Zwei Organisationen, die seit dem 17.
Jahrhundert verfeindet sind, treffen sich zum ersten Mal in der Geschichte
ihres Bestehens, um ein Friedensabkommen zu schließen. Eingefädelt hat dieses
Treffen Rook Myfanwy Thomas. Eine Delegation der Broederschap trifft in London
ein und wird unter strengsten Sicherheitsauflagen in einem Hotel untergebracht.
Nicht jeder aus der Chequey ist damit einverstanden, dass der seit
Jahrhunderten verhasste Feind nun ein Verbündeter werden soll. Und schon bald
ist klar, dass diese Gegner mit allen Mitteln versuchen, die Verhandlungen zu
sabotieren. Dabei geraten nicht nur hochrangige Gäste in Gefahr sondern auch
Zivilisten, etwas, was die Angehörigen der Chequay unbedingt vermeiden möchten.
Odette Leliefield, die mit der Broederschap
angereist ist, wird ebenfalls Ziel dieser Angriffe. Daher wird ihr Pawn Felicity
Clements als Bodyguard zur Seite gestellt. Die beiden sehr ungleichen Frauen,
die sich auf den ersten Blick nicht ausstehen können, sind zur Zusammenarbeit
gezwungen, um die Attentäter zu finden und das Friedensabkommen zu sichern.
Kommentar:
Wem das Buch Rook von Daniel O’Malley
gefallen hat, der wird Blade lieben. Hier liegt der Fokus nicht auf einer
Person, sondern es gibt unzählige Handlungsstränge, die letztendlich aber
zusammen geführt werden. Die Vielfalt der Ereignisse lassen die fast 900 Seiten
wie im Flug vergehen. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt.
Die Broederschap ist ja auch in ROOK
schon ein Thema, hier rückt sie in den Mittelpunkt. Die Geschichte und
Entwicklung der Züchter, wie sie von den Chequay genannt werden, ist absolut
spannend und faszinierend und auch die Ursache der Jahrhunderte alten
Feindschaft erfährt der Leser endlich. Ich möchte hier tatsächlich schon ein
Zitat von Seite 841 anbringen, dass die Unterschiede zwischen den beiden
Gruppen erläutert.
„Macht Dir nichts vor, Odette“, sagte
????. „Wir sind menschlich. Es ist eine menschliche Eigenschaft, Werkzeuge
herzustellen. Gebrochene Knochen zu heilen, Zähne zu begradigen. Menschen
suchen neue Wege, Dinge zu tun, wir sind den anderen nur einfach ein Stück
voraus. Aber ich kann dir sagen, was Menschen nicht tun.“ Ihr Tonfall wurde
giftig. „Sie werden nicht mit Reißzähnen geboren oder Spiegeln statt Haut, oder
mit der Fähigkeit, Luft um sich herum in Bronze zu verwandeln. Sie schwimmen
nicht durch die Erde. Diese Kreaturen sind keine Menschen. Sie sind Ungeziefer!
Kakerlaken!“
Während die Broederschap aus
herausragenden Wissenschaftlern besteht, die weit über die Grenzen des aktuell
menschlichen Wissens hinaus forschen und ihre Körper modifizieren und
verbessern, erhalten die Mitglieder der Chequay ihre Fähigkeiten von Geburt an.
Die Broederschap hält sich für die Elite der Menschheit und sie verachten die „Gruwels“,
die sie für Missgeburten halten. Nichtsdestotrotz versuchen sie, auf
wissenschaftlichem Wege, deren Fähigkeiten zu imitieren. Denn auch wenn sie
ihre Gegner hassen, erkennen sie durchaus den Nutzen der verschiedenen Talente.
Die Geschichte ist wieder voller sehr
witziger und humorvoller Dialoge. Vor allem die Selbstgespräche von Felicity
triefen nur so vor Sarkasmus. Mir hat das schon im ersten Band gefallen aber
hier kommt der schwarze Humor noch besser zum tragen.
Zitat von Seite 408:
„Wissen wir denn überhaupt sicher, ob er
tot ist?“, erkundigte sich der Meeresbiologe. Die beiden Männer sahen Odette
an. „Ich bin mir ziemlich sicher“, antwortete sie. „Er ist eiskalt, hat keinen
messbaren Puls und stinkt nach verwesendem Fisch.“
„Ich bin mal mit so jemandem
ausgegangen“, merkte Godman an. „Eine Doktorandin, mittelalterliche
Geschichte.“
Zitat von Seite 628
„Wir können Wesen klonen,“ erwiderte
Marcel. „Aber wir tun es nicht, jedenfalls für gewöhnlich.“
„Warum nicht?“, wollte Eckhardt wissen.
„Wir haben lieber Sex“, gab Ernst zurück
und Pawn Clements verschluckte sich fast an ihrem Orangensaft.
Zitat Seite 786
Die Kreatur weigerte sich höchst
unhöflicherweise, zusammenzubrechen oder sich auch nur durchlöchern zu lassen.
Allerdings wurde sie deutlich missgestimmter.
Sowohl die Mitglieder der Broederschap
als auch die der Chequay sehen so viel Kurioses und auch Grauenhaftes, dass
dieser Humor ihnen wohl über die schlimmsten Ereignisse hinweg hilft. Und der
sprachliche Feinschliff des Autors ist hier einfach perfekt.
ZU Beginn ist es für den Leser etwas
schwer, den Handlungssträngen zu folgen, da die Wechsel oft während der
Ereignisse stattfinden. Ich habe vier wichtige Themen identifiziert:
Die Ereignisse um die Antagonisten
Der Mörder mit den Kristallen
Die Verhandlungen
Die Rückblicke
Zu den neuen Charakteren gesellen sich
viele alte Bekannte aus Band eins hinzu. Bischoff Aldrich, die Sekretärin
Ingrid, die Lady. Und vor allem Rook Thomas hat viele Auftritte, da sie mit
Graaf Ernst van Suchtlen die Verhandlungen erst möglich gemacht hat. Ich fand
sie ihm ersten Band schon sehr taff. Hier gewinnt sie an Profil, sie ist sich
ihrer Stellung und ihrer Fähigkeiten sicher und tritt sehr selbstbewusst auf.
Sie hat eine sehr starke Entwicklung durchgemacht und ich mag sie fast noch
mehr als in Band eins.
Felicity steht in der Hierarchie nicht
sehr weit oben. Sie ist eine Fußsoldatin. Sie hat die Fähigkeit, durch
Berührung das Innere von etwas zu sehen oder auch vergangene Ereignisse, die an
einem Ort stattgefunden haben, zu lesen.
Sei es Haus oder Mensch oder was auch immer. Daher wird sie oft an Schauplätze von
mysteriösen Ereignissen gerufen. Da sie die Leibwächterin von Odette Leliefeld
ist, hat sie ihren Schützling immer im Schlepptau. Dadurch erhält die junge
Züchterin weit mehr Einblicke in die Arbeit der Chequay als jedes andere
Mitglied der Delegation. Während sie in London von den Gruwels eher angefeindet
wird, stehen ihr die Pawns auf dem Lande fast neutral gegenüber und lassen sich
von ihren Fähigkeiten beeindrucken. Doch es ist schwer, jahrelange, gezielte
Indoktrination einfach abzubauen und vorurteilslos sein Gegenüber als Mensch anzuerkennen.
Obwohl beide Bände zusammen gehören,
kann man BLADE lesen ohne ROOK zu
kennen. Es gibt einige kurze Hinweise auf die Ereignisse im vorherigen Band,
die völlig ausreichen, um der Handlung zu folgen. Dazu kommen die Rückblenden
historischer Ereignisse, die das Buch merklich auflockern und die Spannung noch
erhöhen.
Das Buch umfasst 900 Seiten, ich werde
jetzt nicht weiter darauf eingehen. Ich schreibe schon bei einem 300 Seiten
Buch sehr lange Rezensionen. Lest dieses Kleinod einfach selber und habt Spaß
daran, so wie ich.
ROOK wurde mittlerweile als Serie
verfilmt. Ich habe es noch nicht anschauen können. Mich irritiert allerdings
die Kritik, dass Rook Thomas als sehr weinerliche Frau beschrieben wird. Das
ist sie in den Büchern nicht. Also nicht abschrecken lassen, Bücher sind doch
sowieso immer besser als ihre filmischen Umsetzungen.
Lobend erwähnen möchte ich noch Wolfgang
Thon, den Übersetzer, der den Flair des Buches wunderbar eingefangen und wieder
gegeben hat. Seine eigenen Bücher mag ich übrigens auch.
ich bedanke mich bei dem Verlag für das Rezensionsexemplar, mein Beitrag ist jedoch keine Werbung sondern meine subjektive Meinung!
Titel: Codename Blade
Reihe: Die übernatürlichen Fälle der…..
Autor: Daniel O’Malley
Übersetzung: Wolfgang Thon
Verlag: Blanvalet, TB, 892 Seiten
ISBN: 9783734161926
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