Anne Mycrontel führt mit ihren beiden Freundinnen Moira Morrey und Tessa Mertens, die auch gleichzeitig ihre Zofen sind, ein unbeschwertes Leben im Haus ihres Bruder. John Mycrontel ist der Erzherzog von Balonien und seiner Schwester sehr zugetan. Politische Erfordernisse zwingen ihn aber dazu, die Hand seiner Schwester dem Erzherzog der Westlande, Andalon Westfall, zu versprechen. Für die junge, ungestüme und freiheitsliebende Anne bricht eine Welt zusammen. Ihr Vater versprach ihr noch auf dem Sterbebett, dass sie sich ihren Ehemann selber aussuchen darf, nun soll sie einen Mann ehelichen, der vierzig Jahre älter ist als sie und der schon zwei Ehefrauen überlebt hat. Nur widerwillig beugt sie sich den Wünschen ihres Bruders aber sie erkennt, dass eine Verbindung der beiden Häuser bei der nächsten Kaiserwahl den Ausschlag geben wird. Ihr Bruder ehelicht aus den gleichen Erwägungen heraus die junge Irys Drakensteyn allerdings verbindet die beiden Liebe auf den ersten Blick. Der Kaiser liegt im Sterben und Irwayn Drakensteyn gilt als der erfolgreichste Kandidat um dessen Nachfolge. Mit der Verbindung Westfall, Mycrontel und Drakensteyn ist die Wahl schon so gut wie gewonnen, niemand glaubt an einen Sieg des Bastardsohnes Gabael Valys.
Musikalische Fluchten
- Startseite
- Blogtagebuch
- Rezensionen
- Sherlock Holmes
- Musikalische Fluchten
- Filme
- TV Serien - non SF & Fantasy & Mystery
- Sprüche und Bilder zum Thema Lesen
- Gästebuch
- Über mich
- Kontakt und Impressum
- Wunschliste
- SF, Mystery und Fantasy Serienstaffeln
- Datenschutzerklärung
- Ella: Samtpote, Stalkerin, Schmuserin, Nervensäge - aber ohne sie wäre das Leben langweilig
- Haikus
29 November 2020
Unsichtbar von Klaus Viedenz - Tipp-
Nachdem Falayn Drakensteyn ihre Zofe
Tessa vergewaltigt, muss diese den Haushalt verlassen. Als Preis für ihr
Einverständnis in eine ungewollte Ehe, schlägt Anne für Tessa noch ein kleines
Landgut heraus, dann bricht sie, begleitet von Moira und einem kleinen
Kontingent Diener auf, ihrem zukünftigen Gatten zu begegnen. Die Reise
entwickelt sich anders als geplant und eine unverhoffte Begegnung macht die
Pläne der Drakensteyns zunichte.
Kommentar:
Anne hat mich vom ersten Moment an
gepackt. Ich bin seit Kora Karagin nicht mehr einer so starken Frauenfigur
begegnet. Umso erstaunlicher, dass sie aus der Feder eines Mannes stammt. Klaus
Viedenz hat jeden Charakterzug perfekt getroffen und er zeigt uns eine Frau mit
sehr starken Gefühlen, die ihr Herz auf der Zunge trägt. In dieser mittelalterlich
geprägten Welt, in denen Frauen nur als hübsche Anhängsel und Tauschobjekte
gelten, ist sie sehr gebildet und weiß um die politische Brisanz der
Kaiserwahl. Zu Beginn ist sie wie die Prinzessin im Märchen, die alle Männer,
die um ihre Hand anhalten, ablehnt. Der eine ist zu dumm, der zweite stinkt aus
dem Mund, der dritte hat zu große Ohren. Zusammen mit ihren beiden Zofen
lästert sie unaufhörlich über die Bittsteller. Und dann ist es zu spät, ihr
Bruder trifft die Entscheidung für sie. Die Kindheit und Jugend enden von einem
Moment auf den anderen.
Mich hat es beeindruckt, wie sie aus
dieser Situation das Beste macht und
noch für ihre Freundin sorgt. Hier erkennen wir schon die Stärke ihres
Charakters und im Laufe der Geschichte mochte ich sie immer mehr.
Auch Moira verfügt über eine sehr starke
Persönlichkeit. Sie war schon einmal verheiratet und als Witwe muss sie sich
keinerlei Zwängen und Erwartungen mehr beugen. Ihre locke Zunge und ihr sehr
aktives Liebesleben treiben Anne manchmal an den Rand der Verzweiflung aber
ihre Freundschaft und Liebe zueinander ist tief und durch nichts zu
erschüttern. Moira trägt alle Entscheidungen Annes mit, auch die falschen und
unbequemen. Als Moira auf Degenhart Jackmont
trifft, scheint sich ihre Ruhelosigkeit etwas zu legen aber da Jackmont
verheiratet ist, kann dieses Glück nicht von Dauer sein. Degenhart ist eine
sehr ambivalente Figur. Zuerst lernt man ihn als Mörder und Vergewaltiger
kennen, der keinerlei Skrupel hat, die Dinge zu seinem Vorteil zu nutzen. Im
Laufe der Geschichte lernt der Leser verschiedene Facetten seines Charakters
kennen, die zeigen, dass mehr in ihm steckt, als man zuerst vermutet. Auch
seine Ehe ist eher ein Zweckbündnis und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich mit Moira einlässt.
Der Autor hat ihr eine sehr
farbenprächtige Welt geschaffen. Sie heißt Indana und besteht aus Herzogtümern.
Grafschaften und Fürstentümern, das Rittertum spielt hier eine wichtige Rolle.
Ich habe bei einigen Namen schmunzeln müssen. Locksley ist ein Räuberhauptmann
und hervorragender Bogenschütze, der im Auftrag Jackmonts einige Überfälle
begeht und auch vor Mord nicht zurück schreckt. Robin Hood wäre sicherlich
entsetzt, dass sein Namensvetter als Bösewicht dargestellt wird.
Die Ritter tragen Namen wie Lancelot,
Tristan oder Mordred, es findet auch ein Ort namens Camelot Erwähnung. Ich
persönlich mag diesen Bezug, vor allem macht es die Welt greifbarer und
verständlicher. Nichtsdestotrotz finden sich hier auch Basilisken, Greifen,
Werwölfe, Vampire und andere mystische Wesen. Und im Kaiserpalast leben die
sogenannten »Diener«, Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die dem Kaiser Macht
verleihen. Sie tragen doe Titel »Former, Flamme, Flüsterer, Täuscher, Sucher
und Unsichtbarer«. Sie alle habe die Macht, die Welt zu erschüttern und sie
dienen ausschließliche dem regierenden Kaiser.
In dieser mittelalterlichen Welt haben
Frauen nichts zu sagen, sie werden aus rein politischen Erwägungen heraus
verheiratet und auch wenn die Minne damals schwülstig über Liebe deklamierte,
ist Liebe in dieser Welt nicht von Belang. Das aus einer arrangierten Ehe Liebe
wird, wie bei Irys und John, ist eher selten. Die Männer huren herum,
vergewaltigen das Dienstpersonal und vernachlässigen ihre Ehefrauen, sobald ein
männlicher Erbe geboren wird. Viele Ehefrauen sind froh, wenn sich ihre Männer
anderweitig vergnügen, um deren Aufmerksamkeiten nicht mehr ertragen zu müssen.
Ein erschütterndes Bild einer Zeit, die heute glorifiziert wird. Auch wenn
Indana eine erfundene Welt ist, wirkt das ganze Szenario glaubhaft und
überzeugend.
Ein Zitat von Gerunn Königstreu,
Herzogin von Balyrien, das ein gutes Bild über die damalige Zeit und den
Pragmatismus der Frauen wiederspiegelt:»Ehre ist ganz schön auf einem
Turnierplatz, wo die jungen Ritter vor den hübschen Damen paradieren, aber im
großen Turnier des Lebens ist sie wie ein Anker am Bein, der einen unweigerlich
in die Tiefe zieht.«
Das Buch enthält eine Karte der Welt und
einen Personenregister. Das ist auch nötig, denn mir schwirrte manchmal der
Kopf vor lauter Titeln und Namen. Aber das geht mir auch bei historischen
Romanen von Rebecca Gable so. Einziger Minuspunkt für mich ist das Cover. Ich
bin Coverkäuferin und nur aufgrund des Covers hätte ich das Buch gemieden. Es
erinnert eher an Science Fiction statt an historisch geprägte Fantasy und die
Figur auf dem Cover hat nichts mit Anne gemein.
Sprachlich gibt es an der Geschichte
absolut nichts auszusetzen, sie ist spannend und durch den stetigen Wechsel der
Schauplätze bleibt der Spannungsbogen konstant hoch. Ich werde nie verstehen,
warum Verlage solch wunderbaren Geschichten keinen Raum geben. Ein Buch, das
wieder einmal beweist, dass man sich viel öfter bei Selfpublisher*Innen umschauen sollte.
Fazit:
Ich hatte aufgrund des Klappentextes und
des Covers etwas völlig anderes erwartet und war regelrecht begeistert, wie
sich die Handlung entwickelt. Starke Figuren mit einer Tiefe, die beeindruckt.
Der Autor hat allen genug Raum und Zeit gelassen sich zu entwickeln, ich bin
gespannt, wie es weiter geht. Für Liebhaber historisch geprägter Fantasy ein Muss.
Titel: Unsichtbar
Autor: Klaus Viedenz
Verlag: Selfpublisher
ISBN:9788693527348
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Danke für die tolle Rezension!
AntwortenLöschenDanke für das tolle Buch.
AntwortenLöschen