13 Februar 2021

Freaks von Kieran Larwood

 

Sehba, das Wolfsmädchen ist eine Waise. Ihr Zuhause ist »Grunchgirdles Welt der Skurrilitäten«, wo sie mit einem zweiköpfigen Schaf zusammen als Kuriosität zur Schau gestellt wird. Denn ihr ganzer Körper ist mit Fell bedeckt und wenn sie zornig wird, leuchten ihre Augen gelb auf und an ihren Fingern wachsen Krallen. 
Durch ihre Andersartigkeit führt sie ein sehr einsames Leben, sie erinnert sich nicht an ihre Eltern, nur in ihren Träumen läuft sie durch Marmorhallen und hört eine liebliche Stimme. 
Ihre Einsamkeit endet, als Grunchgirdles sie und das Schaf Flossy an Mr. Plumpscuttle verkauft, der in London eine Freakshow betreibt. Sheba lernt Menschen kennen, die wie sie sind. Außergewöhnlich, anders, teilweise auch erschreckend. 
Shebas größter Wunsch, nach London zu reisen, den Kristallpalast zu sehen und die Wunder der Weltausstellung zu bestaunen, scheint in greifbare Nähe gerückt. Allerdings war ihr in ihren Träumen nie klar, wie groß London ist und das Wesen wie sie niemals außerhalb einer Freakshow akzeptiert werden würden. 
Nur die kleine Till ist anders, sie ist der erste Mensch, der freundlich zu Sheba ist, ihr sogar ein Geschenk macht. Als Sheba erfährt, dass Till von einem metallischen Monster entführt wurde, bitte sie ihre neue Familie, ihr bei der Suche nach dem kleinen Mädchen zu helfen. Für die Mitglieder der Freakshow beginnt ein aufregendes aber auch gefährliches Abenteuer.
 
Kommentar: 
Diese Geschichte berührt das Herz des Lesers. Es geht um Menschen, die einsam und ausgestoßen sind. Die in den ärmsten Vierteln der Stadt leben und von jedem wie Dreck behandelt werden. Sheba kennt seit ihrer Kindheit nichts anderes als Spott, Hohn Hunger und Schläge. Zwar ist Mr.Plumpscuttle nicht viel anders als ihr vorheriger Besitzer aber hier trifft sie auf Menschen, die so sind wie sie. Gigantus, der Riese, der einen Planwagen mit einer Hand heben kann. Sister Moon, deren Augen sich zu Schlitze formen. Mama Rat, die mit Ratten sprechen kann und der kleine und sehr freche Monkeyboy, dessen loses Mundwerk oft für Ärger sorgt. 
Es ist rührend zu lesen, wie Sheba nach einem Fehler Schläge erwartet und dann stattdessen von der neuen Familie umarmt und getröstet wird. Für sie ist das eine ganz neue Erfahrung und langsam blüht sie auf. 
Jeden Abend bereiten die Wesen die Bühne für die Abendveranstaltung vor. Sheba muss dann in einem Käfig sitzen und böse aussehen, damit die Menschen Angst vor ihr bekommen. Niemand sieht die zarte Seele hinter dem Äußeren. Nur Till erkennt einfach ein kleines Mädchen, dass so ist wie sie. Arm, geprügelt und immer hungrig. Sie unterhalten sich über alle Schranken hinweg, wie zwei Freundinnen. Till ist der erste Mensch, der Sheba als gleichwertig betrachtet, daher setzt Sheba alles daran, das Mädchen zu finden, als es verschwunden ist. 
Ich habe das Buch bei einem der Top Ten Thursday Beiträge gesehen und habe es auf Grund des Covers erlauscht. Ich bin Cover Käuferin, manchmal fällt man herein, manchmal landet man einen Glückgriff. So bei diesem Buch. Der Autor hat mich vom ersten Satz an gehabt. Er schildert die Ängste und Einsamkeit eines kleinen Mädchens, das anders ist als andere Menschen, sehr detailliert. Wir fühlen vom ersten Satz an mit Sheba. Auch ihre Freude über die neue Familie weiß er gekonnt in Worte zu fassen. Ihre Angst, etwas falsch zu machen, die alltäglichen Strafen zu erhalten und wie sie nach und nach erkennt, dass sie hier in einer Familie angekommen ist, die zueinander hält. 
Sprachlich hat mir das Buch ebenfalls sehr gut gefallen, ich möchte einen Abschnitt zitieren: 
»Sie war die reinste Abwesenheit von Licht und Farbe; als hätte man ein frauenförmiges Loch aus der Welt herausgeschnitten.« 
Genau durch solche Beschreibungen entstehen Bilder vor dem Auge des Lesers. 
Die Geschichte spielt in London im Jahre 1851. Die Welt ist im Aufbruch, wie die Weltausstellung im Kristallpalast zeigt. Neue Ideen und Errungenschaften erobern die Welt. Doch die Armen bleiben außen vor, werden ignoriert und verachtet. Der Autor hat diesen Kontrast sehr genau beschrieben und sehr gut recherchiert. 
Obwohl es sich sicherlich eher um ein Buch für Kinder und Jugendliche handelt, war ich absolut gefesselt von dieser Geschichte, die uns lehrt, wie wichtig Respekt, Toleranz und Akzeptanz sind. Und das Freundschaft Grenzen überwinden kann. 
Teilweise ist die Geschichte sehr düster und beklemmend aber Monkeyboy mit seiner frechen Schnauze bringt den Leser immer wider zum schmunzeln.
 
Fazit: 
Eine wunderschöne und berührende Geschichte über Außenseiter, die ihren Weg finden. 
 
Titel: Freaks 
Autor Kiernan Karwood 
Verlag: Chicken House, HC, 279 Seiten 
ISBN: 9783551520500

1 Kommentar:

  1. Hallo und guten Tag Petra,

    habe ich auch vor einiger Zeit gelesen und ich erinnere mich noch gut an die durchaus gruslig/düster Beschreibungen...und im Verhalten gegenüber dem Mädchen bzw. wie das Mädchen sich selber eingeschätzt hat.

    Puh, wie gemein....!!!

    Hätte ich so nicht von diesem Verlag erwartet.....

    LG...Karin..

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