Sehba,
das Wolfsmädchen ist eine Waise. Ihr Zuhause ist »Grunchgirdles Welt der Skurrilitäten«,
wo sie mit einem zweiköpfigen Schaf zusammen als Kuriosität zur Schau gestellt
wird. Denn ihr ganzer Körper ist mit Fell bedeckt und wenn sie zornig wird,
leuchten ihre Augen gelb auf und an ihren Fingern wachsen Krallen.
Durch
ihre Andersartigkeit führt sie ein sehr einsames Leben, sie erinnert sich nicht
an ihre Eltern, nur in ihren Träumen läuft sie durch Marmorhallen und hört eine
liebliche Stimme.
Ihre
Einsamkeit endet, als Grunchgirdles sie und das Schaf Flossy an Mr.
Plumpscuttle verkauft, der in London eine Freakshow betreibt. Sheba lernt
Menschen kennen, die wie sie sind. Außergewöhnlich, anders, teilweise auch
erschreckend.
Shebas
größter Wunsch, nach London zu reisen, den Kristallpalast zu sehen und die Wunder
der Weltausstellung zu bestaunen, scheint in greifbare Nähe gerückt. Allerdings
war ihr in ihren Träumen nie klar, wie groß London ist und das Wesen wie sie
niemals außerhalb einer Freakshow akzeptiert werden würden.
Nur
die kleine Till ist anders, sie ist der erste Mensch, der freundlich zu Sheba
ist, ihr sogar ein Geschenk macht. Als Sheba erfährt, dass Till von einem
metallischen Monster entführt wurde, bitte sie ihre neue Familie, ihr bei der
Suche nach dem kleinen Mädchen zu helfen. Für die Mitglieder der Freakshow
beginnt ein aufregendes aber auch gefährliches Abenteuer.
Kommentar:
Diese
Geschichte berührt das Herz des Lesers. Es geht um Menschen, die einsam und
ausgestoßen sind. Die in den ärmsten Vierteln der Stadt leben und von jedem wie
Dreck behandelt werden. Sheba kennt seit ihrer Kindheit nichts anderes als
Spott, Hohn Hunger und Schläge. Zwar ist Mr.Plumpscuttle nicht viel anders als ihr vorheriger Besitzer aber hier trifft sie auf Menschen, die so sind wie sie. Gigantus, der
Riese, der einen Planwagen mit einer Hand heben kann. Sister Moon, deren Augen
sich zu Schlitze formen. Mama Rat, die mit Ratten sprechen kann und der kleine
und sehr freche Monkeyboy, dessen loses Mundwerk oft für Ärger sorgt.
Es
ist rührend zu lesen, wie Sheba nach einem Fehler Schläge erwartet und dann
stattdessen von der neuen Familie umarmt und getröstet wird. Für sie ist das
eine ganz neue Erfahrung und langsam blüht sie auf.
Jeden
Abend bereiten die Wesen die Bühne für die Abendveranstaltung vor. Sheba muss
dann in einem Käfig sitzen und böse aussehen, damit die Menschen Angst vor ihr
bekommen. Niemand sieht die zarte Seele hinter dem Äußeren. Nur Till erkennt
einfach ein kleines Mädchen, dass so ist wie sie. Arm, geprügelt und immer
hungrig. Sie unterhalten sich über alle Schranken hinweg, wie zwei
Freundinnen. Till ist der erste Mensch, der Sheba als gleichwertig betrachtet,
daher setzt Sheba alles daran, das Mädchen zu finden, als es verschwunden ist.
Ich
habe das Buch bei einem der Top Ten Thursday Beiträge gesehen und habe es auf
Grund des Covers erlauscht. Ich bin Cover Käuferin, manchmal fällt man herein,
manchmal landet man einen Glückgriff. So bei diesem Buch. Der Autor hat mich vom ersten Satz an gehabt.
Er schildert die Ängste und Einsamkeit eines kleinen Mädchens, das anders ist
als andere Menschen, sehr detailliert. Wir fühlen vom ersten Satz an mit Sheba.
Auch ihre Freude über die neue Familie weiß er gekonnt in Worte zu fassen. Ihre
Angst, etwas falsch zu machen, die alltäglichen Strafen zu erhalten und wie sie
nach und nach erkennt, dass sie hier in einer Familie angekommen ist, die
zueinander hält.
Sprachlich
hat mir das Buch ebenfalls sehr gut gefallen, ich möchte einen Abschnitt
zitieren:
»Sie
war die reinste Abwesenheit von Licht und Farbe; als hätte man ein
frauenförmiges Loch aus der Welt herausgeschnitten.«
Genau durch solche Beschreibungen
entstehen Bilder vor dem Auge des Lesers.
Die Geschichte
spielt in London im Jahre 1851. Die Welt ist im Aufbruch, wie die
Weltausstellung im Kristallpalast zeigt. Neue Ideen und Errungenschaften
erobern die Welt. Doch die Armen bleiben außen vor, werden ignoriert und
verachtet. Der Autor hat diesen Kontrast sehr genau beschrieben und sehr gut
recherchiert.
Obwohl
es sich sicherlich eher um ein Buch für Kinder und Jugendliche handelt, war ich
absolut gefesselt von dieser Geschichte, die uns lehrt, wie wichtig Respekt,
Toleranz und Akzeptanz sind. Und das Freundschaft Grenzen überwinden kann.
Teilweise
ist die Geschichte sehr düster und beklemmend aber Monkeyboy mit seiner frechen
Schnauze bringt den Leser immer wider zum schmunzeln.
Fazit:
Eine
wunderschöne und berührende Geschichte über Außenseiter, die ihren Weg finden.
Titel:
Freaks
Autor
Kiernan Karwood
Verlag:
Chicken House, HC, 279 Seiten
ISBN:
9783551520500
Hallo und guten Tag Petra,
AntwortenLöschenhabe ich auch vor einiger Zeit gelesen und ich erinnere mich noch gut an die durchaus gruslig/düster Beschreibungen...und im Verhalten gegenüber dem Mädchen bzw. wie das Mädchen sich selber eingeschätzt hat.
Puh, wie gemein....!!!
Hätte ich so nicht von diesem Verlag erwartet.....
LG...Karin..