15 Oktober 2022

Der Drachenflüsterer von Boris Koch

Vom Vater verlassen, die Mutter Alkoholikerin, so ist es vorherbestimmt, dass Ben ein Außenseiter im Dorf ist und bleibt. Die Dorfbewohner dulden ihn, mehr aber auch nicht. Von den gleichaltrigen Jungen wird er schikaniert und geschlagen, von den Mädchen verachtet. Nur der Sohn des Schmids, Yanko, steht Ben zur Seite und ist ein treuer Freund. Als Bens Mutter stirbt, hilft Yanko dem Jungen zu überleben in dem er ihm immer wieder Kleinigkeiten zukommen lässt. 
Bens großer Traum ist es, in den Orden der Drachenritter aufgenommen zu werden. Ein unerreichbarer Traum, denn die Mitglieder des Ordens setzen sich aus den reichsten und mächtigsten Familien des Landes zusammen, ein armer Bauernjunge hat da keine Chance. 
Doch wie schon die weisen Frauen sagen: »überlege genau, was du dir wünscht, denn der Wunsch könnte in Erfüllung gehen.« 
Als Ben des Mordes an einem Drachenritter bezichtigt wird muss er aus seinem Dorf fliehen und er erkennt schnell, dass die Welt bei weitem nicht so einfach strukturiert ist, wie er denkt.

Kommentar: 
Ich hatte den fünften Band der Reihe um Ben und seine Freunde als Rezensionsbuch. Dieser fünfte Band ist in sich abgeschlossen aber er hat mich sehr neugierig zurück gelassen, wie wohl alles begann. Und so habe ich mir diesen ersten Band der Drachenflüsterer Saga geholt. 
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass sich der Autor von Band eins zu Band fünf erzähltechnisch weiter entwickelt hat. Band eins hat mir sehr gut gefallen, die Geschichte vermag  zu fesseln und zu unterhalten. Sie lässt sich gut lesen, man möchte das Buch kaum aus der Hand legen und ich habe das Buch im Urlaub in einem Tag durchgelesen. Aber sie beginnt etwas langsam und es dauert, bis die Handlung Fahrt aufnimmt.  Zuerst erfahren wir viel aus dem Leben des jungen Ben, der in den Tag hinein lebt und ein Träumer ist. Seit er als Kind einen Drachen gesehen hat, ist es sein Traum, ein Drachenritter zu werden. Allerdings unternimmt er nichts, um sich diesen Traum zu erfüllen. Auch als seine Mutter stirbt, bleibt er im Dorf, wo er nur verachtet und herum geschubst wird. Er geht nicht in die Schule sondern genießt seine Ungebundenheit, die aber auch gleichzeitig Einsamkeit bedeutet.  Als ein Drachenreiter in das abgelegene Dorf kommt und eine stillgelegte Mine wieder in Betrieb nimmt, verliebt sich Ben in dessen Tochter Nica. Aber auch diese Verliebtheit bringt ihn nicht dazu sich zu ändern. 
Erst als er des Mordes bezichtigt wird und aus dem Dorf fliehen muss, nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Und als Ben auf Aiphyron trifft, kommt auch eine gewaltige Prise Humor dazu. 
Während Ben auf der Flucht ist, versucht Yanko den wahren Mörder zu finden. Dadurch macht er sich ebenfalls zu einem Außenseiter denn alle Bewohner sind fest von Bens Schuld überzeugt und ziehen diese bequeme Lösung der Wahrheit vor. Als ein weiterer Mord passiert stilisieren sie Ben zu einem wahren Monster, nicht ahnend, dass der wahre Mörder unter ihnen weilt. 
Ich liebe Drachen, sie sind meine Lieblingsgeschöpfe in der Fantasy und man meint, schon alles gelesen zu haben, was es über diese Wesen zu lesen gibt. Aber Boris Koch gibt diesen Geschöpfen völlig neue Facetten, jeder Drache ist einzigartig und hat, wie es scheint, eine kleine aber liebenswerte Macke. Es macht einen wütend und traurig zu lesen, wie die Menschen hier mit einem Drachen umgehen.  Sie sind keineswegs die Jungrauen fressenden und alles zerstörenden Ungeheuer, wie sie von dem Drachenorden beschrieben werden. Sie lieben ihre Freiheit und sie lieben es zu fliegen und beides wird ihnen durch den Orden genommen.  Auf wirklich unmenschliche Art und Weise. Wobei das Wort unmenschlich nicht passt, denn es sind ja immer wir Menschen, die Tiere quälen oder töten, auch in der Realität. 
Zu Beginn des Buches fand ich Ben etwas langweilig und naiv. Ein Träumer, der nichts vom Leben weiß und sich einen bequemen Weg ausgesucht hat. Hier und da ein Diebstahl, mit seinem Freund Yanko angeln und in den Tag hinein träumen. Keine Mühen, keine Verantwortung und ganz gewiss keine mühselige Arbeit verrichten. Doch nach und nach gewinnt er an Profil und am Ende glaubt der Leser daran, dass er seinen Weg finden wird. 
Das Cover des Buches wirkt etwas düster aber das Buch ist leicht zu lesen, sehr humorvoll und man lernt eine Menge neuer Schimpfwörter. Band zwei ist schon bestellt.
 
Fazit: 
Meine 90jähige Mutter hat dieses Buch ebenfalls gelesen, man erkennt also, dass es Generations übergreifend ist. Eine schöne Geschichte über Träume, Drachen und die Ungerechtigkeit der Welt. Und eine Lehre, dass man im Leben Stellung beziehen muss, so unbequem es auch sein mag. 
 
Titel: Der Drachenflüsterer 
Reihe: Der Drachenflüsterer Band 1 
Autor: Boris Koch 
Verlag: CBJ, TB, 352 Seiten 
ISBN: 978-3570400029

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