Vom Vater verlassen, die Mutter
Alkoholikerin, so ist es vorherbestimmt, dass Ben ein Außenseiter im Dorf ist
und bleibt. Die Dorfbewohner dulden ihn, mehr aber auch nicht. Von den
gleichaltrigen Jungen wird er schikaniert und geschlagen, von den Mädchen verachtet.
Nur der Sohn des Schmids, Yanko, steht Ben zur Seite und ist ein treuer Freund.
Als Bens Mutter stirbt, hilft Yanko dem Jungen zu überleben in dem er ihm immer
wieder Kleinigkeiten zukommen lässt.
Bens großer Traum ist es, in den Orden
der Drachenritter aufgenommen zu werden. Ein unerreichbarer Traum, denn die
Mitglieder des Ordens setzen sich aus den reichsten und mächtigsten Familien
des Landes zusammen, ein armer Bauernjunge hat da keine Chance.
Doch wie schon die weisen Frauen sagen:
»überlege genau, was du dir wünscht, denn der Wunsch könnte in Erfüllung
gehen.«
Als Ben des Mordes an einem
Drachenritter bezichtigt wird muss er aus seinem Dorf fliehen und er erkennt
schnell, dass die Welt bei weitem nicht so einfach strukturiert ist, wie er
denkt.
Kommentar:
Ich hatte den fünften Band der Reihe um
Ben und seine Freunde als Rezensionsbuch. Dieser fünfte Band ist in sich
abgeschlossen aber er hat mich sehr neugierig zurück gelassen, wie wohl alles
begann. Und so habe ich mir diesen ersten Band der Drachenflüsterer Saga
geholt.
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass
sich der Autor von Band eins zu Band fünf erzähltechnisch weiter entwickelt
hat. Band eins hat mir sehr gut gefallen, die Geschichte vermag zu fesseln und zu unterhalten. Sie lässt sich
gut lesen, man möchte das Buch kaum aus der Hand legen und ich habe das Buch im
Urlaub in einem Tag durchgelesen. Aber sie beginnt etwas langsam und es dauert,
bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Zuerst
erfahren wir viel aus dem Leben des jungen Ben, der in den Tag hinein lebt und
ein Träumer ist. Seit er als Kind einen Drachen gesehen hat, ist es sein Traum,
ein Drachenritter zu werden. Allerdings unternimmt er nichts, um sich diesen
Traum zu erfüllen. Auch als seine Mutter stirbt, bleibt er im Dorf, wo er nur
verachtet und herum geschubst wird. Er geht nicht in die Schule sondern genießt
seine Ungebundenheit, die aber auch gleichzeitig Einsamkeit bedeutet. Als ein Drachenreiter in das abgelegene Dorf
kommt und eine stillgelegte Mine wieder in Betrieb nimmt, verliebt sich Ben in
dessen Tochter Nica. Aber auch diese Verliebtheit bringt ihn nicht dazu sich zu
ändern.
Erst als er des Mordes bezichtigt wird
und aus dem Dorf fliehen muss, nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Und als Ben
auf Aiphyron trifft, kommt auch eine gewaltige Prise Humor dazu.
Während Ben auf der Flucht ist, versucht
Yanko den wahren Mörder zu finden. Dadurch macht er sich ebenfalls zu einem
Außenseiter denn alle Bewohner sind fest von Bens Schuld überzeugt und ziehen
diese bequeme Lösung der Wahrheit vor. Als ein weiterer Mord passiert stilisieren
sie Ben zu einem wahren Monster, nicht ahnend, dass der wahre Mörder unter
ihnen weilt.
Ich liebe Drachen, sie sind meine
Lieblingsgeschöpfe in der Fantasy und man meint, schon alles gelesen zu haben,
was es über diese Wesen zu lesen gibt. Aber Boris Koch gibt diesen Geschöpfen
völlig neue Facetten, jeder Drache ist einzigartig und hat, wie es scheint,
eine kleine aber liebenswerte Macke. Es macht einen wütend und traurig zu
lesen, wie die Menschen hier mit einem Drachen umgehen. Sie sind keineswegs die Jungrauen fressenden und
alles zerstörenden Ungeheuer, wie sie von dem Drachenorden beschrieben werden.
Sie lieben ihre Freiheit und sie lieben es zu fliegen und beides wird ihnen
durch den Orden genommen. Auf wirklich
unmenschliche Art und Weise. Wobei das Wort unmenschlich nicht passt, denn es
sind ja immer wir Menschen, die Tiere quälen oder töten, auch in der Realität.
Zu Beginn des Buches fand ich Ben etwas
langweilig und naiv. Ein Träumer, der nichts vom Leben weiß und sich einen bequemen
Weg ausgesucht hat. Hier und da ein Diebstahl, mit seinem Freund Yanko angeln und
in den Tag hinein träumen. Keine Mühen, keine Verantwortung und ganz gewiss
keine mühselige Arbeit verrichten. Doch nach und nach gewinnt er an Profil und
am Ende glaubt der Leser daran, dass er seinen Weg finden wird.
Das Cover des Buches wirkt etwas düster
aber das Buch ist leicht zu lesen, sehr humorvoll und man lernt eine Menge
neuer Schimpfwörter. Band zwei ist schon bestellt.
Fazit:
Meine 90jähige Mutter hat dieses Buch
ebenfalls gelesen, man erkennt also, dass es Generations übergreifend ist. Eine
schöne Geschichte über Träume, Drachen und die Ungerechtigkeit der Welt. Und
eine Lehre, dass man im Leben Stellung beziehen muss, so unbequem es auch sein
mag.
Titel: Der Drachenflüsterer
Reihe: Der Drachenflüsterer Band 1
Autor: Boris Koch
Verlag: CBJ, TB, 352 Seiten
ISBN: 978-3570400029
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