Fetch Phillips ist ein gebrochener Mann.
Falsche Entscheidungen führten ihn auf der Spirale des Lebens immer weiter nach
unten und er verlor alles, was ihm je etwas bedeutet hat.
Nun vegetiert er als Privatermittler in
»Sunder City« vor sich hin und hält sich mit ein paar Aufträgen so gerade über Wasser.
Menschliche Klienten nimmt er nicht an, denn die Menschen waren es, die ihn an
den Rand dieses Abgrundes geführt haben. Als junger, naiver Mann, der sich
selbst seinen Wert beweisen wollte, wurde er ausgenutzt und manipuliert, so
dass er das Liebste verraten hat, was er je hatte. Durch seine Handlungen und
seine Entscheidungen ging die Magie der Welt verloren, magische Geschöpfe
starben aus oder verloren ihre Kraft. Zurück blieb der Mensch, der diese Wunder
stets beneidete und daher für deren Untergang sorgte.
Die Kinder der ehemals magischen
Geschöpfe wissen, dass sie anders sind, doch sie wissen nicht warum. Simon Burbage gründet die »Ridgerock-Akademie«
an der ehemalige magische Wesen unterrichtet werden. Ein Novum, denn früher
haben sich diese Wesen nur um sich selbst gekümmert, Elfen neben Zwerge oder
Feen sitzen zu sehen, war eine Seltenheit.
Einer der Lehrer der Akademie, Edmund
Albert Rye, wird vermisst und Fetch soll ihn finden. Bei seinen Ermittlungen
findet der Detektiv heraus, dass nicht nur der Lehrer vermisst wird, sondern
auch eine seiner Schülerinnen, eine Sirene, die er in Gesang unterrichtet hat.
Auch wenn die Sirenen ihre Kräfte verloren haben, sind ihre Stimmen immer noch wunderbar.
Je weiter Fetch ermittelt, desto mehr
muss er sich seiner Vergangenheit stellen und die Erinnerungen sind alles
andere als angenehm.
Kommentar:
Ich habe auf Amazon die vielen negativen
Kritiken zu diesem Buch gelesen und kann sie nicht nachvollziehen. Als ich das
Cover und den Titel sah, wollte ich das Buch unbedingt lesen, ohne überhaupt
den Klappentext zu kennen. Und das Buch hat für mich alles gehalten, was es
versprach. Die Übersetzung von Christoph Hardebusch ist absolut gelungen, man
merkt, dass er selber Fantasyromane schreibt.
Die Figur eines desillusionierten
Privatermittlers ist nicht neu. Schon Raymond Chandler hat mit seiner Figur
»Philipp Marlowe« so eine düstere Figur
geschaffen und auch in der Fantasy finden sich viele solcher Detektive. Die
Geschichte teilt sich in zwei Abschnitte. Die Ermittlungen in der Gegenwart und
die Ereignisse aus der Vergangenheit, die zum versiegen der Magie führten. Nach
und nach wird aufgerollt, welche Schuld Fetch auf sich geladen hat, doch man
kann ihn als Leser dafür nicht verurteilen. Er fühlte sich nie zugehörig, nie
anerkannt und wollte sich immer wieder beweisen, besser sein, als alle anderen.
Er wollte seinen magisch begabten Freunden und sein großer Liebe zeigen, dass
ein Mensch genau so fähig sein kann, wie sie.
Das führte ihn in die Fänge von Menschen, die stets neidisch auf die
anderen Wesen waren, die etwas besaßen, was ein Mensch nie besitzen konnte. Magie.
Nun ist das Strahlen in der Welt
verloren gegangen. Elfen alterten in Minuten um Jahrhunderte und wurden zu
Staub. Drachen vielen vom Himmel, Zwerge und Riesen verloren ihre Kräfte und
Sirenen ihre Stimme. Der Mensch, mit seinem Ehrgeiz, seiner Missgunst und
seiner Gier übernimmt das Zepter.
Als Fetch das erste Mal die Akademie
besucht, wird er brutal mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Den Kinder wird
ein Film gezeigt, wie es vor dem Verlust der Magie war und einzelne Spezies und
ihre ehemaligen Fähigkeiten werden genau benannt.
Viele der Geschöpfe vegetieren, durch
den Verlust der Magie, nur noch vor sich hin. Andere hingegen versuchen, aus
der Situation das Beste zu machen und neue Wege zu finden, um weiterleben zu
können. Edmund Rye ist so ein Mann. Als ehemaliger Vampir, der nun in der Sonne
wandeln kann und keine Gelüste nach Blut mehr hat, lebt er in einem
sonnendurchfluteten Studio über der Bibliothek. Der Verlust seine Kraft schenkte
ihm die Sonne und er versucht, alle positiven Aspekte des neuen Lebens seinen
Schülern zu vermitteln. Keine leichte Aufgabe, wenn diese in Familien leben,
deren Mitgliedern resigniert und aufgegeben haben.
Interessant fand ich als Leser den
Aspekt, dass die Welt dazu überging, die Geschichte neu zu schreiben. Die
Bücher, in denen magischen Wesen vorkamen, wurden vernichtet. Ich fand das sehr
grausam, denn auch wenn die Magie verschwunden ist, hat sie und mit ihr diese
ganzen Wunder, ja durchaus existiert. Der Autor hat meines Erachtens sehr viele
politische Aspekte der heutigen Zeit in diesen Roman mit eingebaut. Man denke
nur an die Zerstörung der historischen Stätten durch die Kriege im Orient. Und
durch den Alltagsstress sehen und erkennen wir oft die kleinen Wunder dieser
Welt nicht mehr, die in den einfachen Dingen liegt.
Fazit:
Für mich ein gelungenes Debut, der auch
sprachlich punkten kann. Viele bemängeln die Länge einiger Passagen aber gerade
die Ausflüge in die Vergangenheit sind es, die uns diese Welt näher bringen.
Also nichts für hastige Leser sondern eher für Menschen wie mich, die gerne in
andere Welten versinken und alles über sie erfahren möchten.
Titel: Der letzte Held von Sunder City
Autor: Luke Arnold
Verlag: Knaur, TB, 319 Seiten
ISBN: 9783426526263
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!