19 April 2019

Das Schwert der Königin (Feuerjäger Band 3) von Susanne Pavlovic


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Krona Karagin ist nicht dafür geschaffen an einem Ort festzusitzen. Obwohl sie für die Adelige Bertradis von Lerchenfeld nicht besonders viel übrig hat, nimmt sie deren Auftrag an, ihren Vater aus dem Gefängnis zu befreien. Immerhin bürgt ihr guter Freund Wolfram für die junge Frau und so kann Krona immerhin dem neuen König ein Schnippchen schlagen und ihrer Langeweile entkommen.
Leider schlägt der Plan fehl und die Gefährten müssen mit ansehen, wie Bertradis Vater und auch andere Getreue des alten Königs hingerichtet werden. Für die Freunde ist klar, dass sie Hilfe gegen den neuen Tyrannen nur in anderen Ländern weit entfernt von Abrantes finden werden. Also begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise die sie (mal wieder) weit über die bekannten Grenzen der Welt hinaus treibt. Wolfram entscheidet sich, mit seinem alten Freund Sindri auf Winterfeld zu bleiben. Dort kann er seinem Freund helfen, sich als neuer Fürst zu etablieren und die politische Lage im Auge behalten. Es dauert nicht lange, bis er seine Entscheidung bitter bereut, denn Sindri ist von sehr launischem Charakter, unbesonnen, unbeherrscht und er hat keine Ahnung von Menschenführung. Nur eines haben Wolfram und sein alter Freund gemeinsam: Hass auf den neuen König. 


Kommentar:
Wenn ein Buch mit dem Satz beginnt „bei Meridias nacktem Arsch“, dann weiß der Leser sofort, dass Krona nicht gerade bester Laune ist. Zur Untätigkeit verdammt beginnt sie, die Zwerginnen im Kampf auszubilden, sehr zum Verdruss der Zwerge. So sind alle erleichtert als Wolfram mit der jungen Bertradis eintrifft und Krona um Hilfe bittet. Krona kann Adelige nicht ausstehen und Bertradis ist die Verkörperung all dessen, was Krona nicht mag. So, wie sie zu Beginn Lianna abgelehnt hat, so lehnt sie auch alles ab, was Bertradis verkörpert. Aber di erzwungene Untätigkeit, die Langeweile und die hausfraulichen Pflichten hängen der feurigen Kriegerin zum Hals heraus, so dass sie letztendlich froh ist, eine neue Aufgabe zu haben. Dass damit ein Abenteuer beginnt, das ihre letzte Reise noch in den Schatten stellt, kann die alte Kämpferin nicht ahnen. Sehr zu ihrem Unmut besteht Lianna darauf, ebenfalls an der Befreiung der Gefangenen teilzunehmen. Fenrir und Lomir sind ebenfalls mit von der Partie aber das Vorhaben ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Sechs Menschen gegen eine ganze Armee sind keine guten Voraussetzungen.
Die Gefährten entwickeln einen neuen und tollkühnen Plan. Wolfram ist hin und hergerissen zwischen seinen Gefühlen zu Krona und zu seinem alten Freund Sindri. Er entscheidet sich dafür, in Abrantes zu bleiben und den Freunden dort den Weg zu ebnen, sollten sie erfolgreich zurück kehren. Sindri macht ihm das Leben nicht leicht. Er, der einst von seiner Familie verstoßen wurde, ist nun der Erbe von Winterfeld, eine Situation, mit der Sindri überfordert ist. So obliegt es dem Spielmann, die Kluft zwischen Fürst und Volk zu schließen und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe denn Sindri ist manipulativ, grausam und despotisch, zeigt aber immer wieder eine verletzliche Seite und sendet ambivalente Signale aus.
Pintel spielt in diesem dritten Band leider kaum noch eine Rolle, erst gegen Ende des Romans taucht er auf. Mir fehlen sein leiser Humor, seine kindliche Naivität und sein Glaube an das Gute im Menschen. Nardon ist bei dieser neuen, schier ausweglosen Mission ebenfalls nicht dabei. Da die Freunde dieses Mal getrennt sind, pendelt sie Geschichte zwischen der Reise von Krona und ihren Freunden und den Ereignissen auf Winterfeld hin und her. Dieser Wechsel erhöht die Spannung, was dieses Mal auch nötig ist, denn der Band zieht sich etwas in die Länge. Das mag daran liegen, dass die Gruppe so klein geworden ist. Fenrir ist, wie stets, ein sehr ruhiger Charakter. Die Scharmützel zwischen Lianna und Krona haben an Biss verloren und Bertradis ist eine Außenseiterin, still und in sich gekehrt. Thork,  Nardon und Pintel sind nicht zu ersetzen. Man hat fast das Gefühl, dass sogar die Autorin so empfindet und das nimmt der Geschichte etwas die Würze.
Wer mich tatsächlich etwas genervt hat ist Sindri. Das mag aber daran liegen, dass ich die Vorgeschichte des Spielmannes nicht gelesen habe und somit die Beziehung der beiden Männer nicht kenne. Ich empfand es als Leserin nur etwas merkwürdig, dass die beiden Männer oft die Nähe des Anderen suchen, Sindri sogar zeitweise in Wolframs Zimmer übernachtet, wenn Sindri aber leicht bekleidet eine Tür öffnet, sich Wolfram schamhaft abwendet. Hier ist nichts Fisch noch Fleisch.
Krona ist auch hier wieder ein starker aber sehr ambivalenter Charakter. Sie zweifelt sich selbst oft an aber wenn es nötig ist, schwinden alle Selbstzweifel und sie wird zu der Kämpferin, die wir Leser so lieben.
Wohin die Untätigkeit sie führt, erkennt sie auf Seite 28:
„Hatte sie wirklich verlernt zu feiern? Wann war sie zu der übellaunigen Spielverderberin geworden, die zwischen Übungsplatz und Schnapsfass pendelte und sich ihre freie Zeit damit vertrieb, mit Lianna zu streiten?“
Krona braucht eine Aufgabe, bevor sie Kummer, Zorn und Einsamkeit ertrinkt.  Sie fasst ihre Ziele wie folgt zusammen: „ Erst den alten Lerchenfelder befreien, dann Karcharoth plattmachen, und dann lasse ich mich mit Gold überschütten und setze mich zur Ruhe. Und dann können mich alle mal.“
Jeder, der ihre Geschichte von Anfang an verfolgt hat weiß, dass für Krona ein „sich zur Ruhe setzen“ sicher nicht in Frage kommt.
Auf ihrer Reise erkennt Krona, dass in Bertradis ein mehr steckt, als es den Anschein hat. Gerade ihre Jugend verdeutlicht den Unterschied zwischen den beiden Frauen. Krona hat schon lange ihre Leichtigkeit, ihren Glauben an das Gute und ihr Auge für die Schönheit der Welt verloren. Auf Seite 321 erkennt sie sehr deutlich die Krona sehr deutlich, dass sie durch en immerwährenden Kampf sehr viel verloren hat:
„Bertradis schien das alles zu genießen.---sie war in der Lage den Moment zu genießen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Wie es sich wohl anfühlte, ohne mit dieser eisernen Faust im Inneren zu leben, die einen unerbittlich voranstieß?“
Der Kontrast der drei Frauen macht den Charme dieses Buches aus und auch wenn ich Band drei teilweise etwas zu lang gezogen fand, werde ich die anderen Bücher, die in Abrantes spielen, auf jeden Fall lesen. Die Ideen und der Schreibstil der Autorin, die Charaktere und die Welten sind faszinierend und unterhaltsam und sehr erfrischend. Hier gibt es keine romantischen Ergüsse, die Liebe ist zart, dezent, ambivalent aber auch grausam und verstörend, sie macht verletzlich und verletzt, wie im wahren Leben. Dadurch wirkt die Geschichte glaubhaft und ehrlich. Ergänzt wird das Buch durch eine Karte von Winterfeld und einigen schönen Illustrationen im Text.
Mein Fazit: Auch wenn ich sicher einen Stern weniger vergeben würde (gäbe es bei mir Sterne) ist es ein schöner Abschluss. Obwohl es noch Geschichten davor und danach gibt, kann die Trilogie für sich alleine stehen.
Titel: Das Schwert der Königin
Reihe: Feuerjäger Band 3
Verlag: Amrun, Softcover, 899 Seiten
ISBN: 9783958692060

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