Robert ist fünf Jahre alt, als er seine
Mutter durch einen schrecklichen Unfall verliert. Vorausgegangen war diesem
Unfall ein Streit zwischen seinen Eltern. Wie jeder Fünfjährige, flieht auch
Robert vor den Konflikten seiner Eltern in eine Phantasiewelt und unterhält
sich mit seinem imaginären Freund Talmon.
Nachdem Tod seiner Mutter bricht sein
Vater jeglichen Kontakt zu deren Familie ab. Der despotische, unnahbare und
herrische Mann erzieht den Jungen alleine, es entstehen keine Bande der Liebe
zwischen ihnen. Robert vergisst die Umstände des Unfalls und auch Talmon. Er wird erwachsen, gründet selber
eine Familie, die aus seiner Frau Lin und den Kinder Conny und Dennis besteht.
Obwohl er die Erinnerungen an die
Ereignisse seiner Kindheit vergessen oder tief verdrängt hat, tauchen Fragmente
dieser Begebenheiten in seinen Alpträumen auf. Zu diesen Alpträumen, seinen
beruflichen Problemen und den Erwartungen seiner Frau Lin, gesellen sich
unüberbrückbare Differenzen mit seinem Sohn Dennis. Als es scheint, dass ihm die Probleme über den
Kopf wachsen, macht sein Großvater, zu dem er wieder Kontakt aufgenommen hat,
ihm ein verlockendes Angebot: Raus aus der Stadt und auf dem Landsitz seiner
Ahnen als Hausmeister tätig sein. Abstand gewinnen, inne halten und versuchen,
das Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Robert nimmt das Angebot an
doch statt Ruhe und Frieden erlebt die Familie Trenkmann das pure Grauen.
Kommentar:
Das Buch wird als Fantasy Thriller
bezeichnet, allerdings sind die Fantasy Elemente sehr rar, ich würde es eher
Softhorror nennen. Es ist ein gelungener Mix aus den drei Genre und absolut
spannend. Für mich war der Schreibstil etwas gewohnheitsbedürftig, da die
Autorin sehr kurze Sätze benutzt und manche Abschnitte etwas wie eine Aufzählung
wirken. Das ist sicher ein Generationskonflikt, da die heutige deutsche Sprache
mit SMS und Whats App eine Umgestaltung durchmacht, die wir Älteren nicht nachvollziehen
können. Die Geschichte hat mich aber trotzdem gepackt, sie ist gut durchdacht
und der Brückenschlag zu den Ereignissen vor 30 Jahren sowie ihre Konsequenzen
sind sehr glaubhaft. Genau wie Conny, hat auch mich das Grauen beschlichen, wenn im
Anwesen unheimliche Dinge vor sich gingen und die Angst sich auf leisen Sohlen
anschlich.
Robert ist sicher nicht der strahlende
Held, er kommt mit seinem siebzehnjährigen Sohn Dennis nicht klar, es besteht
eine tiefe Kluft zwischen ihnen. Genauso eine Kluft wie zwischen Robert und
seinem Vater Patrick. Auch wenn man sich als Vater vornimmt, es besser zu
machen, als der eigene Vater, scheitert
man am Alltag und den alltäglichen Missverständnissen. Die Trenkmans sind somit
eine normale Durchschnittsfamilie und das macht es so leicht, sich auf ihre
Seite zu stellen.
Tote Mäuse vor Tür, Türen, die sich
unerwartet öffnen, Bewegungsmelder, die nicht reagieren Lichter, die plötzlich
ausgehen, Schritte auf dem Dachboden, dies alles sind kleine Schrecken, die
sich zu einem großen Ganzen addieren und sowohl die Trenkmanns als auch den Leser
in Atem halten. Obwohl es sich um einen Debütroman handelt, schafft es Nicole
Kohlstock, das beklemmende Szenario sehr anschaulich und beeindruckend zu
beschreiben. Hat man erst einmal die ersten 50 Seiten gelesen, mag man das Buch
nicht mehr aus der Hand legen.
Schicht um Schicht wird die
Vergangenheit von Roberts Familie offenbart und versetzt ihn und uns in
Erstaunen.
Das Cover bezieht sich nicht unbedingt
auf die Geschichte, passt aber zu dem beklemmenden Szenario.
Leider hat dieser spannende Mix aus
Thriller, Horror und Fantasy keinen Verlag gefunden, was wieder einmal beweist,
dass man manche Schätze selber entdecken muss. Ich werde dieses Buch an eine
befreundete Bloggerin weitergeben, damit Nicole Kohlstock eine weitere
Rezension erhält und das Buch die verdiente Aufmerksamkeit bekommt.
Titel: Talmon
Autorin: Nicole Kohlstock
Verlag: BoD, Selfpublisher
ISBN: 9783743174474
da bin ich ja mal gespannt.
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