Krona Karagin ist
nicht dafür geschaffen an einem Ort festzusitzen. Obwohl sie für die Adelige Bertradis
von Lerchenfeld nicht besonders viel übrig hat, nimmt sie deren Auftrag an, ihren
Vater aus dem Gefängnis zu befreien. Immerhin bürgt ihr guter Freund Wolfram
für die junge Frau und so kann Krona immerhin dem neuen König ein Schnippchen
schlagen und ihrer Langeweile entkommen.
Leider schlägt der
Plan fehl und die Gefährten müssen mit ansehen, wie Bertradis Vater und auch
andere Getreue des alten Königs hingerichtet werden. Für die Freunde ist klar,
dass sie Hilfe gegen den neuen Tyrannen nur in anderen Ländern weit entfernt
von Abrantes finden werden. Also begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise
die sie (mal wieder) weit über die bekannten Grenzen der Welt hinaus treibt.
Wolfram entscheidet sich, mit seinem alten Freund Sindri auf Winterfeld zu bleiben.
Dort kann er seinem Freund helfen, sich als neuer Fürst zu etablieren und die
politische Lage im Auge behalten. Es dauert nicht lange, bis er seine
Entscheidung bitter bereut, denn Sindri ist von sehr launischem Charakter,
unbesonnen, unbeherrscht und er hat keine Ahnung von Menschenführung. Nur eines
haben Wolfram und sein alter Freund gemeinsam: Hass auf den neuen König.
Kommentar:
Wenn ein Buch mit dem
Satz beginnt „bei Meridias nacktem Arsch“, dann weiß der Leser sofort, dass
Krona nicht gerade bester Laune ist. Zur Untätigkeit verdammt beginnt sie, die
Zwerginnen im Kampf auszubilden, sehr zum Verdruss der Zwerge. So sind alle
erleichtert als Wolfram mit der jungen Bertradis eintrifft und Krona um Hilfe
bittet. Krona kann Adelige nicht ausstehen und Bertradis ist die Verkörperung
all dessen, was Krona nicht mag. So, wie sie zu Beginn Lianna abgelehnt hat, so
lehnt sie auch alles ab, was Bertradis verkörpert. Aber di erzwungene
Untätigkeit, die Langeweile und die hausfraulichen Pflichten hängen der
feurigen Kriegerin zum Hals heraus, so dass sie letztendlich froh ist, eine
neue Aufgabe zu haben. Dass damit ein Abenteuer beginnt, das ihre letzte Reise
noch in den Schatten stellt, kann die alte Kämpferin nicht ahnen. Sehr zu ihrem
Unmut besteht Lianna darauf, ebenfalls an der Befreiung der Gefangenen
teilzunehmen. Fenrir und Lomir sind ebenfalls mit von der Partie aber das
Vorhaben ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Sechs Menschen gegen eine
ganze Armee sind keine guten Voraussetzungen.
Die Gefährten
entwickeln einen neuen und tollkühnen Plan. Wolfram ist hin und hergerissen
zwischen seinen Gefühlen zu Krona und zu seinem alten Freund Sindri. Er
entscheidet sich dafür, in Abrantes zu bleiben und den Freunden dort den Weg zu
ebnen, sollten sie erfolgreich zurück kehren. Sindri macht ihm das Leben nicht
leicht. Er, der einst von seiner Familie verstoßen wurde, ist nun der Erbe von
Winterfeld, eine Situation, mit der Sindri überfordert ist. So obliegt es dem
Spielmann, die Kluft zwischen Fürst und Volk zu schließen und das Vertrauen der
Menschen zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe denn Sindri ist manipulativ,
grausam und despotisch, zeigt aber immer wieder eine verletzliche Seite und
sendet ambivalente Signale aus.
Pintel spielt in
diesem dritten Band leider kaum noch eine Rolle, erst gegen Ende des Romans
taucht er auf. Mir fehlen sein leiser Humor, seine kindliche Naivität und sein
Glaube an das Gute im Menschen. Nardon ist bei dieser neuen, schier ausweglosen
Mission ebenfalls nicht dabei. Da die Freunde dieses Mal getrennt sind, pendelt
sie Geschichte zwischen der Reise von Krona und ihren Freunden und den
Ereignissen auf Winterfeld hin und her. Dieser Wechsel erhöht die Spannung, was
dieses Mal auch nötig ist, denn der Band zieht sich etwas in die Länge. Das mag
daran liegen, dass die Gruppe so klein geworden ist. Fenrir ist, wie stets, ein
sehr ruhiger Charakter. Die Scharmützel zwischen Lianna und Krona haben an Biss
verloren und Bertradis ist eine Außenseiterin, still und in sich gekehrt. Thork, Nardon und Pintel sind nicht zu ersetzen. Man
hat fast das Gefühl, dass sogar die Autorin so empfindet und das nimmt der
Geschichte etwas die Würze.
Wer mich tatsächlich
etwas genervt hat ist Sindri. Das mag aber daran liegen, dass ich die Vorgeschichte
des Spielmannes nicht gelesen habe und somit die Beziehung der beiden Männer
nicht kenne. Ich empfand es als Leserin nur etwas merkwürdig, dass die beiden
Männer oft die Nähe des Anderen suchen, Sindri sogar zeitweise in Wolframs
Zimmer übernachtet, wenn Sindri aber leicht bekleidet eine Tür öffnet, sich
Wolfram schamhaft abwendet. Hier ist nichts Fisch noch Fleisch.
Krona ist auch hier
wieder ein starker aber sehr ambivalenter Charakter. Sie zweifelt sich selbst
oft an aber wenn es nötig ist, schwinden alle Selbstzweifel und sie wird zu der
Kämpferin, die wir Leser so lieben.
Wohin die Untätigkeit
sie führt, erkennt sie auf Seite 28:
„Hatte sie wirklich
verlernt zu feiern? Wann war sie zu der übellaunigen Spielverderberin geworden,
die zwischen Übungsplatz und Schnapsfass pendelte und sich ihre freie Zeit
damit vertrieb, mit Lianna zu streiten?“
Krona braucht eine
Aufgabe, bevor sie Kummer, Zorn und Einsamkeit ertrinkt. Sie fasst ihre Ziele wie folgt zusammen: „
Erst den alten Lerchenfelder befreien, dann Karcharoth plattmachen, und dann
lasse ich mich mit Gold überschütten und setze mich zur Ruhe. Und dann können
mich alle mal.“
Jeder, der ihre Geschichte
von Anfang an verfolgt hat weiß, dass für Krona ein „sich zur Ruhe setzen“
sicher nicht in Frage kommt.
Auf ihrer Reise
erkennt Krona, dass in Bertradis ein mehr steckt, als es den Anschein hat. Gerade
ihre Jugend verdeutlicht den Unterschied zwischen den beiden Frauen. Krona hat
schon lange ihre Leichtigkeit, ihren Glauben an das Gute und ihr Auge für die Schönheit
der Welt verloren. Auf Seite 321 erkennt sie sehr deutlich die Krona sehr
deutlich, dass sie durch en immerwährenden Kampf sehr viel verloren hat:
„Bertradis schien das
alles zu genießen.---sie war in der Lage den Moment zu genießen, ohne das Ziel
aus den Augen zu verlieren. Wie es sich wohl anfühlte, ohne mit dieser eisernen
Faust im Inneren zu leben, die einen unerbittlich voranstieß?“
Der Kontrast der drei
Frauen macht den Charme dieses Buches aus und auch wenn ich Band drei teilweise
etwas zu lang gezogen fand, werde ich die anderen Bücher, die in Abrantes
spielen, auf jeden Fall lesen. Die Ideen und der Schreibstil der Autorin, die
Charaktere und die Welten sind faszinierend und unterhaltsam und sehr
erfrischend. Hier gibt es keine romantischen Ergüsse, die Liebe ist zart,
dezent, ambivalent aber auch grausam und verstörend, sie macht verletzlich und
verletzt, wie im wahren Leben. Dadurch wirkt die Geschichte glaubhaft und
ehrlich. Ergänzt wird das Buch durch eine Karte von Winterfeld und einigen schönen
Illustrationen im Text.
Mein Fazit: Auch wenn
ich sicher einen Stern weniger vergeben würde (gäbe es bei mir Sterne) ist es
ein schöner Abschluss. Obwohl es noch Geschichten davor und danach gibt, kann
die Trilogie für sich alleine stehen.
Titel: Das Schwert
der Königin
Reihe: Feuerjäger
Band 3
Autor: Susanne Pavlovic
Verlag: Amrun,
Softcover, 899 Seiten
ISBN: 9783958692060
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