Wie Orpheus schon einst erfahren musste,
hängt von der öffentlichen Meinung viel ab.
Katalina Traikov hat den Traum das
perfekte Bild zu malen. Ein Bild,
welches alle Sinne des Menschen anspricht. Nicht nur die Augen, auch die Nase,
das Ohr, bis tief in die Seele hinein.
Um die Materialien für dieses
Meisterwerk zu finden, begibt sie sich mit ihrem Mann Djako nach Bulgarien.
Hier, in einem Land, in dem alles noch ursprünglich ist, findet sie nicht nur die außergewöhnlichsten
Zutaten für ihr geplantes Werk sondern auch die Ruhe in der Natur und
Inspiration. Sie begegnet verschiedensten Menschen, die ihr alle einen kleinen
Hinweis geben, wo sie das Besondere finden kann. Bei einem alten Uhrmacher
erhält sie Goldstaub, in einer Höhle sammelt sie seltenen zermahlenen
Kristallstaub und nach und nach hat sie alle Zutaten beisammen.
Die Hütte Milos, Djakos Bruder, abseits aller bekannten Routen, ist der perfekte
Ort um ein perfektes Bild zu erschaffen. Ruhe, köstliche und einfache
Mahlzeiten, Natur, Freundschaft und Liebe, Tiere, welche der Malerin zuschauen,
all das fließt in die malerische Komposition ein.
Nur, wird die Welt das Bild als das
erkennen, was es ist?
Kommentar:
Mir wurde das Buch empfohlen und ich
freue mich über jeden Geheimtipp. Zugegebenermaßen war ich nach den ersten
Seiten skeptisch. Der Besuch bei Strawinsky
liest sich sehr verworren. Erst im Laufe der Geschichte wird die Rolle dieses alternden
Künstlers offenbar. Wäre die Geschichte in diesem Stil fortgeführt worden, ich
hätte das Buch abgebrochen. Und eine schöne Geschichte verpasst.
Katalina und Djako sind beide noch jung.
Der aus Bulgarien stammende Mann ist seiner Frau regelrecht verfallen. Sie sind
Ying und Yang, jeder hat in dem anderen seine verwandte Seele gefunden. Djako
unterstützt seine Frau in ihrem Vorhaben und er ist sich sicher, dass sie in
seiner Heimat alles finden wird, um ihren Traum zu verwirklichen.
Milo lebt alleine in einer Hütte abseits
des alltäglichen Lebens. Er und Djako haben sich lange nicht mehr gesehen und
er freut sich, dass er ein Teil des Unterfangens werden kann. Stück für Stück
erleben die beiden Männer, wie diese außergewöhnliche junge Frau ein
einzigartiges Gemälde entstehen lässt. Beeinflusst von der alten Frau, die ihr
einen besonderen Schal schenkt und von den fünf Tieren, die sie während des
Malens beobachten. Tiere, die einer Legende nach schon seit Äonen durch die
Wälder streifen. Der Abschnitt in
Bulgarien besticht durch seine Ruhe und Friedfertigkeit, der Leser entspannt sich
unbewusst und lässt sich von der Szenerie einfangen. Köstliches Essen, das
einem das Wasser im Munde zusammen laufen lässt, dazu die passenden Getränke
und freundschaftliche, friedvolle Gespräche. Eine Auszeit von der Welt mit all
ihrem Stress.
Sprachlich habe ich einige Probleme mit
dem Erzähl bzw. Schreibstil von Dorit Mitev. Ihre Sprache ist sehr ambivalent, teils
sehr poetisch und bildhaft, teilweise sind mir die Sätze aber auch zu
überfrachtet. Ein Beispiel von Seite 153: « wild durcheinander lagen die
Windgepeitschten auf der Oberfläche der modrigen Zersetzung.»
Ebenso irritierend finde ich es, dass
teilweise der Genitiv , teilweise aber der Dativ für den gleichen Satz
verwendet wird. Im Titel »der Duft vom Bild«, im Roman aber auch »der Duft des
Bildes«. Da ich ein absoluter Fan des
Genitiv bin, hat mich dieser Wechsel im Lesefluss sehr gestört. ( Bsp. auch: » er bemächtigt sich dem
Fingerkleid «). Es gibt keine
eigentlichen Kapitel im Buch, der Wechsel erfolgt in Form von Großbuchstaben, besonders
betonte Wörter und Sätze sind in > < gesetzt. Das ergibt ein beachtenswertes
Outfit. Das Cover gefällt mir und rundet
das Gesamtwerk ab.
Wenn man aber über diese sprachliche
Eigenheiten hinwegsieht, entfaltet sich eine wunderschöne Geschichte vor dem
Auge des Lesers, die hauchfeine, spinnenzarte Elemente der Fantastik enthält. Ein Tuch, welches es
Katalina ermöglicht, Tag und Nacht zu malen, ohne vor Erschöpfung zusammen zu
brechen. Fünf leuchtende, schimmernde Hunde, die sie während ihrer
Schaffensperiode beobachten. Es ist Sommer und auf Grund des warmen Wetters
malt sie draußen. Das Rauschen des Windes in den Blättern, das Zirpen der
Insekten, das Singen der Vögel, das Gluckern des Wassers, der Duft der
köstlichen Gerichte, die Milo zubereitet, alles fließt durch den Pinsel mit in
das Bild. Da die Autorin selber Künstlerin ist, hat sie sehr viele Details in
die Geschichte einfließen lassen, was die Erschaffung eines Bildes betrifft.
Ich fand dies sehr informativ und interessant, es war Neuland für mich.
Ob bewusst oder unbewusst schildert die
Autorin hier auch, wie frauenfeindlich und absolut überheblich die Kunstwelt
ist. Niemand traut einer jungen, betörend schönen und modernen Frau zu, ein
Bild zu malen, wie die alten Meister. Sie
wird als Objekt der Begierde betrachtet, nicht als Künstlerin. Ich, als absolute untalentierter Mensch, finde
es verstörend, dass die Kunst nicht um der Kunst willen akzeptiert wird. Es
sollte lediglich um das Objekt gehen und nicht um den Erschaffer. Es ist toll
zu lesen, wie das Ehepaar, zusammen mit Milo, es schafft, die Welt an der Nase
herumzuführen.
Nach der Schaffensphase in Bulgarien
geht es darum, das Bild zu präsentieren.
Hier habe ich mich köstlich amüsiert, denn das Werk offenbart all die
Gier, Habsucht und den Neid des Menschen.
Fazit:
Eine Geschichte, die sich langsam
entfaltet und erst nach und nach ihr volles Potenzial zeigt. Man meint, das
Buch habe mehr als 276 Seiten, es enthält eine Fülle von Eindrücken und hallt
nach. Nichts für den Leser leichter Kost aber wer eine außergewöhnliche Sprache und andersartige
Geschichten mag, wird seine Freude daran haben.
Titel: Der Duft vom Bild
Autor: Dorit Mitev
Verlag: Mystic Verlag, TB, 276 Seiten
ISBN:
9783947721429
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