Der elfjährige Malcolm ist ein ruhiger
und etwas ernsthafter Junge. Er lernt schon früh den Wert der Arbeit kennen,
denn sein Vater besitzt ein Gasthaus und Malcolm muss nach der Schule oft dort aushelfen.
In der Küche hilft er nicht gern, denn dort arbeitet die mürrische und
unnahbare Küchenhilfe Alice. Aber im Schankraum ist der Junge gerne unterwegs.
Er hört den Gästen bei ihren Gesprächen zu und lernt viele Dinge, die ein
11-jähriger normalerweise nicht weiß. Er lernt aus den Gesprächen der Fischer
viel über den Lauf der Flüsse und die Launen des Wetters. Von den Professoren
aus den nahegelegen Colleges lernt er einiges über Mathematik und Philosophie,
das er mit seinem eigenen Schulwissen verknüpft. Er verfügt über eine rasche
Auffassungsgabe und übe eine gute Kombinationsgabe doch er schweigt über die
Dinge die er hört, was ihn bei den Gästen noch beliebter macht.
Als Malcolm erfährt, dass die Nonnen im
nahegelegenen Kloster ein Baby aufgenommen haben ist er sehr neugierig und
möchte das Kind gerne sehen. Da er den Nonnen im Kloster ebenfalls oft bei der
Arbeit hilft, hat er bald die Gelegenheit das kleine Mädchen zu sehen, die sein
Herz im Sturm erobert.
Wie es scheint, ist er nicht der
einzige, der neugierig auf das Baby ist. Seltsame Gestalten tauchen im Ort auf
und erkundigen sich nach Lyra, wie das Mädchen heißt. Und nicht alle hegen gute Absichten. Sie versuchen, Malcolm
auszuquetschen, sie verführen und bedrohen ihn. Auch Alice rückt bald ins
Augenmerkt eines Mannes, dessen Daemon eine unheimliche dreibeinige Hyäne ist.
Die Sorge um das kleine Mädchen verbindet die stets übe gelaunte Alice und den ruhigen
Malcolm und als die große Flut kommt, unternehmen sie alles, um Lyra in
Sicherheit zu bringen und vor ihren Häschern zu schützen.
Kommentar:
Ich war sehr auf das Buch gespannt, da
ich den goldenen Kompass und die Folgebände damals verschlungen habe.
Vielleicht liegt es an meinem Alter oder an der langen Zeitspanne, die seither
vergangen ist aber über den wilden Fluss wurde meinen Erwartungen nicht
gerecht.
Es handelt sich um eine Vorgeschichte zu
den dark materials , daher hatte ich erwartet, mehr Informationen über die von
Pullman kreierte Welt zu erfahren. Doch wenn man die Geschichte um den goldenen
Kompass nicht kennt, hat man es als Leser schwer, der Geschichte zu folgen. Es
wird zu vieles an Wissen vorausgesetzt. Die Gypter sind nur eine
Randerscheinung, Lyras Mutter hat nur einen Kurzauftritt und auch ihr Vater
bleibt seht blass. Auch übe die Daemon erfahren wir nichts. Warum alle Menschen
einen besitzen und wie es dazu gekommen ist.
Malcolm und Alice müssen die Geschichte fast alleine
tragen und da liegt bei mir der Grund, dass ich mich für sie nicht so
begeistern konnte. Ich lese viel Fantasy
und halte vieles für glaubwürdig. Aber das in 11-järiger das vollbringt, was
Malcolm hier vollbringt, ist einfach unglaubwürdig. Er führt die Erwachseneren
an der Nase herum, weiß sich zu verteidigen und trickst sogar mit mystischen Wesen aus. Das ist
einfach zu viel des Guten. Nichtsdestotrotz ist er ein liebenswerter, kluger,
etwas schüchterner und ernsthafter kleiner Junge, den man einfach gern haben
muss. Seine Liebe zu Lyra geht über alles und sein einziges Ziel ist es, sie zu
retten. Mit Alice hat er einen guten Gegenpart. Die Dialoge zwischen den beiden
beschränken sich zunächst ausschließlich um die Sorge um Lyra aber die Gefahren
schweißen die beiden jungen Menschen zusammen. Malcom verfügt über ein Kanu,
dass von den Gyptern auf seltsame Weise ausgebessert wurde und den Wassermassen
nach der Flut gut standhakten kann. Aber auch hier wird es wieder unglaubhaft,
dass ein so kleiner Junge in der Lage ist, ein kleines Kanu durch einen
gewaltige Flut zu steuern und den Motorbooten der Häscher stets entkommen kann.
Und das durch paddeln.
Trotz dieser störenden Details habe ich
das Buch verschlungen und war auf das Ende gespannt. Ich wusste nicht, dass es
hier ebenfalls Folgebände geben wird und war daher etwas enttäuscht über das
unbefriedigende Ende, das natürlich nach einer Fortsetzung schreit. Über einige
Längen, vor allem über den Bund des heiligen Alexander muss man einfach
hinweglesen. Dieser stark ausgeprägte religiöse Aspekt nervt einfach nur, das
war aber in his dark materials teilweise ebenso, daher habe ich das einfach
überblättert.
Das Cover ist bestechend einfach
gehalten, drei Personen in dem Kanu wären der Geschichte besser gerecht
geworden. So kann man von dem Cover kaum auf den Inhalt des Buches schließen.
Alles in allem hat es mir aber gefallen,
in die Welt von Lyra zurück zu kehren und gerade die Daemon sind dort ein
spannender und schöner Aspekt. Wer die Trilogie mochte, wird dieses Buch, trotz
der kleinen Mängel, sicher gerne lesen. Das Buch wurde von Antoinette Gittinger
übersetzt und ich fand es, subjektiv gesehen, sprachlich besser übersetzt als
die alten Bände. Einen Vergleich werde ich ziehen, wenn ich die Trilogie
nochmals gelesen habe.
Titel: Über den wilden Fluss
Reihe: His dark materials Teil 0
Autor: Philip Pullman
Verlag: Carlsen, HC, 556 Seiten
ISBN:9783551583932
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