02 September 2018

Marina von Carlos Ruis Zafon - mein Tipp-


https://www.fischerverlage.de/buch/carlos_ruiz_zafon_marina/9783100954015
Jetzt habe ich das Buch vor zwei Tagen beendet und weiß immer noch nicht so recht, wie ich die Rezension dazu schreiben soll. Eine Inhaltsangabe möchte ich nicht schreiben. Was der Autor in wunderbaren Wort beschreibt, macht mich sprachlos und unfähig, die Handlung in eigene Worte zu fassen. Ein Lob auch an den Übersetzer, der es geschafft hat, die Dichte und Atmosphäre des Romans in unsere Sprache zu übertragen. Als Beispiel:“ ..war ich überzeugt, dass dies der seltsamste Tag meines Lebens gewesen war. Aber hätte ich eine Karte für eine Wiederholung kaufen können, ich hätte es ohne zu zögern getan“….ich könnte das halbe Buch zitieren, so wunderbare Sätze finden sich darin.
Ich kannte bisher kein Buch von Zafon. Die Leseprobe war wunderschön, sprachlich mehr als beeindruckend und wirkte wie ein warmer Frühlingsregen.
Genau so fing das Buch auch an. Oscar trifft Marina und diese Begegnung wird sein Leben für immer verändern. Er, der unsichere,  unbeholfene Teenager und sie die wie eine zarte Elfe wirkt und mehr vom Leben zu wissen scheint, als er je erahnen kann. Marina und ihr Vater German leben in einer alten Villa ohne Strom und genügen sich selbst. Oscar wirkt am Anfang wie ein Außenseiter und er ist fasziniert von dieser anderen Welt und unterschiedlichen Lebensart, er steht wie unter einem Bann und wird immer mehr in die Welt der beiden hineingezogen, die jedoch auch voller Geheimnisse ist und ihre Schattenseiten hat.

Zafon beschreibt die Begegnung zwischen Marina und Oscar sowie German und Oscar in wunderbaren und treffenden Worten. Seine Vergleiche und sein Umgang mit der Sprache sind unübertroffen, sprechen das Innerste an und beflügeln die Vorstellungskraft des Lesers. Doch mit dieser Sprachgewalt kann man nicht nur Schönes sondern auch Schreckensszenarien beschrieben und je weiter man sich als Leser in die Geschichte vertieft, desto bedrückender und beängstigender wird sie. Ist es am Anfang nur die Beobachtung der alten Frau auf dem Friedhof, so werden Marina und Oscar bald in grauenhafte Ereignisse hineingezogen, die ihren Ursprung in den 30er und 40er Jahren haben.
So, wie die Geschichte immer düsterer wird, wird auch die Szenerie in Barcelona immer düsterer. Die beiden Jugendlichen begegnen immer mehr Menschen, die wie Relikte aus einer alten Zeit erscheinen und wie Spinnen in ihren uralten Häusern leben, die ihre Geschichte der  Vergangenheit erzählen, als alles noch in Glanz, Prunk und Reichtum erstrahlt hat. Der Horror schleicht sich im Laufe der Geschichte immer mehr hinein und ehe man sich versieht, durchlebt man ein Szenario des Grauens. Wir sind für das Leben bestimmt, schreibt Zafon, nicht für den Tod. Und doch befasst sich die Hauptfigur mit dem Tod und dem wiedererwecken geliebter Verstorbener. Der Bezug zu Mary Shelley’s  Frankenstein ist sicher bewusst gewählt, sicherlich um zu zeigen, dass es nicht an uns ist, in den Plan Gottes einzugreifen.
Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück, es wirkt unfertig, da kein Blick in die Zukunft geworfen wird. Aber so können wir unserer Phantasie freien Lauf lassen.
Das Cover wird dem Buch nicht gerecht, das Grau lässt nichts von der Farbenpracht des Romans erahnen. Einen Dank geht an den Übersetzer Peter Schwaar der diese wunderschöne Geschichte in unsere Sprache übertragen hat.
Titel: Marina
VerlagFischer, TB, 349 Seiten
ISBN: 978346204393 
10 von 10 Sternen

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