19 November 2016

Druide der Spiegelkrieger von Werner Karl



Seit  frühester Kindheit zeigt Tuan ein großes Verständnis für die Natur und  durchstreift die Wälder in der Umgebung seiner Heimat, beobachtet die Tiere, lernt von ihnen und studiert die Pflanzen. Einer dieser Streifzüge rettet ihm das Leben. Als die Römer sein Dorf überfallen und alle Einwohner massakrieren, weilt Tuan weitab von zu Hause und findet nur noch die Überreste der zerstörten Häuser und die Leichen seiner Familie und Freunde. Das Gesicht des Anführers der römischen  Legion brennt sich tief in sein Herz und fortan ist es sein Ziel, diesen Mann zu finden und Rache zu üben.

Doch er ist noch ein Junge, was soll er gegen die Übermacht der Römer ausrichten? Die Disziplin der römischen Legionen und ihre Ausbildung führt sie von Sieg zu Sieg. Während die Picten uneins sind und sich untereinander bekämpfen, statt sich gemeinsam dem Feind zu stellen.   
Wochenlang streift Tuan  ziellos durch Pictenland, hält sich von Menschen fern, e s scheint, als würde er in eine bestimmte Richtung gezogen. Und wie es das Schicksal oder die Bestimmung will, trifft er auf Kennaigh, einen alten Druiden, der den Jungen als Lehrling bei sich aufnimmt.  Druiden sind Seher, Heiler, Priester und heilige Männer, Kennaigh jedoch scheint auch ein Krieger gewesen zu sein, denn er unterrichtet Tuan ebenfalls im Kampf. Der Junge lernt Latein, römische und britische Geschichte und lernt aus den Siegen seines Feindes und den Niederlagen ihrer Gegner. Er gewinnt einen umfassenden Eindruck über das Leben und die Taktiken der Eroberer und sucht Lücken in ihrer Strategie. Acht Jahre verbringt er bei dem alten Mann, bevor dieser stirbt und dem jungen ein Erbe hinterlässt, das ihm die Möglichkeit gibt, sein Volk zu befreien . Als Tuan seinen Plan endlich in die Tat umsetzen kann, ist er nicht mehr alleine. Das Wissen bürdet ihm große Verantwortung auf. Nicht nur für Lucia, Inga und Swidger, sondern für sein ganzes Volk, persönliche Gefühle und Rache müssen hinten an stehen.

Hier handelt es sich um eine gelungene Mischung aus historischen Fakten, Fantasy und einigen Ereignissen, die dem Geist des Autors entsprungen sind aber nichtsdestotrotz glaubhaft wirken. Tuan ist von Anfang an der Held, auf dessen Seite man sich stellt. Wie der Autor schreibt: "Römer, mir graut vor eurem Schicksal!" In ihrer Arroganz sind sie nicht in der Lage, etwas über ihre Gegner zu lernen. Für sie sind alle Britannier Barbaren, ungebildete und unkultivierte Bauern. 

Was passiert, wenn jemand die Stämme vereinigen kann? Die gewaltige Anzahl der Picten würde wie eine Flutwelle über die Römer hereinbrechen. Das scheint sie jedoch nicht zu bekümmern, sie sind sich sicher, alle Anführer, die ihnen gefährlich werden könnten, eliminiert zu haben.

Die Angst, sich zu offenbaren, steckt tief in Tuan. Beim Volk achtet und respektiert man ihn, ebenso fürchtet man ihn aber auch. Er führt ein einsames und zurück gezogenes Leben. Nur mit Bran als Gefährten und eines Teil des Weges begleitet von Eamon.  

Ich mag Romane mit jugendlichen Helden nicht besonders. Als ich zu Beginn lass, dass Tuan zwölf Jahre alt ist, habe ich geseufzt und gedacht: Nicht schon wieder so ein Kind, das ratzfatz und unglaubhaft innerhalb kürzester Zeit zum Helden mutiert. Aber ich wurde positiv überrascht. Der Autor lässt seiner Figur Zeit, sich zu entwickeln und zu reifen. Seine Ausbildung dauert acht Jahre und stellt ihn vor viele Herausforderungen. Werner Karl zieht diese Spanne nicht unendlich in die Länge sondern beschreibt sie kurz und knapp, um dann auf da s Wesentliche zu kommen: Tuans Plan, die Picten zu einigen und die Römer zu besiegen. Sicher kommt hier auch ein wenig Magie ins Spiel aber trotzdem wirken Tuans Pläne und Handlungen glaubhaft, von denen er sich nur durch Lucia etwas ablenken lässt. Ihre Faszination für den fremden Krieger wirkt ebenfalls überzeugend. Gerade seine Andersartigkeit und sein Auftauchen auf den Schlachtfeldern machen sie neugierig auf ihn.

Was mir besonders gut gefallen hat ist, wie Werner Karl die Sprache als Medium benutzt, flüssig, klar, fließend und ausdrucksstark, ohne große Abschweifungen und Ausschmückungen. Keine der knapp 490 ist zu viel, das Buch wirkt aus einem Guss. Die Schlachtenszenen sind nicht ausufernd, wie bei manch anderen Fantsybüchern, sie sind durchaus detailliert beschrieben und bringen einem die grausame Realität des Krieges nahe, überfordern den Leser aber nicht.

Das ist ein Fan von Shutterstock bin, ist mittlerweile sicher hinlänglich bekannt. Die Cover, an denen er mitwirkt oder für die er Fotos zur Verfügung stellt, sind stets gelungen und einprägsam. So auch hier.

Am Ende des Buches findet der Leser ein Personenregister und ein Glossar, eine schöne Abrundung dieser gelungenen, spannenden und unterhaltsamen Geschichte. Eine Karte Britanniens wäre das A und O gewesen.

Die Geschichte findet eine Fortsetzung in Königin der Spiegelkrieger, das ich sicherlich ebenfalls lesen werde.

8 von 10 Sternen

Titel: Druide der Spiegelkrieger

Serie: Spiegelkrieger Band 1

Autor: Werner Karl

Fotos: Shutterstock und Istockphoto

Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform

ISBN: 9781505296495, TB, 486 Seiten

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