August Landor, ein ehemaliger Ermittler
der New Yorker Polizei, hat sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem
Berufsleben zurückgezogen und lebt nun auf dem Land. In der Nähe seines
Landsitzes befindet sich die hochangesehen Militärakademie West Point.
Als dort ein brutaler Mord geschieht,
wendet sich der Leiter Akademie, Colonel Thayer, an den ehemaligen Detektiv und
betreut ihn mit den Ermittlungen. Um leichter Zugang zu den Kadetten zu finden,
erbittet sich August Landor die Hilfe eines Schülers der Akademie. Es handelt
sich um Edgar Allen Poe, einem jungen Mann, der sich in die strenge Disziplin
dort nur schwer einfügen kann.
Kommentar:
Selten war ich von einer Geschichte so
enttäuscht wie hier. Vieleicht waren meine Erwartungen durch das Cover, den
Klappentext und der Beteiligung von Edgar Allen Poe zu hoch geschraubt. Ich
liebe Bücher bzw. Krimis , in denen bekannte Persönlichkeiten eine Rolle
spielen. Der Dante Club von Matthew Pearl oder auch die Romane von Robert Löhr
sind hier perfekte Beispiele.
Der denkwürdige Fall des Mr. Poe
klang ebenso spannend, er ist es aber
nicht. August Landor ist ein alternder Mann der viele Verluste im Leben erlitten
hat, zu viel trinkt und ab und zu eine Nacht mit Patsy verbringt, der Bedienung
des örtlichen Pubs. Er ist unsympathisch, eigenbrötlerisch, verirrt sich oft in
seinen eigenen Sätzen, was sicherlich tiefsinnig sein soll, es aber nicht ist.
Edgar Allen Poe ist Kadett an der
Akademie. Er ist das Ziel des Spottes seiner Mitschüler, das liegt vor allem an
seiner schmächtigen Statur und an seinem Alter. Er ist um einige Jahre älter als
seine Kameraden, da er zuvor schon einiges im Leben erlebt hat und der Besuch
West Points die letzte Möglichkeit für ihn ist, die Erwartungen seiner Familie zu erfüllen und einen Lebenslauf einzuschlagen, der ihm eine gesicherte Zukunft bringt.
Er hat sich ein Leben auf Lügen aufgebaut und von seiner dichterischen Brillanz
ist hier noch nicht viel zu merken, auch wenn ein Gedicht in diesem Roman an
eines seiner späteren Werke erinnert.
Der Mordfall ist grausam und brutal,
verliert sich aber in den endlosen Gesprächen zwischen Ermittler und
zukünftigem Dichter. Als Poe die betörende Lea Maquis kennenlernt und sich in
sie verliebt, vergisst man als Leser fast, dass es sich hier um einen Krimi
handelt. Die Seiten langen Ergüsse, die Poe an Landor richtet und in denen er
von seiner Liebe zu Lea berichtet, ermüden den Leser vollends. Da Poe und
Landor vereinbart haben, in brieflicher Form zu kommunizieren, damit die
Beteiligung Poes an den Ermittlungen geheim bleibt, nehmen diese schwülstigen
Ergüsse ein Ausmaß an, das kaum zu ertragen ist. Fast vergisst man darüber,
dass sich noch ein zweiter und dritter Mord ereignen. Dazu kommt dass der
Roman mit sehr vielen Fremdwörtern gespickt ist, deren Bedeutung sich oft auch
nicht aus dem Text herleiten lässt. Das erfordert intellektuellere Leser als
ich einer bin, nur werden die sich nicht dazu herab lassen, einen gewöhnlichen
Kriminalroman zu lesen.
Seltsamerweise habe ich das Buch
trotzdem beendet, immer in der Hoffnung, dass doch endlich etwas passieren
muss. Seitenlange Beschreibungen einer Tischordnung und der Kleidung der Gäste,
schauerliche dichterische Ergüsse und endlose Gespräche ohne auf den Punkt zu
kommen, das konnte doch nicht alles
sein. Und tatsächlich...auf den letzten knapp achtzig Seiten überschlagen sich
die Ereignisse und es kommt endlich Leben in die Geschichte mit einer Wendung,
die wirklich nicht zu erwarten oder vorher zu sehen war. Aber 400 Seiten lesen
und am Ende dann endlich belohnt zu werden, das fesselt keinen Leser.
Fazit:
Das Cover, der Klappentext und der Satz
auf dem Cover : »19. April 1831, in zwei oder drei Stunden werde ich tot sein«
wecken Erwartungen, die in keinster Weise erfüllt werden. Vielleicht liegt es
an der Übersetzung, dass die Würze der Dialoge zwischen Poe und Landor hier verloren
gehen. Mich hat es nur gelangweilt.
Titel: Der denkwürdige Fall des Mr. Poe
Autor: Louis Bayard
Verlag: Insel Verlag, Softcover, 492
Seiten
ISBN: 9783458682035
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!