Wider Willen wird der junge Magier
Zacharias Wythe zum königlichen Magier ernannt. Auf Grund seiner Hautfarbe und
seiner Herkunft wird er von seinen Kollegen abgelehnt. Ignoranz und Hass
schlagen ihm entgegen. Viele halten ihn für den Mörder seines Ziehvaters und
ehemaligen königlichen Hofmagiers, Sir Stephen Wythe, auch wenn keinerlei Beweise
für solch eine frevelhafte Tat vorliegen.
Da der Stab des Königlichen Magiers
Zacharias als Nachfolger anerkannt hat, müssen sich die anderen Magier Englands
damit abfinden, dass ein, in ihren Augen Unwürdiger, nun diesen Posten
bekleidet.
Als sich die Anschläge auf sein Leben
häufen, verlässt Zacharias Wyhte London, um an einer Schule für höhere Töchter
einen Vortrag über die Gefahren der Magie zu halten. Danach möchte er weiter
bis zur Grenze des Feenreiches reisen, denn dort kommt es zur Verstopfung der
Magie. Bisher floss ein stetiger Strom von Magie aus dem Feenreich nach
England, doch diese Quelle scheint nun versiegt.
An der Schule begegnet Zacharias der jungen
Prunella Gentleman und erkennt in ihr ein unermessliches Potenzial an magischen
Fähigkeiten. Doch den Frauen ist es verboten Magie zu wirken, sie gelten als zu
schwach, um mit den Kräften der Magie umzugehen.
Nun stehen dem jungen Mann schwierige Aufgaben
bevor. Er muss die alten, verkrusteten Vorurteile der Magier gegen Frauen
aufbrechen, die Ursache für das Verschwinden der Magie finden und sich auf
seinem Posten behaupten.
Kommentar:
Diesen Roman in eine bestimmte Kategorie
einzuordnen wird etwas schwierig. Er spielt in einem erdachten London des
achtzehnten Jahrhunderts. Das Frauenbild in diesem Buch ähnelt dem unserer
viktorianischen Zeit: Das Lebensziel einer jungen Frau soll es sein, zu
heiraten, Kinder zu bekommen und ihrem Mann zu gehorchen. Frauen haben keine
Rechte, sie haben hübsch auszusehen und gute Gastgeberinnen zu sein. Aus
Belangen der Politik haben sie sich herauszuhalten, dürfen sich aber durchaus
für Kunst und Kultur interessieren. Ihre körperliche und geistige Schwäche ist
ein Grund, ihnen jegliche Anwendung von Magie zu untersagen, denn nach Ansicht
des Mannes braucht es enorme geistige Stärke und Willenskraft, um die Magie zu
beherrschen. Die Komplexität der magischen Formeln überfordert den schwachen
Geist der Frau.
Die Männer, die dies alles propagieren,
haben noch keine Bekanntschaft mit Prunella Gentleman gemacht. Sie ist eine
junge, energische und ehrgeizige Person, der das Zaubern schon in die Wiege
gelegt wurde. Auch ohne Ausbildung wirkt sie starke Zauber, die als solche kaum
zu enttarnen sind. Als Zacharias das Potenzial der jungen Frau erkennt, nimmt
er sie als Lehrling an. Natürlich erst, nachdem Prunella insistiert hat und
sich einfach in seine Kutsche geschmuggelt hat, um nach London mitgenommen zu
werden.
Sir Damerell, einer der wenigen Freunde
des königlichen Magiers, macht es sich zur Aufgabe, Prunella in die
Gesellschaft einzuführen. Unterstützung erhält er dabei von Lady Maria Wyhte,
die ihrem Ziehsohn sehr zugetan ist und ihn in allen Belangen unterstützt.
Schnell mischt die Schönheit vom Lande die Londoner Gesellschaft auf und da die
Salons der Damen das reinste Klatschzentrum sind, erfährt sie sehr schnell
etwas über die missliche Lage Zacharias.
Ich bin etwas hin und hergerissen, wie
ich diesen Roman beurteilen soll. Eine Prise Romantik, eine Prise Humor, etwas
historische Fantasy und ein kleiner Kriminalfall werden hier sehr schön
zusammengemixt. Zacharias mit seiner sehr introvertierten Art ist von Beginn an
symphytisch. Prunella ist das genaue Gegenteil des jungen Mannes, sie verfügt
über eine scharfe Zunge und einen brillanten Verstand und setzt diese als
Waffen ein. Man würde sie wohl als Suffragette bezeichnen. Zusammen mit dem
exzentrischen Damerell und dessen Vertrauten Rollo hilft sie dem jungen Magier,
wie und wo sie nur kann.
Das Sittenbild der damaligen Zeit lässt
uns heute schmunzeln aber damals war es sicherlich ein Skandal, wenn sich eine
junge Dame ohne schickliche Begleitung in den Räumen eines Mannes befand oder
seine Gesellschaft suchte. Was mich persönlich gestört hat, dass hier zwei Menschen
mit anderer Hautfarbe auch von der Autorin ausgegrenzt werden. Sicherlich mag
sie mit dem Roman und den Protagonisten aufzeigen wollen, dass zu damaliger
Zeit Rassismus und Vorurteile alltäglich waren, dass aber ausgerechnet diese
zwei Außenseiter mit dunkler Hautfarbe zueinander finden hat schon einen
Beigeschmack.
Der Schreibstil und die Sprache passen
sich der beschriebenen Zeit an und wirken etwas altmodisch und zäh. Man denkt
automatisch an Wilkie Collins. Daher hat man etwas Mühe, sich in die Geschichte
einzufinden. Mir hat es Spaß gemacht aber ich denke, einige Leser werden
Probleme damit haben. Zudem kommt, dass das Ende nicht wirklich überzeugend
war, erst passiert so gut wie gar nichts, dann überschlagen sich die Ereignisse
auf wenigen Seiten und werden etwas überspitzt dargestellt.
Sehr gut gefällt mir das Cover, was ein
wenig den Eindruck von Steampunk vermittelt, was aber täuscht.
Alles in allem eine nette Geschichte
ohne hohe Ansprüche, unterhaltsam und amüsant für ein paar vergnügliche
Stunden. Nicht zu vergleichen mit Books & Braun, die in einer wesentlich
höheren Liga spielen.
Titel: Die Magier seiner Majestät
Autor: Zen Cho
Übersetzer: Julia Becker
Verlag: Knaur, TB, 447 Seiten
ISBN: 9783-42651914-1
Hallo Petra
AntwortenLöschenDas Cover finde ich auch sehr ansprechend. Ich habe jetzt mal nur die letzten Sätze deiner Rezi gelesen, weil ich es eventuell auch noch lesen möchte.
Ich habe dich eben bei "miteinanderstattgegeneinander" entdeckt. Mir gefällt dein Blog. Ich bleibe gleich mal als Leserin da.
Über einen Gegenbesuch würde ich mich freuen.
Liebe Grüße,
Gisela