie alles zusammen erlebt haben. 
Es ist ja auch heute noch so, dass alles, was fremd oder anders ist, von der Menschheit abgelehnt wird. Hier stehen die wunderbaren Geschöpfe auf der Abschussliste. Durch das Stutzen ihrer Flügel verlieren die Drachen ihre Sprachfähigkeit und ihre Intelligenz. Sie degenerieren zu dummen Sklaven, die vergessen haben, was es bedeutet frei zu sein und zu fliegen. Ben besitzt die Fähigkeit, die Drachen zu heilen. Er versucht, den Menschen zu erklären, dass von den Drachen keinerlei Gefahr ausgeht und sie nicht die Brut des Teufels sind. Ebenso wenig, wie er der Sohn des Teufels ist. Doch es ist schwer, gegen die Allmacht des Ordens anzutreten. 
Mir haben die Figuren in diesem Roman wunderbar gefallen. Allen voran natürlich die Drachen, die sich voneinander ebenso sehr unterscheiden, wie sich ein Mensch von einem anderen unterscheidet. Aiphyron ist seit Jahren an Bens Seite und sieht sich als dessen Beschützer. 
Die »Geächteten« sind langsam erwachsen geworden. Alle haben ihre kleinen, sehr nachvollziehbaren, Probleme, mit denen sich der Leser identifizieren kann. Viele aus der Gruppe haben ihr Elternhaus als Kinder verlassen müssen, Ben ist so etwas wie ein Vater für sie geworden. Eine große Verantwortung für so einen jungen Mann, dessen Ehrbarkeit schon fast zu gut ist. Er möchte nicht so agieren wie seine Gegner, er möchte nicht lügen, betrügen oder täuschen. Aber Ben muss erkennen, dass man sich manchmal der Waffen des Feindes bedienen muss, um erfolgreich zu sein. 
Neben all dem Ernst fehlt aber auch nicht der Humor.  Es sind junge Menschen auf der Schwelle zum Erwachsen werden die die Flausen der Kindheit noch lange nicht hinter sich gelassen haben. Vor allem Tharas, der Jüngste im Bunde, sorgt immer wieder für ein Schmunzeln. 
Die Sprache, deren sich Boris Koch bedient, ist einfach aber sehr eingängig. Ich habe die Drachen bildhaft vor meinen Augen gesehen. Trotz allem merkt man aber, dass sich dieses Buch eher an junge Leser richtet. Das der erste Band der Serie schon 2008 erschienen ist, sind diese natürlich mittlerweile auch junge Erwachsene, ebenso wie  Ben und seine Freunde. Dadurch ist der Identifizierungsfaktor sehr hoch.  
Den Spannungsbogen erhöht der Autor dadurch, dass es mehrere Handlungsstränge gibt und kleine Episoden die ganze Geschichte etwas auflockern. Die Rettung eines Drachen, die Rettung von Bens Vater, die Suche nach einem Piratenschatz und nach einer verschollenen Stadt. All dies rückt immer wieder andere Mitglieder der Gruppe in den Fokus, so dass man jeden etwas kennen lernt. 
Zu dem Cover muss ich sicher nichts sagen. Drachen sind Atem beraubend und schön. Auch wenn der Drache auf dem Cover etwas bedrohlich wirkt, sind es die Drachen in dem Roman nicht. Sie sind treuen Freunde, Wesen, die sich ihre Freiheit bewahren möchten. 
Vielen Dank an Heyne für dieses schöne Rezensionsbuch.
 
Fazit: 
Eine schöne, spannende, abwechslungsreiche Geschichte für Leser allen Alters. 
 
Reihe: Der Drachenflüsterer Band 5 
Verlag: Heyne, HC, 426 Seiten 
ISBN:9783453322028

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