25 Oktober 2020

Zwielicht - Alvion, Abagit Zyklus Band eins von Daniel Thiering

Zehn Jahre sind seit dem Krieg der Götter vergangen und die Alvion Trey, Tian Lux und Abax Ulfas sind endlich zur Ruhe gekommen und genießen das Leben, zusammen mit ihren Familien, auf der Insel Alyra. Die drei Freunde hätten es nie für möglich gehalten, dass sie einmal sesshaft werden und das ruhige Leben wertschätzen würden. Nur die Streiche der Kinder bringen den Alltag noch durcheinander. Salina, Mytia und Lyria sind die besten Freundinnen und helfen sich gegenseitig im Haushalt und bei der Erziehung der Kinder. Bisher haben sie ihrem Nachwuchs vorenthalten, welch wichtige Rolle ihre Eltern im Götterkrieg gespielt haben. Zwar bemerken die Kinder, dass die Lynen auf der Insel ihren Eltern mit großem Respekt begegnen, die Hintergründe kennen sie jedoch nicht. Auch ihre Fähigkeiten als Lynen sind ihnen noch nicht bewusst, Alvion und Tian möchten die unbeschwerte Kindheit ihrer Sprösslinge so lange wie möglich ausdehnen und das Zusammenleben mit ihnen genießen.

Doch auch wenn sie die Welt um sich herum vergessen haben, die Welt hat sie nicht vergessen und das hat fatale Auswirkungen auf ihr Leben. Unbekannte betreten heimlich die Insel und versuchen, die Kinder der drei Familien zu entführen. Zwar kann der Versuch vereitelt werden, die Entführer werden getötet und der letzte Überlebende begeht Seppuku.

Alvion und Tian können die Augen vor der Wirklichkeit nicht mehr verschließen. Während sie abgeschieden glücklich und zufrieden gelebt haben, hat eine neue Macht begonnen, sich über ganz Velia auszubreiten. Und diese Macht sieht in den drei Familien die größte Bedrohung für ihre Expansionspläne. Ein Angriff auf ihre Kinder ist allerdings der größte Fehler, den diese Macht begehen konnte, denn nun begeben sich die Freunde auf das Festland, um mehr über die Täter herauszufinden. Und jeder weiß: Alvion Trey und Tain Lux sind beinahe unbesiegbar in ihrem Zorn.

Kommentar:

Nach den beiden vorherigen Zyklen war ich mir sicher, dass die Geschichte der beiden Freunde zu Ende erzählt ist. Umso erstaunter war ich, als mir ein neuer Band dieser spannenden Serie angeboten wurde. Ich war am Zweifeln, ob es sinnvoll ist, eine weitere Geschichte  über die Helden zu erzählen.

Aber dieser Band hat mich von der ersten Seite an gepackt und gefesselt, ich hatte ihn in zwei Tagen durch. Es ist der bisher beste Teil dieser außergewöhnlichen und leider unterschätzten Serie. 

Der Leser lernt eine völlig neue Seite der Charaktere kennen.  Der erste Teil erzählt von dem Leben auf der Insel und dem Alltag der Familie. Alvion ist der Hüter Alyras. Er kommuniziert mit ihren Wächtern, den Adlern und schwarzen Hunden, die ihnen von der Göttin Lynia zu Seite gestellt wurden. Diese Aufgabe wird eines Tages an seinen Sohn Etion übergehen aber Alvion hofft, dass es bis dahin noch eine Weile dauern wird und Etion weiterhin eine unbeschwerte Kindheit erleben kann. Daniel Thiering beschreibt diese ruhige und friedliche Zeit auf der Insel in sehr eindringlich. Es gab in allen vorherigen Bänden nie eine so lange Zeit des Friedens und der Entspannung für die Gefährten und mir hat es Freude gemacht, sie einmal so zu erleben, wie gewöhnliche Menschen. Die Beziehung untereinander sind sehr tief und fußt auf absolutes Vertrauen. Als Gefahr droht handeln sie wie eine Einheit, wie ein eingespieltes Team. Und während Tian, Alvion und Abax früher nichts weiter zu verlieren hatten als ihr Leben, haben sie nun eine Familie, die es zu beschützen gilt. Das macht sie noch gefährlicher und der Angriff weckt einen tiefen, unermesslichen Zorn in ihnen.

Wieder müssen sich die Gefährten trennen. Die Frauen bleiben auf der Insel, um die Lynen vor weiteren Angriffen zu schützen. Niemand sollte Salina, Lyria und Mytia unterschätzen, sie werden zu regelrechten Furien, wenn es um die Sicherheit ihrer Kinder geht. Und sie sind und bleiben nicht alleine auf der Insel, Hilfe kommt von unerwarteter Seite.

Während Alvion in seine alte Heimat Solien reist und feststellen muss, dass der Feind hier schon Fuß gefasst hat, begibt sich Tian Lux zu einer geheimen Konferenz alter Verbündeter, die König Laenas einberufen hat. Dort trifft er auch auf  Marcon, einen alten Freund und Weggefährten. Was Tian bei dem Zusammentreffen erfährt erschüttert ihn zutiefst, denn der Feind hat schon fast jede Regierung infiltriert und Machtpositionen mit Marionetten besetzt, die er kontrolliert. Alte Freunde wurden ermordet oder sind einfach verschwunden.

Die Gefahr, die der Welt bevorsteht, enthüllt der Autor Stück für Stück und durch die wechselnden Szenarien bleibt der Spannungsbogen sehr hoch. Sprachlich ist Daniel Thiering unheimlich gereift. Er schildert die Reisen der einzelnen Charaktere nicht mehr so ausführlich wie in den ersten Bänden sondern legt sein Augenmerk auf die eigentliche Handlung. Sehr zum Vorteil für die Leser. Und da die Beziehungen mittlerweile alle gefestigt sind, entfallen auch die Sehnsuchts- und Liebesseufzer. Wir haben hier Charaktere, die im Laufe der Zeit gereift sind, eine seltene Tiefe besitzen und auch ihre dunklen Seiten zeigen dürfen. Ich bin absolut begeistert davon, wie die Figuren Band für Band gewachsen sind und nun für ihr Land, ihr Volk und ihre Liebsten einstehen. Und die Nebencharaktere gewinnen genauso die Sympathie des Lesers. Neben alten Bekannten wie Berek, Rolef, Marcon oder Varauel kommen neue Charaktere hinzu, von denen Teller mich sehr begeistert hat. Sein Unglaube über die Taten Alvions, bis er diesen in Aktion sieht und miterlebt, zu was der Lyraner fähig ist. Ich habe an diesen Stellen oft schmunzeln müssen.

Der Erzählstil hat sich auch dahingehend geändert, dass auf ausführliche Wiederholungen verzichtet wird.  Ein Beispiel was ich meine: »als sie nur noch zu fünft am Tisch saßen, berichtete Abax von seinem Gespräch mit Alvion und kündigte an, am nächsten Tag nach Bilonia aufzubrechen.«

Früher wäre dieses Gespräch wiederholt worden und es hätte eine anschließende Diskussion gegeben. Da der Leser aber das Gespräch schon kennt, ist eine Wiederholung im Detail nicht notwendig und Daniel Thiering konzentriert sich ganz auf den Fortlauf der Ereignisse.  Und die sind an Spannung kaum zu überbieten, dabei ist Erzählung ist wie aus einem Guss.

Da ich alle vorherigen Bände kenne, musste ich dieses Mal nicht mehr zu den Karten von Septrion und Meridia blättern um die Reisen der Gefährten zu verfolgen. Für neue Leser sind sie sehr hilfreich. Meines Erachtens kann man diesen neuen Zyklus auch lesen, wenn man die vorherigen Bände nicht kennt. Aber es würde nur halb so viel Spaß machen und man könnte weder das Wachsen der Figuren noch das Wachsen des Autors miterleben.

Falls jemand jetzt den Eindruck bekommt, die ersten Zyklen hätten mir nicht gefallen, der irrt. Ich fand beide Zyklen spannend, sonst wäre ich nicht dabei geblieben. Aber während es dort immer kleine Längen gab, ist dieser Band einfach perfekt und bietet alles, was das Herz des Fantasy-Lesers begehrt. Angefangen bei dem tollen Cover von Michel Fourage, über die Karten Velias bin hin zu einer überzeugenden Geschichte die den Leser in Atem hält. Nun kann ich den nächsten Band kaum erwarten und ich bin gespannt, wohin die Reise alle führt.

Titel: Zwielicht

Reihe: Alvion - Abagit Zyklus Band 1

Autor: Daniel Thiering

Verlag: Silvanima GbR

ISBN: 9783945657164

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