Marco ist ein Straßenjunge, der in der
Stadtrepublik Vestona lebt. Sein Leben besteht aus Diebstahl und Flucht und der
ewigen Angst vor der Wache. Er hat keine Zukunft, er ist einer der unzähligen
Armen, die ihr Leben in der reichen Stadt fristen, deren Reichtum nur für
einige wenige bestimmt ist.
Eines Tages wird er auf frischer Tat bei
einem Diebstahl ertappt und in den Kerker geworfen. Sein Schicksal scheint
besiegelt, bis sich die Tür der Kerkerzelle öffnet und »Bruder Giate« aus dem Orden
der Seher vor ihm steht und ihm ein verlockendes Angebot unterbreitet. Ein Bett,
jeden Tag warme Mahlzeiten und Sicherheit, wenn er dem Orden Beitritt. Marco denkt
nicht lange darüber nach. Zu lange hat er auf eine Chance gewartet, seinem
elenden Leben zu entfliehen und nun scheint sie gekommen.
Im Orden übernimmt er einige Aufgaben,
am liebsten sind ihm die Botengänge, die es ihm ermöglichen, durch seine Stadt
zu streifen. Auf einem dieser Streifzüge
lernt er das Mädchen Elena kennen, mit der er sich anfreundet. Zwei weitere Personen
begegnen ihm, die sein Leben für immer verändern werden. Den Erfinder Zalvado
und den Elf Caronix. Zusammen kommen sie hinter das Geheimnis des Ordens.
Während die Stadt von Herzog Solare,
genannt der schwarze Herzog, angegriffen wird, versuchen die vier Freunde
alles, um dem Orden Einhalt zu gebieten.
Kommentar:
Die Geschichte hat sehr viel Potenzial
und nachdem ich das Buch beendet hatte dachte ich: Das war es? Es bleiben sehr
viele Fragen offen, über manche Personen und Ereignisse hätte ich gerne sehr
viel mehr erfahren. So war es eine nette, durchaus spannende Geschichte, bei
der mir aber deutlich die Tiefe gefehlt hat.
Der Autor springt zwischen zwei
Handlungssträngen hinterher. Zwischen den Ereignissen in der Stadtrepublik
Vestona und dem nahendes Heereszug des schwarzen Herzogs. Dieser hat auf seinem
Weg nach Vestona schon viele Städte besiegt und es scheint, dass ihn niemand aufhalten kann. Hier bleiben alle
Figuren sehr undurchsichtig. Der Herzog scheint ein kriegslüsterner Eroberer zu
sein, der grausam und brutal seinen Weg geht. Sein Spion Ombro bleibt völlig
undurchschaubar, man weiß nie ob er wirklich zum Herzog steht oder nicht.
In Vestona sind es Marco, Elena, Zavaldo
und Caronix, die von den Ereignissen in und vor der Stadt überrollt werden.
Vestona erinnert stark an Venedig und für Zalvado stand eindeutig Leonaro da
Vinci Pate. Caronix ist ein nicht unbedingt ein typischer Elf. Er hat eine
freche Zunge, wirkt lebenslustig, trinkt viel und gilt als der beste
Fechtkünstler der Welt. Hinter diesem oberflächlichen, frechen Kerl steckt allerdings
eine Tragik, die sich dem Leser erst nach und nach erschließt. Er ist hier
meine Lieblingsfigur.
Zalvado ist ein verkanntes Genie, ein
Künstler und Erfinder, dessen Traum es ist, eine Flugmaschine zu bauen. Elena entpuppt
sich als sehr talentiert in Sachen Technik und Mathematik und sie hilft Zalvado bei seinen Berechnungen. Zalvado lehrt
die beiden Jugendlichen lesen und schreiben und zeigt ihnen, dass die Welt aus
mehr besteht als ein Dasein zu fristen.
Sehr lange Zeit erschließt sich dem Leser
nicht, wie die zwei Handlungsstränge zusammen passen. Nebenher gibt es immer
wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die wesentlich ausführlicher und
informativer hätten sein können. So bleibt die ganze Handlung leider sehr
oberflächlich und man denkt sich oft: Ok, was sollte das jetzt, warum..wieso
...weshalb...
Wie kann es sein, dass Marco, der doch
dem Orden dient, so viel Zeit bei Zalvado verbringen oder mit Elena durch die
Stadt streifen kann? Wie kann Elena, die in einer Fabrik arbeitet, noch die
Zeit und Energie aufbringen, abends durch die Stadt zu streifen? Das Setting
ist mittelalterlich und es ist bekannt, wie sehr die Arbeiter damals schuften
mussten oder ausgebeutet wurden. Das Leben war ein täglicher Kampf um das
Überleben. diese Leichtigkeit der beiden Jugendlichen wirkt nicht unbedingt
glaubhaft. Aber das sind nur Kleinigkeiten, die irritieren.
Der Autor erzählt flüssig und spannenden
eine leichte, etwas oberflächliche Geschichte, die man gerne liest aber auch
schnell wieder vergisst. Es war irgendwie alles schon einmal da und teils
besser. Ich nenne als Beispiel mal Stravaganza, die Stadt der Masken. Ein
ähnliches Setting aber Charaktere mit mehr Tiefe und eine überzeugendere
Handlung.
Fazit :
Alles in allem ein nettes Buch, mit
einer leichten Geschichte, die gut unterhält, der es aber an Tiefe fehlt und
die teilweise vorhersehbar war. Das Cover ist genial und verspricht viel. Ich
mag die Bücher aus der Hobbit Presse, dies war das erste Buch, das mich
tatsächlich etwas enttäuscht hat.
Man fragt sich als Leser dann schon,
warum Christoph Hardebusch bei einem so renommierten Verlag veröffentlichen
kann und Autoren wie Pascal Wokan oder Dane Rahlmeyer, deren Romane unvergleichlich
spannend und innovativ sind, als Selfspublisher veröffentlichen.
Für Einsteiger in die Fantasy, die etwas
leicht lesbares suchen, ist dieses Buch sicher eine Empfehlung, für
Fantasyleser vom harten Schlag ist diese Geschichte zu seicht und
vorhersehrbar.
Titel: die Stadt der Seher
Autor: Christoph Hardebusch
Verlag: Hobbit Presse, HC, 438 Seiten
ISBN: 9783608939187
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