Hetman
Morwa ist der erste Führer, der kurz davor ist, alle Stämme der Tieflande und
des Nordens zu vereinen und ein Königreich zu gründen. Dieser Einigung gingen
zahllose Kriege und erhebliche Verluste voraus. Doch Morwa ist sich sicher,
dass ein Unheil aufzieht, er spürt die Dunkelheit und ist überzeugt dass nur ein Zusammenhalt aller Menschen
dieser Dunkelheit begegnen kann.
Die
vergessenen Götter zürnen, das muss auch Pol erfahren. Ein Waise und Dieb,
aufgewachsen in den Elendsvierteln der Stadt. Etwas an ihm zieht die
Aufmerksamkeit der Mächtigen auf sich und schon bald ist es mit Pols Anonymität
und dem abenteuerlichen Leben vorbei.
Leyken
ist ein Mädchen aus der Wüste, aufgewachsen stark frei und ungebunden. Ihr
Stamm wird überfallen und alle Mitglieder werden gnadenlose niedergemetzelt,
die Frauen geschändet. Leyken beobachtet von ihrem Versteck aus den brutalen
Überfall. Unter den zahlreichen Toten befindet sich allerdings nicht die Leiche
ihrer Schwester. Also begibt sie sich mit einigen Angehörigen ihres Stammes,
die während des Überfalls auf der Jagd waren und daher überlebten, auf die
Suche nach ihrer Schwester. Leyken möchte Ildris retten, während die Männer
sich verpflichtet fühlen Ildris zu töten, denn eine geschändete Frau ist eine
Schande für den Stamm.
Sölva
ist die Tochter Morwas mit einer seiner Nebenfrauen. Sie hat keinen Status im
Stamm, die vier Söhne des Hetmanns mit seiner Hauptfrau erfahren alle seine
Aufmerksamkeit. Aus ihnen muss er einen starken und respektieren Anführer
wählen, der nach ihm die Krone tragen und das Reich halten und führen kann.
Langsam aber sicher fällt Morwas Blick immer häufiger auf seine Tochter, denn
sie hat etwas an sich, das er nicht benennen oder fassen kann, ihn aber
beeindruckt.
Die
Schicksale Pols, Leykens, Sölvas und Ildris verknüpfen sich nach und nach, denn
sie alle sind auserwählt den vergessenen Göttern entgegen zu treten. Doch wie
sollen vier junge Menschen aus den entferntesten Winkeln der Welt die Götter
besänftigen?
Kommentar:
Die
Szenarien, die der Autor hier beschreibt sind sehr unterschiedlich aber stets
fesselnd. Der raue Norden, die heiße Wüste, die prächtige Stadt, die
Schauplätze könnten nicht gegensätzlicher sein. Leyken erfährt den Kontrast am stärksten.
Sie, ein Mädchen aus der Wüste, landet in der kaiserlichen Rabenstadt, die von
dem Weltenbaum, der heiligen Esche, dominiert wird. Was mit der Suche nach
ihrer Schwester begann endet bei einem merkwürdigen Schachspiel in einer dekadenten
Stadt, das über ihr weitere Leben entscheidet.
Pol
ist fünfzehn Jahre alt. Er ist als Waise aufgewachsen. Der Wirt der Kneipe "Drachenfuther
"nahm sich seiner an, so dass der Junge in einer abwechslungsreichen und interessanten
Umgebung aufwuchs. Er ist ein kleines Schlitzohr, wendig und charmant aber
diese Eigenschaften nützen ihm nichts, als er des Mordes an einem hochrangigen Beamten
verdächtigt wird. Pols ist sehr liebenswert und gewinnt die Herzen der Leser
sofort.
Aber
Sölva ist mein Liebling in dieser Geschichte. Inmitten ihres Stammes erfährt sie
Sicherheit und Schutz aber kaum Aufmerksamkeit . Ihre Brüder sind große Krieger
und buhlen um die Nachfolge ihres Vaters. Ihr Herz schlägt für den lustigen,
draufgängerischen und charmanten Bruder Morwen. Doch ihr Vater befürchtet, dass
dieser seiner Söhne durch seine Hitzköpfigkeit seine Untertanen in Gefahr
bringen wird. Auch die anderen drei Söhne genügen nicht vollständig seinen Ansprüchen,
auch wenn alle vier beim Volk sehr beliebt sind. Langsam erkennt der Hetmann,
dass einzig Sölva alle Charaktereigenschaften in sich vereint, die er sich bei
seinen Söhnen wünscht. Sie ist tapfer aber vorsichtig, sie ist klug und schließt
mit den merkwürdigsten Menschen
Freundschaft, sie ist offen aber nicht offenherzig und durch ihre ruhige und bedachte Art wirkt sie reifer,
als sie ist.
Ildris
bleibt ein Rätsel, dass sich hoffentlich in den Folgebänden löst aber auch sie
mag man. Ihr Schicksal ist wohl das grausamste
von allen Protagonisten. In Sölva findet sie eine Freundin, die ihr zur Seite
steht.
Die
Sprache ist teilweise sehr verschlungen und schnörkelig. Der Autor nutzt sehr
viele Metaphern um etwas zu beschreiben. Manchmal ist es des Guten zu viel. Und
trotz der wirklich außergewöhnlichen Sprache, die durchaus Eindruck macht fallen
mir auch hier der fehlende Genitiv und die häufige Wortfolge "die, die.."
negativ auf. Es wäre für den Lesefluss und das Auge des Lesers viel angenehmer
hier auch einmal die Wendung "die,
welche" oder andere Umschreibungen zu nutzen. Normalerweise habe ich mir angewöhnt,
das zu überlesen und als kleines Ärgernis hinzunehmen aber hier ist es ein
Stilbruch in der ansonsten außergewöhnlichen Nutzung der Sprache, daher fällt
der Kontrast extrem auf.
Das
schmälert natürlich den Genuss der beachtenswerten Geschichte mit den wirklich sympathischen
Protagonisten nicht. Das Cover zeigt die Esche, umringt von Feuer, was die Bedrohung
der Welt sehr deutlich darlegt. Es gibt zu dieser Serie auch eine Website: www.
koenigschroniken.de, auf der ein interessierter Leser mehr Informationen
bekommen kann. Dies und auch die wirklich
sehr schöne Karte im Buch zeigen, wie tief Stephan M. Rother mit seiner Geschichte
verbunden ist und als Leser weiß man das zu schätzen. Die Protagonisten zeigen
eine Tiefe, wie man sie eher selten findet. Sie haben Raum, sich zu entwickeln
und sich nach und nach dem Leser vollständig zu offenbaren. Was mich irritiert ist, dass bei der
Beschreibung des Buches immer nur von drei Frauen die Rede ist aber der junge Pol
nimmt durchaus seinen Platz ein und weiß sich in der dominanten Frauenriege zu
behaupten und den Leser für sich einzunehmen. Wie schon erwähnt, Sölva hat mich
absolut überzeugt. Die Grundidee eines bewohnten oder lebenden und fühlenden
Baumes ist sicher nicht neu aber wirklich spannend und überzeugend umgesetzt.
Teilweise wirkt es sogar bedrohlich auf den Leser. Das Setting wirkt etwas mittelalterlich, vor
allem in den Städten, bei einem studierten Historiker sicherlich keine
Überraschung. Die Kapiteleinteilung überzeugt ebenfalls und erhöht die Spannung.
Ein
Glossar am Ende des Buches fehlt ebenfalls nicht, es gibt wirklich nichts zu
meckern. Ich bin gespannt auf Band zwei der Königschroniken.
Einen
Dank an den Rowohlt Verlag, der mir dieses Buch zur Verfügung stellte.
Titel:
Ein Reif von Eisen
Serie:
Die Königschroniken
Autor:
Stephan M. Rother
Verlag:
Rowohlt Polaris, Softcover, 380 Seiten
ISBN:
9783499273568
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