Choises - die Verborgenen von Nils Nöske

 

ich han jedaach
Ich lore dir midden en et Jeseech

En waache klore Auge

Wat ich jesin han
Dat kannt ich noch nit
Ich jläuv' ding Zung es jespalde
Dr Jekyll un Mr Hyde
Wat es loß hinger dinger Mask'
Wat verstecks du ungerm Kleid?

Kölle, loß di Maske falle
Zeich mer endlich di Jeseech
Kölle, loß di Maske falle
Ich weiß jenau die bruchs du nit
Maske bruchs du nit

(Brings)

 

Als ich das Buch von Nils Nöske gelesen habe, musste ich immer an das Lied von Brings denken, für mich eines der schönsten und ehrlichsten kölschen Lieder. Auch in diesem Roman geht es um Masken. Die Masken übertünchen das Sein, sie zeigen uns, wer man gerne wäre, nicht, wer man ist.

So geht es auch den zwei Protagonisten Pheroa und Fernull. Einst waren sie ein Paar, bis sich Pheroa von Fernull trennt. Sie fühlt sich eingeengt in der Beziehung, sie weiß nicht, was sie vom Leben möchte. Seit der Trennung ignoriert sie Fernull, der still vor sich hin leidet und seine ehemalige Freundin aus der Ferne beobachtet. Als Pheroa in einem einsamen Gemäuer tief versteckt im Wald  eine Maske findet und diese aufsetzt, wandelt sich ihr ganzes Wesen. Endlich ist sie so, wie sie immer sein wollte. Beliebt, stets im Mittelpunkt, sogar für Fernull hat sie ein paar positive Worte. Als sie Fernull zeigen möchte, wo sie die Maske gefunden hat und ihn zu der einsamen Villa führt, findet auch Furnell dort eine Maske. Sie macht ihn selbstsicher, eloquent, endlich kann er ausrücken, was er fühlt. Doch er ahnt auch, dass die Masken mehr von einem verlangen, als sie geben. Er warnt Pheora vor der Nutzung, doch diese hört nicht auf ihn, denn noch nie in ihrem Leben hat sie sich so glücklich gefühlt, anerkannt und respektiert.

Natürlich sind diese Masken nur Sinnbilder. Es geht um die Fragen wer wir sein wollen. Es geht darum, dass jeder Mensch im Leben verschiedene Masken aufsetzt, nie wirklich das ist oder sein kann, was er von Herzen möchte. Nur wenige Menschen schaffen es, ihren Traum zu leben, sie scheitern an der Realität. So auch Pheora und Furnell. Pheroas Mutter ist eine Alkoholikerin, die Schwester treibt sich herum, sie selber fühlt sich unnütz, unsicher in allen Belangen des Lebens. In ihr ist eine stille Wut, die sie meisten an Fernull auslässt. Und er nimmt es hin, der stille und duldsame Mensch, der seine Gefühle nicht in Worte fassen kann. Fernull möchte Pheroa beschützen aber sie fühlt sich durch ihn eingeengt und bevormundet. Nur mit den Masken schaffen sie es, miteinander zu kommunizieren.

Zusammen mit den Masken erscheint Cratulla, ein seltsames Wesen, das alles über die Masken zu wissen scheint. Auch er warnt Pheora vor deren Nutzung, kennt er doch den Ursprung dieser Gebilde. Als sich die jungen Menschen immer mehr Gefahren ausgesetzt sehen, machen sie sich auf, um die Hintergründe zu erfahren. Es ist eine Reise in eine andere Welt, eine Reise zu sich selbst und zu den tiefsten Gedanken und Gefühlen.

Ich gebe zu, ich war etwas genervt von Peoras oft zickiger und ungerechter Art Fernull gegenüber aber man muss als Lesende berücksichtigen, dass sie erst 17 Jahre alt ist und ihren Platz in der Welt finden muss. Fernull ist um einiges älter als sie aber ebenso unsicher, was er vom Leben erwartet. Er weiß allerdings, dass er Pheora will, nur die Art, dies zu zeigen, ist nicht der richtige Weg.

Ich habe während des Lesens einige Pausen eingelegt, denn die Geschichte und auch das Thema sind nicht einfach zu verdauen. Meines Erachtens hätten der Geschichte 50 Seiten weniger gut getan, denn die Beziehung zwischen den beiden Charakteren wird oft wiederholt, auf mich wirkt das redundant. Aber nichtsdestotrotz bleibt man dann, denn man möchte das Ende erfahren, gibt es nicht vielleicht auch eine Lösung für den Lesenden, wie er die alltäglichen Masken absetzen kann?

Ich verlinke noch die beiden anderen Bücher von Nils Nöske

 

Die Mächtigen 

Die Besessenen

 

Fazit:

Kein einfaches Buch aber die Geschichte beeindruckt und man beginnt, über die eigenen Verhaltensmuster nachzudenken.

 

Titel: Die Verborgenen

Reihe Choises

Autor: Nils Nöske

Verlag: Seöfpublishing, TB, 414 Seiten

ISBN: 9798302664266