Hier handelt es sich
um den zweiten Sammelband der Nighthunter Reihe, der weitere drei Abenteuer des
Skinwalkers und Louis Royaume beinhaltet.
Ich lese
normalerweise keine Horrorromane. Es gibt einige wenige Ausnahmen wie Stephen
King oder Clive Barker. Und jetzt noch Anton Serkalow. Ich muss zugeben, dass
mich die erste Geschichte an den Rand meiner »wasichanhorrorertragenkann«
Grenze gebracht hat aber da die mich die Reihe mittlerweile wirklich gefesselt
hat, bin ich dran geblieben. Und vor allem für die dritte Geschichte in diesem
Sammelband hat sich das gelohnt.
Die Posaunen von
Jericho
Die Geschichte spielt
1880 und findet somit vor den Ereignissen statt, die sich in der Geschichte »die Nacht der Ghule«
ereignen. Im Eisenbahnercamp verschwinden immer mehr Menschen. Die
abergläubischen Arbeiter sind sich sicher, dass ein Dämon in der Mine sein
Unwesen treibt. Der Aufseher jedoch glaubt, dass die Arbeiter lediglich
desertieren, da ihnen die Arbeit zu schwer und der Lohn zu gering ist.
Doch bald muss er
sich eines Besseren belehren lassen. Wesen, klein wie Kinder, mit Flügeln und
spitzen Zähnen, fallen erst über das Arbeitercamp, dann über die Stadt Jericho
her.
Hier treffen Louis
Royaume, der Geistwolf und der Pinkerton Detektiv Horace Whittmore wieder aufeinander.
Und der Detektiv muss sich die Frage stellen, ob er die wahre Natur des Vampirs
in all seinen Tiefen ausgelotet hat.
Wie schon in der
Einleitung geschrieben, hat mich diese Geschichte hart an meine Grenzen
gebracht. So klein diese Wesen auch sind, so grausam und brutal sind sie. Sie
fallen in Scharen über ihre Opfer her, zerfetzen sie, saugen ihr Blut. Der
Autor hat das ziemlich drastisch und ungeschönt geschildert, das Grauen hat
mich total gepackt und ich fühlte mich genauso hilflos und verängstigt wie die
Bewohner der Stadt, die nirgendwo Schutz finden. Horace Whittmore, der stets
für alle Ereignisse eine rationale Erklärung sucht, muss zum ersten Mal
anerkennen, das es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als die Schulweisheit es
einem beibringt.
Das Geheimnis von
Bright Hope 1882
Horace Whittmore
verfolgt immer noch die Spur der beiden Nighthunter. Er ist sich sicher, auch
für die Ereignisse in Jericho eine rationale Erklärung zu finden. Für ihn ist
Louis Royaume ein Mörder, raffiniert und durchtrieben, der eine Menge Tricks
auf Lager hat. Unter anderem, die Zigarette ohne einen Streichholz zum brennen
zu bringen.
Es ist Winter und der
Detektiv fühlt sich krank. Er ist meilenweit von jeder größeren und bekannten
Stadt entfernt, da taucht vor ihm das Ortsschild » Willkommen in Bright Hope«
vor seinen müden Augen auf. Für ihn Rettung in letzter Sekunde, fühlt er sich
doch schon von Wölfen und anderen Kreaturen verfolgt. Umso heimeliger wirken
der kleine Ort und die Freundlichkeit von Ma Eugenia, die dort eine öffentliche
Küche betreibt. Auch hier wird Horace weiter von Visionen und Alpträumen
geplagt, die er auf seinen geschwächten Zustand schiebt. Doch schon bald muss
er erkennen, dass er in eine Falle gelaufen ist und ausgerechnet sein Erzfeind
eilt ihm zu Hilfe.
Geisterreiter der
Prärie
Horace Whitmore und
Louis Royaume sind auf dem Weg nach Chicago. Es ist das erste Mal, dass die
beiden Männer mehr Zeit miteinander verbringen und der Detektiv akzeptiert nach
und nach das Wesen seines Feindes. Unterwegs werden sie von Fort Rice aus um
Hilfe gebeten. Ein Hexer der Indianer schart immer mehr junge Krieger um sich,
überfällt die Siedlungen der Weißen und entführt junge Mädchen. Da der Trupp
die Telegrafenverbindung zerstört, können sich die Forts untereinander nicht
verständigen und vor der drohenden Gefahr warnen. Die Niederlage General Custers steckt den
Weißen noch in den Knochen, sie befürchten, dass der Hexer die Stämme
aufwiegelt und einen neuen Krieg entfacht. Whittmore und Royaume werden
gebeten, die Angelegenheit zu untersuchen.
Diese Geschichte hat
mir besonders gut gefallen, denn trotz aller Grausamkeit stehen hier zwei
Männer im Vordergrund, die beginnen, sich zu respektieren. Ich finde es sehr
amüsant, wenn Horace Whittmore aller Klischees aufzählt, die über Vampire
bekannt sind und Louis sie alle in Frage stellt. Die Rückblicke in die Vergangenheit
des Vampirs bereichern die Geschichte ungemein und vermögen es, den Leser
absolut in den Bann zu ziehen.
Natürlich vergleicht
man diese Rückblicke mit den Geschichten von Lestat de Lioncourt und Louis de Pointe du Lac. Ich finde es
interessant, dass viele der bekannten Vampire aus Frankreich kommen und einen
französischen Ursprung haben. Das wäre sicher mal einer Recherche wert.
Aber Louis Royaume
ist keine Kopie, kein Abklatsch. Anton Serkalow hat hier eine sehr glaubhafte
Figur geschaffen, die ihre Sucht in den Griff zu bekommen versucht und gegen
Dämonen kämpft. Ihm zu Seite, Skinny, der Geistwolf, ein Gestaltwandler, der
dem Vampir einige Jahrhunderte an Wissen und Erfahrung voraus hat. Er ist es,
der Whittmore dazu bringt, Louis in einem anderen Licht zu sehen. Eine Stelle
im Buch, die mich schwer beeindruckt hat und zeigt, wie der Gestaltwandler zu
dem Vampir steht.
Auch in diesem Sammelband
findet man wieder viele Anspielungen auf die Popkultur. Dieses Mal muss der
Leser sie nicht erraten, es wurden Fußnoten eingeführt, die einige
Begrifflichkeiten und Quellen erklären.
Auf Seite 129
erinnert mich die beschrieben Szene sehr an den Film Gody Army, in der Asmodeus
genau so da hockt, wie Luzifer in dem Film. Deadwood erwähnt der Autor selbst.
Wer die Serie kennt, kann so in etwa die Atmosphäre dieser Romane vorstellen,
nur eben gruseliger, da hier neben Menschen auch Vampire, Gestaltwandler,
Ghule, Zombies Dämonen, Engel und andere Wesen existieren.
Auch wenn man die
Geschichten alle einzeln lesen kann, sollte man sich nicht des Vergnügens
berauben, sie in Reihenfolge zu lesen und so die Entwicklung der Charaktere zu
erleben. Vor allem der Pinkerton, der alles logisch, rational und wissenschaftlich
zu erklären versucht, wird dem Leser mehr und mehr symphytischer. Drei starke
Charaktere, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, die alle drei zu
fesseln und zu überzeugen vermögen.
Bisher kenne ich nur
ein vergleichbares Trio: Edmund Reid, Captain Homer Jackson und Detective
Sergeant Bennet Drake. Aus der Serie Ripper Street. Allerdings gibt es dort
auch starke Frauen, die ich bisher hier vermisst habe. Ich hoffe, sie bekommen
noch ihren Auftritt.
Der Schreibstil des
Autors ist etwas eigen, er wirkt teilweise selbstironisch. Die Atmosphäre ist
düster, fesselnd und alles wirkt authentisch. Ich lese gerne und viel moderne
Westernromane ( Longmire, Hillerman) und diese Geschichten von Anton Serkalow
können da durchaus mithalten, auch wenn sie ein anderes Publikum bedienen.
Gerade die Szenen, in denen Horace Whittmore Selbstgespräche führt um in der
Einsamkeit nicht den Verstand zu verlieren, sind sehr eindringlich und
glaubhaft. Viele Szenen liefen wie ein Film vor meinen Augen ab, so
eindringlich und bildhaft sind sie beschrieben.
Ich wollte schreiben,
dass mir die Geschichten aus dem ersten Sammelband besser gefallen haben aber
nach reiflicher Überlegung muss ich sagen, dass es nicht stimmt. Denn während
es dort „nur“ einzelne Geschichten waren, sind diese drei Erzählungen wie ein
Fluss, in dem alles zusammen fließt. Man beginnt, die Zusammenhänge zu erkennen
und wird süchtig nach mehr.
Hat mir schon das
Cover zu Band eins sehr gut gefallen, ist dieses Cover noch faszinierender und
beeindruckender. Vor allem die gelben Augen überzeugen den Leser, dass
Geistwolf mehr ist, als ein Indianer und Schamane.
Fazit:
Dieses Buch kann man
keinem Genre zuordnen. Ich habe letztens einen Roman gelesen, der als New Weird
bezeichnet wurde. Dies hier betitelt man als Weird-West Serie. Aber egal, wie
man es nennt, Horrorfans, Westernfans und Menschen, die spannende und
außergewöhnliche Geschichten mögen, werden voll auf ihre Kosten kommen. Nur die
Schmusevampirfraktion sollte die Finger von diesem Buch lassen, denn hier
glitzert nichts, sondern das Blut fließt in Strömen.
Ich bedanke mich für
das Rezensionsexemplar. Meine Rezension ist keine Werbung sondern meine
subjektive Meinung.
Titel: Nighthunter
Reihe Sammelband 2
Autor: Anton Serkalow
Verlag:
Selfpublishing (über Amazon)
ISBN: 9798635904701
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